Frankfurt/Main – Euromarathon und Finale der deutschen Inline Skate
Rennserie GERMAN IINLINE CUP (GIC) – 2000 Inline Skater am Start –
Regen – Temperatur um 15 ° C – Sieg von Frank Cardin
(Frankreich, Team Salomon) in 1:16:47 h bei den Herren und Anne Titze-Göhl
(Groß-Gerau, Team K2) in 1:30:02 h.......
So würde die Kurzfassung eines Sportevents aussehen, wenn es nach den
Medien in Deutschland gehen würde. Aber die vielen Skater, die sich an
diesem verregneten Sonntag auf die Marathonstrecke begaben, werden sicherlich
andere Erinnerungeen behalten, so wie ich. So ein Rennwochenende ja beginnt
gewöhnlich schon am Vortag mit dem Besuch der Marathonmesse, dem Abholen
der Startunterlagen, checken des Championchips – damit am Ende auch eine
persönliche Bestzeit offiziellen Charakter erhält - (für viele
Skater, die das ganze Jahr auf die Verbesserung ihrer Zeiten hin trainieren,
bedeutet diese Zeit doch auch den Bonus, in den großen Starterfeldern der
Städtemarathons in Hamburg, Berlin , Hannover, Bonn oder Köln einen
Startplatz in den vorderen Startreihen zu ergattern.), das Abklappern der
unzähligen Stände der Sportshops, immer auf der Suche nach dem
ultimativen Schnäppchen, Smaltalk mit den befreundeten Skatern und immer
der Blick nach den vermeintlichen Konkurrenten, die man ja zwangsläufig
immer wieder trifft.
Hat man den Messemarathon dann hinter sich, heißt es die ganzen
Faltblätter und Ausschreibungen für die kommende Rennen zu ordnen und
alles zu verstauen. Dank der großen Skatergemeinde, bleibt mir wie vielen
anderen Skatern der teure Gang in ein Hotel erspart und ich kann mich auf eine
Unterkunft bei Freunden verlassen. Diesmal beehre ich Stephan, der vor den
Toren von Frankfurt in Offenbach wohnt. Die Fahrt mit der S-Bahn wird dann zu
einem Erlebnis der besonderen Art, verläuft die S-Bahnstrecke doch direkt
entlang der Skyline Frankfurts. Überwältigt bestaune ich die
Hochhäuser und muß unwillkürlich an die Ereignisse vom 11.Sept.
in New York denken.
Der Blick am folgende Morgen aus dem Fenster, verspricht dann für das
Rennen nicht gerade beste Bedingungen. Naß, leicht diesig und das
Thermometer will einfach nicht über die 13 klettern. Nach der Fahrt mit
der S-Bahn mit all den Gleichgesinnten und einem Erlebnis der besonderen Art,
in diesem Falle einer nicht gerade gastfreundlichen Art, (2 Marathonteilnehmer
müssen trotz ihrer Kleiderbeutel und Startnummern den Kontrolleuren der DB
ein Bußgeld entrichten, da sie anscheinend das kostenlose Ticket, was
jeder Teilnehmer in seinen Startunterlagen hatte, nicht vorzeigen können
– sollte es Schwarzfahrer geben, die sich die Mühe machen,
Marathonuntensilien zu kopieren, um einmal S-Bahn in Frankfurt fahren zu
können ??) komme ich am Start an und sehe die ganze Schar der ganz HARTEN.
Mittlerweile hat nämlich Nieselregen eingesetzt und erste
Straßenunebenheiten mutieren zu Wasserlöchern. Aber einmal in
Frankfurt, will ich die Strecke mit meinen Freunden auch bewältigen und
mir ein Bild auch von diesem Stadtmarathon machen, wo ich doch Köln,
Hamburg und natürlich Berlin schon erfolgreich gefinisht habe. Irgendwie
finde ich mich dann in der fünften Startreihe wieder und male mir noch
aus, wie lange es dauern wird, um sich aus dem Gewühl zu befreien, da
ertönt ein Startschuß und es geht los......
