Die Spiele von Athen sind beendet
Good bye Athens - See you in Bejing
Die XXVIII. Olympischen Spiele von Athen gehören seit Sonntagabend der
Vergangenheit an. Um 22:23 Ortszeit (21:23 MESZ) erklärte sie
IOC-Präsident Jacques Rogge vor 72.000 Zuschauern im Olympiastadion der
griechischen Hauptstadt und geschätzten drei Milliarden vor den Fernsehern
in aller Welt für beendet.
Mit der traditionellen Formel rief der Belgier die Jugend der Welt auf, sich
in vier Jahren wieder zu den Sommerspielen in Peking 2008 zu versammeln. Die
Schlussfeier fand nach alter Tradition wie stets im antiken Olympia bei
Vollmond statt ...
NOK-Bilanz-Pressekonferenz mit Dr. Klaus Steinbach und DSB/BL-Chef
Ulrich Feldhoff
Dank an die Mannschaft und alle Partner
Bei der offiziellen NOK-Abschluss-Pressekonferenz zu den Olympischen Spielen
in Athen sprach NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach von hervorragenden
Spielen und dankte Griechenland als gutem Gastgeber. Darüber hinaus
verlieh er seiner Freude über das Auftreten der deutschen
Olympiamannschaft Ausdruck, die das Land würdig vertreten haben.
Ulrich Feldhoff, Vizepräsident Leistungssport des DSB, bedauerte, dass
die deutsche Olympiamannschaft gesteckte Ziele nicht erreicht habe. In
sportlicher Hinsicht seien die Aktiven Asiens, insbesondere Chinas und
Japans, Gewinner der Spiele, während die Sportlerinnen und Sportler
Europas, neben Deutschland auch Großbritanniens, Frankreichs, Italiens
und Spaniens, an Boden verloren hätten.
Die deutsche Olympiamannschaft habe ein starkes und über weite Teile
überzeugendes Ergebnis abgeliefert, bilanzierte der Chef de Mission der
deutschen Olympiamannschaft, Dr. Klaus Steinbach. "Ebenso müssen wir
aber auch festhalten, dass es Mannschaftsteile gab, die die Erwartungen nicht
erfüllten konnten", sagte Steinbach. Die Endkampfteilnahme, Kriterium
zur Nominierung für die Olympiamannschaft, sei im Durchschnitt nur von 55%
der Aktiven, in der Leichtathletik gar nur von 20% der Sportlerinnen
und Sportler erreicht worden.
Dennoch sei die Zielsetzung zu den TOP 5 der erfolgreichsten Sportnationen
zu zählen, nach der Anzahl der Medaillen erreicht worden. Positiv
bilanzierte Steinbach das Abschneiden der Spielsportarten sowie der
Zweikampfsportarten Judo, Boxen und Fechten (Mannschaft).
Im Bereich Wassersport habe die Teilmannschaft Kanu das erfolgreichste
Teilergebnis überhaupt beigesteuert, während die Ruderer den eigenen
Erwartungen entsprochen und die Schwimmer zum Teil hinter diesen
zurückgeblieben seien. Ansprechend Leistungen habe es darüber hinaus
beim Schießen, Radsport (insbesondere Bahn) und Reiten gegeben. Im
Bereich Turnen seien insbesondere die Medaillen im Trampolinspringen zu
erwähnen. Unter den Schwächen subsumierte Steinbach die Ergebnisse
der Teilmannschaften Segeln, Ringen, Gewichtheben, Straßenradsport
und Leichtathletik.
Auffallend sei auch die Tatsache, dass die Top-Athleten und Top-Favoriten der
Mannschaft den in sie gesetzten Erwartungen nicht immer hätten entsprechen
können.
"Mit dem Beginn der nächsten Olympiade am kommenden Montag wird
das NOK sich aktiv in die Diskussion um die notwendigen Veränderungen im
Spitzensport einbringen", so NOK-Präsident Steinbach. "Wir
wollen, dass dabei zuerst über Ziele und Inhalte, dann über
Strukturen und ganz zum Schluss über Personen gesprochen wird", so
der ärztliche Direktor der Hochwaldkliniken in Weiskirchen im Saarland.
