Zwei Tage vor seinem Start beim 35. real,- BERLIN-MARATHON zeigt
sich Marathon-Weltrekordler Haile Gebrselassie zuversichtlich. Der 35
Jahre alte äthiopische Weltklasseläufer will am Sonntag seinen einen
Jahre alten in Berlin aufgestellten Marathon-Weltrekord von 2:04:26
Stunden angreifen und ihn unter die Marke von 2:04 Stunden drücken.
„Wenn es mir gelingt, die erste Streckenhälfte in der Zeit wie letztes
Jahr zu passieren, traue ich es mir zu. Bei meinem Versuch in Dubai war
die erste Hälfte zu schnell.“ Gebrselassie hatte im Januar den
Dubai-Marathon in 2:04:53 gewonnen.
Den Start beim
Olympia-Marathon in Peking hatte er vorzeitig abgesagt, weil er als
Allergiker die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimas
fürchtete. Stattdessen trat er über 10.000 Meter an und belegte dort
den sechsten Platz, gerade fünf Sekunden hinter dem Sieger, und
demonstrierte dabei seine hervorragende Form, die er jetzt auf der
Marathondistanz umzusetzen hofft.
Sein Training in der
Höhenlage der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba verlief sehr gut,
betonte er. „Nach den Olympischen Spielen habe ich zu Hause trainiert,
dabei stand die Ausdauer im Vordergrund. Und ich bin dabei sehr gut in
Form gekommen. Ich hatte dann ein kleines muskuläres Problem vor zwei
Wochen, aber das ist normal, wenn man auf einem so hohen Level
trainiert. Da gibt es immer wieder mal kleine Wehwehchen. Ich fühle
mich jetzt fit und gehe mit viel Selbstvertrauen ins Rennen“, erklärte
Haile Gebrselassie und fügte hinzu: „Aber wenn man einen Weltrekord im
Marathon aufstellen will, dann muss an diesem Tag alles perfekt
stimmen. Wenn es am Sonntag klappt, prima. Wenn es nicht reicht, dann
schauen wir auf das nächste Jahr. Aber Berlin bietet den schnellsten
Kurs, da ist immer etwas möglich.“
„Ich weiß, dass ich
2:03 Stunden laufen kann. Aber ich weiß nicht, wann ich das erreichen
werde. Für Sonntag will ich mir keine bestimmte Zeit als Ziel setzen.
Ich möchte keine Zeiten mehr prognostizieren. Es kann durchaus sein “,
erklärte der 35-Jährige, der sich am Sonntag in Berlin auch für den
WM-Marathon im nächsten Jahr in der deutschen Hauptstadt qualifizieren
möchte. „2009 möchte ich bei den Weltmeisterschaften starten und
Marathon laufen. Aber eine große Meisterschaft ist natürlich etwas
anderes als ein Rennen wie am Sonntag. Im nächsten Jahr geht es mir in
Berlin um den Sieg, die Zeit spielt dann keine Rolle“, erklärte Haile
Gebrselassie, der es nicht bereut, bei Olympia über 10.000 m anstelle
im Marathon an den Start gegangen zu sein. „Ich habe das Rennen im
Fernsehen gesehen. Sammy Wanjiru hat eine tolle Leistung gezeigt und
für Kenia war es natürlich etwas ganz besonderes, denn es war das erste
Marathon-Gold für die Kenianer bei Olympia. Ich war sehr überrascht
über die schnelle Siegzeit von Sammy Wanjiru.“
Berlin
sei für ihn eine ,Glücksstadt’ erklärte Haile Gebrselassie. „Manchmal
ist das so, dass man in einer bestimmten Stadt immer besonders
erfolgreich ist. Das ist für mich Berlin. Hier war ich schon als Junior
in der Marathon-Staffel sehr stark, die wir als äthiopisches Team
gewonnen haben. Dann hatte ich auf der Bahn beim ISTAF Erfolg und nun
beim real,- BERLIN-MARATHON. Die letzten beiden Marathonrennen hier
waren einfach phantastisch für mich. Berlin ist für mich wie ein
Heimspiel. Deswegen will ich auch nächstes Jahr bei den
Weltmeisterschaften hier laufen.“
Die enorme
Unterstützung, die Haile Gebrselassie bei seinen vergangenen beiden
real,- BERLIN-MARATHON-Rennen erhalten hat, begann am Freitagmorgen
schon etwas früher: Auf dem Frankfurter Flughafen wünschten die beiden
Polizisten bei der Passkontrolle dem Superstar viel Glück und
erklärten: „Wir laufen am Sonntag auch in Berlin.“ „Ich habe mich
gewundert, dass sie dann noch im Dienst waren, aber sie sagte, das sei
kein Problem.“
Charles Kamathi: Hailes schärfster Rivale
„Ichbin in guter Form und möchte meine Bestzeit weiter steigern“, erklärte
Charles Kamathi in einem Telefoninterview am Freitag. Der Kenianer, der
sich in Rotterdam im April als Dritter auf 2:07:33 Stunden verbessert
hatte, lebt zeitweilig in Japan. „Bis Juli habe ich in Japan trainiert,
ab August dann in Kenia“, sagte der 30-Jährige, der 2001 bei der WM
10.000-m-Weltmeister wurde und dabei unter anderen Haile Gebrselassie
besiegte. „Das ist sicherlich eine Motivation, Haile geschlagen zu
haben, aber man kann Bahnrennen nicht mit dem Marathon vergleichen.“
Kamathi will am Sonntag das Weltrekord-Tempo von Haile Gebrselassie
nicht mitgehen. „Ich werde in der zweiten Gruppe laufen und hoffe auf
ein Tempo zwischen 2:06 und 2:07 Stunden. Aber wenn ich mitbekomme,
dass Haile in Schwierigkeiten geraten sollte, dann werde ich sicherlich
angreifen.“