Was sich als eine organisatorische Fehlleistung entpuppt, (wir starten
gemeinsam mit dem Starterfeld der Herren - Elite) beschert mir das einmalige
Gefühl , einmal miterleben zu dürfen, das Starterfeld der Frauen
– Elite an mir vorbeidüsen zu sehen. Bei KM 6 prescht dann der
Frauenexpress mit Melanie Bayrhof an der Spitze an mir vorbei und ich erkenne
gerade noch, daß alle Favoritinnen dabei sind. Schnell noch eine
Anfeuerung für Michi aus Gera, Steffi aus Berlin und Anne aus Groß
Gerau und dann sind sie auch schon meinem Blickfeld entschwunden. Jetzt
heißt es wieder volle Konzentration auf den Untergrund, denn
Straßenunebenheiten, Baustellen und auf den Asphalt aufgebrachte
Geschwindigkeitsbegrenzer erhalten ihren besonderen Reiz dank der zunehmenden
Nässe. Neben uns taucht ein weiblicher Rolli auf und ich denke noch so bei
mir, was macht denn der fahrradfahrende Begleiter die ganze Zeit neben ihr, da
höre ich dann schon seine Kommandos: „mehr 12 Uhr, –
Straßenbahnschienen 20m voraus....- Skater von rechts....“ Ich
erlebe live, wie eine blinde Sportlerin die Herausforderung Marathon annimmt
und hoffentlich auch erfolgreich beendet hat. Meine ganz persönliche
Hochachtung hat sie in diesem Moment sicher und gehört wie all die anderen
Marathonis an diesem Tag zu den SIEGERN.
Aber die 20m bis zu den Straßenbahnschienen gelten auch für mich.
Kurz noch einmal alle Muskeln fest angespannt und das Hindernis überrollt
und schon geht es weiter. Leider meistern nicht alle Skater die Tücken der
Frankfurter Strecke bei diesen widrigen Bedingungen. Neben Stürzen auch im
Spitzenfeld, unter ihnen auch Daniel und Toni vom FILA Team, trifft es gerade
die weniger geübten Skater, für die skaten bei Nässe eine zu
große Herausforderung darstellt.(Mein Tip : viel an der
Gleichgewichtsschulung arbeiten - ist ja nicht nur bei Regen hilfreich) Am Ende
sollte sich aber kein Sportler ernsthaft verletzt haben, wenn man dem
Veranstalter Glauben schenken darf. Gott sei dank - denke ich bei mir.....was
wäre das wieder für eine Negativwerbung für diesen
wunderschönen Sport gewesen, gibt man uns Speedskatern doch auch so schon
zu wenig Raum, uns in den Medien zu präsentieren.......ein langer Weg zur
olympischen Sportart !!
Solche Gedanken kann sich während des Rennens nur jemand leisten, der
nicht im Spitzenfeld um den Sieg kämpft. Diesmal dominiert das Salomon
Team das Geschehen, geht es doch für Dirk Breder noch um den Sieg im
German Inline Cup. Am Ende holt sich die wertvollen Punkte für Platz 1, 2
und 3 auch allesamt die Salomonarmada mit Frank Cardin (Frankreich), Michael
Lanetzval (Frankreich) und Andreas Andruleit.
So verhindert das hervorragende taktische Verhalten dieses Teams den
Doppelsieg der Zschätzsch Brüder Christoph und Benjamin in dieser
deutschen Rennserie. Beide belegen hier in Frankfurt Platz 5 und 7. Aber mit
den Plätzen 2 und 3 stehen am Ende die beiden FILA Fahrer doch noch auf
dem Siegerpodest des GIC.
Bei den Damen gewinnt den Marathon die Grande Dame des deutschen
Marathonsports, Anne Titze. Ich frage mich, wie oft eigentlich schon ?? Super
Leistung Anne !! Aber ihre Erbinnen kratzen schon fleißig am Thron. So
wird Melanie Bayrhof (Verducci) zweite vor Evelyn Kalbe (Rollerblade) und
sichert sich damit auch den Gesamtsieg im GIC vor Evelyn Kalbe und Nina Spilger
(Rollerblade). Während die Spitzenfahrer sicherlich schon unter der Dusche
stehen, habe ich noch 30 min. vor mir. Jetzt merke ich auch meine kalte,
übersäuerte Muskulatur. Aber noch schwerer wiegen die Inline Skates.
Wieviel Wasser gluckst jetzt wohl in meinen Schuhen?
Am Straßenrand treffen wir, inzwischen fahre ich mit Alex aus Berlin
dem Ziel entgegen, einen Skater, der auf jeden Fall das Ziel erreichen wird. Er
trägt seine Skates unter dem Arm und macht sich im wahrsten Sinne des
Wortes auf die Socken, um das Ziel zu erreichen. Ich bin mir sicher, daß
er sich am Ende auch in der Ergebnisliste wiederfinden wird. Tolle Leistung
!!
Auf der Rückfahrt, überlege ich mir schon, wie soll man all diese
Eindrücke festhalten, um einem Außenstehenden Marathonskaten
näher zu bringen....???? Der Versuch steht hier.
Mike Saft