Zur Beteiligung aufgefordert seien alle im Spitzensport Verantwortung tragenden
Einrichtungen. Das NOK für Deutschland wolle künftig
stärker an der Spitzensportsteuerung beteiligt werden und nach Athen
zügig in die Diskussion mit dem DSB eintreten.
Wenige Stunden vor Beendigung der Spiele galt der Dank des deutschen Chef de
Mission allen Aktiven, ihren Trainern und Betreuern, den Verantwortlichen von
DSB, Stiftung Deutscher Sporthilfe, ATHOC, IOC, Bundesministerien,
Wirtschaftspartnern, Medien und vor allem den zahlreichen Volunteers
(Freiwilligen), die die Spiele mit ihrem Engagement zu einem einmaligen
Ereignis gemacht haben.
"Unser ursprüngliches Ziel, den dritten Platz in der Anzahl der
Medaillen zu erreichen, musste bereits bei Halbzeit dieser Spiele korrigiert
werden", sagte Ulrich Feldhoff, Vizepräsident Leistungssport des DSB
und bilanzierte: "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen".
Feldhoff bemängelte insbesondere das Abschneiden von
Leichtathleten und Ringern und forderte in diesen Sportarten dringend
Veränderungen.
"Wenn es uns nicht gelingt, uns in diesen medaillenträchtigen
Sportarten zu verbessern, haben wir keine reelle Chance, 2008 unter den ersten
fünf zu sein", sagte Feldhoff und verwies auf eine Plazierungsbilanz
von 155 Rängen zwischen 1 und 10 sowie 199 Plazierungen zwischen 11 und
Ausscheiden. Die Realisierung der Endkampfteilnahme bei nur 55% der Aktiven sei
gegenüber 70% in Sydney gravierend zurückgegangen, erkannte
Feldhoff.
Auffallend sei gewesen, dass es einigen Aktiven, den Beobachtungen und
Äußerungen zufolge, am unbedingten Willen zum Sieg und zum
bestmöglichen persönlichen Ergebnis hätten fehlen lassen.
"Zufriedenheit auf niedrigem Niveau, das kann nicht die
Einstellung sein, die für die kommenden Spiele in Peking
weiterführt", so Feldhoff, der ergänzte: "Wer mit
der Qualifikation für die Olympischen Spiele seine persönlichen Ziele
schon erreicht hat, dem fehlt beim Olympischen Ereignis die richtige
Einstellung, um sich in der Weltspitze zu etablieren". Auch den
Gesundheitsnachweis bei vor den Spielen angeschlagenen Aktiven will Feldhoff
künftig durch einen Leistungsnachweis ersetzt sehen. Das Ergebnis von
Teilmannschaften wie Judo hingegen mache hingegen Mut, dass Sportler mit dem
Mut zur Konzentration und überzeugenden Konzepten innerhalb von nur einer
Olympiade wieder an die Weltspitze herangeführt werden könnten.
"Ich bin mir nicht sicher, ob in allen Verbänden die Trainings- und
Belastungssteuerung unmittelbar vor den Olympischen Spielen optimal
funktioniert hat", sagte Feldhoff und sah sich in dieser Hinsicht
insbesondere von den Planungen in dem von ihm geführten Kanu-Verband
bestätigt. Als strukturellen Mangel im deutschen Spitzensportsystem
führte Feldhoff die für viele Sportlerbiographien kennzeichnende
"Parallelität von beruflicher und sportlicher Karriere" an,
deren Probleme von anderen Ländern besser gelöst worden
seien.
Dramatische Karriereeinbrüche führten hingegen in Deutschland
dazu, dass die seit sieben Jahren führende Position in der Addition der
Ergebnisse aller Junioren-Weltmeisterschaften in den olympischen Sportarten
nicht in den Aktivenbereich überführt werden könnte.
Quelle:
www.nok.de