Am Freitag, dem 11. Juni wird Fritz Steinmetz im Kasseler Rathaus vom
Oberbürgermeister der Stadt mit dem Bundesverdienstkreuz der
Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Mit dieser Auszeichnung wird ein Mann geehrt, der den
Leichtathletik-Enthusiasten seit vielen Jahrzehnten bekannt ist, der aber nie
im Fokus und im Rampenlicht der Medien und der Öffentlichkeit stand.
Allerdings seine Stimme war bekannt, denn er war 50 Jahre lang Stadionsprecher
(1940 – 1990) bei über 500 Leichtathletik-Veranstaltungen und bei
über 90 Deutschen Meisterschaften und Länderkämpfen.
Das ist eine Serie die ihresgleichen sucht.
50 Jahre lang war er als Leichtathletik-Journalist tätig, u.a. für
die Fachzeitschrift „Leichtathletik“ – dem Fachblatt der
deutschen Leichtathletik. Er weiß also etwas zu sagen über die
Leichtathletik an sich und die deutsche Leichathletik im Besonderen.
Er war 1947 dabei als Delegierter für Berlin (Viersektorenstadt) bei
der 1. Tagung des Deutschen Leichtathletik-Ausschusses (DLV-Vorgänger
aller Landesvorstände der „Westzonen“) und er ist jetzt der
letzte Überlebende dieses Gremiums.
Fritz Steinmetz ist am 10.05.1917 in Berlin-Kreuzberg geboren, war aktiv als
Mittelstreckler, beim Wald- und Staffellauf und Gehen bis 1936. Er ist Mitglied
im SCC Berlin seit dem 1.04.1934 – und ehrenamtlich tätig für
die Leichtathletik seit 1937 als Kampfrichter und Sprecher, abzüglich der
Kriegsjahre (1942-45) hat er sich jetzt 66 Jahre für die Leichtathletik
engagiert.
„Archiv und Dokumentationszentrum“ der deutschen
Leichathletik“
Er ist der große Chronist der Leichathletik ab 1947. Die Ermittlung
aller Deutscher Meisterschaften seit 1898, aller Länderkämpfe seit
1921 und die Teilnahme der Deutschen bei Olympischen Spielen, Europa- und
Weltmeisterschaften erfaßt zu haben – das ist sein Werk. Er ist
praktisch das lebende Archiv und Dokumentationszentrum der deutschen
Leichtathletik.
Ab 1973 hat Fritz Steinmetz 20 Bücher und Dokumentationen
veröffentlicht, deren Inhalt und Ergebnisse mußten teilweise in
über 50 Jahre rückwirkend ermittelt werden. Ohne seine Mitarbeit
wären die Jubiläumsschriften des DLV, des BLV, des Hessischen LV und
des SCC nicht denkbar. Er gab auch Anstöße für die Herausgabe
des DLV-Jahrbuches seit 1953. Für den BERLIN-MARATHON schrieb er in
diversen Auf-sätzen im Programmheft fachgerecht und präzise über
die Entwicklung des Laufsports in Berlin und Deutschland von seinen
Anfängen an bis heute.
Von Juli 1954 – Mai 1980 war er Geschäftsführer des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes und von 1972 – 1980 gewählter
Generalsekretär der ATFS (Internationaler Verband der Leichtathletik
Statistiker), dem Mitglieder aus 60 Nationen angehören.
Viele Ehrungen hat er schon erhalten, den Ehrenring des DLV (1991), dem vom
Hessischen LV, vom ATFS und vom SCC.
Jetzt schließt sich der Kreis mit der Überreichung des
Bundesverdienstkreuzes – damit erhält er auch die Würdigung auf
der politischen Ebene für sein Lebenswerk, das entstanden ist aus Freude,
Idealismus und auch aus Berufung für die nationale und internationale
Bedeutung der Leichtathletik.
Die Leichtathletik ist nichts ohne Namen, Zahlen, Zeiten und
Daten.
Das minutiös - mit der Genauigkeit eines Chronometers für die
Nachwelt festgehalten zu haben ist das Verdienst von Fritz Steinmetz, der in
seiner zurückhaltenden Art nie etwas aus seiner wichtigen Arbeit für
die Gemeinschaft gemacht hat.
Um auch mit Zahlen zu schließen, er lebt jetzt seit 50 Jahren in Kassel
und ist 70 Jahre Mitglied im SCC Berlin.
Eine persönliche Anmerkung sei erlaubt – alles war er in seinen
unzähligen Büchern, Dokumentationen und Beiträgen – bis
heute – schreibt und erfaßt hat, ist auf einer uralten
Schreibmaschine geschrieben, das Alter dieser Maschine ist nicht bekannt. Einen
Computer gibt es bei Fritz Steinmetz, bei dem die Speicherung von Zahlen und
Namen das A und O seiner Arbeit sind, nicht.
Das ist schon eine bewundernswerte Lebensleistung für sich allein ein
derartiges Mammut-Zahlenwerk zu speichern und auf Ansage abrufen zu
können.
Die Freunde der Leichtathletik gratulieren Dir zu Deiner hohen Auszeichnung
und hoffen, daß Du weiterhin gesund bleibst und Du die Schreibmaschine
weiterhin im Interesse der Leichtathletik nutzen kannst.
Horst Milde