Der April ist der Marathon-Monat des Jahres. Und das kommende Wochenende bildet
den absoluten Höhepunkt. Am Sonntag wird der größte
europäische Marathon in London gestartet, am Montag folgt das
traditionsreiche Rennen in Boston. Zusätzlich findet am Sonntag der
Hamburg-Marathon knapp 20.000 Teilnehmern statt. Das zweitgrößte
deutsche Rennen ist international allerdings längst nicht so stark besetzt
wie die Rennen in London und Boston. Rund 85.000 Läufer haben sich
insgesamt bei diesen drei Rennen angemeldet.
Knapp 45.000 stehen alleine in der britischen Hauptstadt auf der Startliste.
Beim 24. London-Marathon wird Englands Superstar Paula Radcliffe zwar nicht
laufen, dennoch ist das Spitzenfeld erstklassig besetzt. Die
Marathon-Weltrekordlerin will sich ausschließlich auf die Olympischen
Spiele konzentrieren und hat deshalb auf einen Frühjahrs-Marathon
verzichtet. Vor einem Jahr war sie in London in der Weltrekordzeit von 2:15:25
Stunden zum Sieg gestürmt.
“Es ist schade, dass sie nicht dabei ist. Denn ich hatte gehofft, dass
ich von ihr während des Rennens etwas lernen könnte“,
erklärte die Chinesin Sun Yingjie. Die Asienrekordhalterin ist mit ihrer
Bestzeit von 2:19:39 Stunden nunmehr die schnellste im Feld in London. Sollte
sie gewinnen, wäre es eine Premiere. Denn noch nie hat eine Chinesin bei
einem der großen Citymarathons triumphiert. Doch sie hat starke
Konkurrenz aus Afrika: Darunter ist die New-York-Marathon-Siegerin 2003,
Margaret Okayo (Kenia), die Äthiopierin Gete Wami und die zweifache
London-Siegerin Joyce Chepchumba.
Bei den Männern heißt der Favorit bei den Buchmachern Evans
Rutto. Der 26-jährige Kenianer gehört zur Trainingsgruppe von Uta
Pippigs Coach Dieter Hogen und hat im Oktober für Schlagzeilen gesorgt.
Als Marathon-Debütant gewann er in Chicago in 2:05:50 Stunden – das
ist die schnellste je von einem Debütanten erzielte Zeit. Ein weiterer
Läufer von Dieter Hogen wird in London sein Debüt rennen: John Yuda
(Tansania). Zu den Konkurrenten gehören unter anderen der Olympiasieger
und Vorjahressieger Gezahegne Abera (Äthiopien), der Weltmeister Jaouad
Gharib (Marokko) und der zweitschnellste Läufer aller Zeiten, Sammy Korir
(Kenia/2:04:56). Verletzungsbedingt absagen musste dagegen Weltrekordler Paul
Tergat (Kenia/2:04:55).
Während der Sieger in London 55.000 Dollar bekommt, gibt es in Boston
80.000 zu gewinnen. Robert Cheruiyot geht als Vorjahressieger an den Start.
Doch auch seine kenianischen Landsleute Rodgers Rop, Martin Lel sowie Timothy
Cherigat, Laban Kipkemboi und Steven Kiogora haben Chancen. Letztere drei
kommen ebenfalls aus der Gruppe von Dieter Hogen. Bei den Frauen gilt
Weltmeisterin Catherina Ndereba (Kenia) als Favoritin.
Rund 20.000 Athleten haben für den 108. Boston-Marathon gemeldet.
Erstmals werden dabei die Elite-Frauen separat vor den Männern ihr Rennen
beginnen. Für das Rennen in Boston ist das ein historischer Schritt. Es
war hier, wo Marathon laufende Frauen einst Sportgeschichte schrieben. 1966
Lief Roberta Gibb ohne Startnummer heimlich den Boston-Marathon mit. Ein Jahr
später sorgte Kathrine Switzer für einen Skandal, als sie ihren
Vornamen nicht angab und sich so eine offizielle Startnummer beschaffte.
Versuche, sie aus dem Rennen zu nehmen scheiterten. Kathrine Switzer lief ins
Ziel. Es dauerte weitere fünf Jahre, bis Frauen schließlich
offiziell in Boston zugelassen wurden.
Viele Jahre später war es oft der Boston-Marathon, der die
stärksten Frauenfelder aller Marathonrennen am Start hatte. Uta Pippig
schrieb hier Geschichte, als sie 1996 als erste Frau zum dritten Mal
hintereinander gewann – es war zugleich der 100. Boston-Marathon, das bis
heute größte Marathonspektakel aller Zeiten.
Mit der separaten Startregelung folgt Boston anderen großen
Marathonrennen wie London oder New York. Damit rücken die Frauen
wesentlich stärker in das Blickfeld der großen Marathons. Auch Uta
Pippig begrüßt diesen Schritt: “Die Läuferinnen
können nun während des Rennen viel besser ihre Konkurrentinnen sehen.
Das ist ein großer Vorteil für die Entwicklung dieses
Rennens.“