Ein bisschen hatte man hoffen dürfen auf Claudia Gesell. Doch am Ende
reichte es für die 24-jährige 800-m-Läuferin von Bayer
Leverkusen nicht für eine Medaille in ihrem ersten großen
Meisterschaftsfinale. Claudia Gesell belegte Platz fünf in diesem Finale
und lief dabei immerhin eine Saisonbestzeit von 2:00,51 Minuten. Vielleicht
hatte sie sich im ersten Teil des Rennens zu weit hinten im Feld der acht
Läuferinnen einsortiert, so dass sie erst viel zu spät reagieren
konnte, nachdem vorne Jolanda Ceplak mit einer Tempoverschärfung das Feld
auseinandergerissen hatte. Die slowenische Hallen-Europameisterin, die im
März in Wien Steffi Graf besiegt hatte und dabei einen Hallen-Weltrekord
aufgestellt hatte, gewann das Rennen souverän in 1:57,65 Minuten. Im
Vorlauf hatte Claudia Gesell überrascht, als sie Ceplak im Spurt noch
überholte und gewann.
„Es ging einfach nicht mehr, meine Beine waren müde“,
erklärte Claudia Gesell, die jedoch mit ihrer Leistung zufrieden sein
konnte. „Ich weiß noch nicht genau, wann ich wieder starten werde.
Aber ich will in dieser Saison noch die Zwei-Minuten-Grenze unterbieten“,
sagte die Junioren-Weltmeisterin von 1996. Zwei Plätze hinter ihr lief
Ivonne Teichmann ins Ziel. Die Magdeburgerin benötigte 2:00,87 Minuten und
sagte: „Ich bin weder mit der Zeit noch mit dem Platz zufrieden. Ich habe
gehofft, die anderen gehen das Tempo von Jolanda Ceplak nicht mit, aber sie
waren einfach stärker als ich.“
Über 1500 m der Männer hatte es zuvor im Finale ein totes Rennen
gegeben – so sah es zumindest aus. Und zunächst waren sowohl der
Franzose Mehdi Baala als auch der Spanier Reyes Estevez als Sieger angezeigt
worden. Für beide lautete die Zeit 3:45,25 Minuten. Doch nach einer
genauen Zielfotoauswertung erklärte die Jury den Franzosen zum neuen
Europameister. Zwei Tausendstelsekunden betrug der Vorsprung. „Ich war
natürlich enttäuscht, denn mein Ziel war die Goldmedaille“,
sagte Estevez später. Dritter war der Portugiese Rui Silva, der gehofft
hatte, die beiden vor ihm platzierten Athleten auf den letzten 100 Metern noch
zu überholen. „Aber ich bin auch mit Bronze zufrieden.“