Am einzigen Tag ohne Lauf-Entscheidungen bei den
Leichtathletik-Europameisterschaften von München standen aus deutscher
Sicht die 800-m-Vorläufe im Mittelpunkt. Dabei wurde klar, dass
Titelverteidiger und Olympiasieger Niils Schumann (Creaton Großengottern)
am Sonntag beim Finale ein ganz hartes Rennen erwartet. Zunächst muss er
allerdings heute noch durch das Halbfinale.
Nils Schumann hatte in seinem Vorlauf keinen der ganz großen Favoriten
im Lauf und gewann in 1:46,90 Minuten. Es war der schnellste der vier
Vorläufe, doch das hat nichts zu sagen. „Es war ein zerfahrenes
Rennen mit vielen Tempowechseln und Stolpereien. Es war nicht so locker, wie
ich es mir gewünscht hätte, die Konkurrenz ist hier stark und topfit.
Die 800 Meter werden im Finale sicher auch von Taktik geprägt sein“,
erklärte Nils Schumann nach seinem Rennen.
Unmittelbar vor ihm hatte der Deutsche Meister Rene Herms (Asics Pirna), der
Schumann bei den nationalen Titelkämpfen überraschend bezwungen
hatte, seinen Vorlauf ebenfalls gewonnen. Dabei ließ der Youngster sogar
zwei EM-Favoriten hinter sich: Wilson Kipketer (Dänemark) und André
Bucher (Schweiz) kamen unmittelbar hinter dem Deutschen ins Ziel. Kipketer ist
nach einer Fußverletzung, die ihn im vergangenen Jahr ausschaltete,
wieder zurückgekommen. Bucher hatte ebenfalls Verletzungsprobleme.
„Ich wollte meinen Vorlauf gewinnen. Mir fehlt einfach noch die Routine,
um auf Platzierung zu laufen. Bucher und Kipketer zu schlagen tut dem
Selbstvertrauen natürlich keinen Abbruch. Ich traue mir eine Qualifikation
für das Finale zu“, sagte Rene Herms. Auch der im vergangenen Jahr
starke Pole Pawel Czapiewski ist wieder in Form und qualifizierte sich locker
für das Halbfinale.
Ausgeschieden ist dagegen in den 1500-m-Halbfinals Kathleen Friedrich. Die
Chemnitzerin wurde in ihrem Vorlauf Vierte in 4:08,98 Minuten. Wenn sie acht
Hundertstelsekunden schneller gewesen wäre, hätte sie das Finale am
Sonntag erreicht.