In der olympischen Geschichte der Neuzeit spielt der Marathonlauf von Beginn an
eine zentrale Rolle. Doch nie zuvor war das Rennen über die klassischen
42,195 Kilometer so beliebt wie heute. Und unter den spektakulärsten und
hochklassigsten Straßenläufen der Welt hat auch der real,-
BERLIN-MARATHON seinen Platz. Die Geschichte dieses Laufes ist faszinierend und
einzigartig: Aus dem Grunewald heraus entwickelte sich eine Laufbewegung, die
nicht aufzuhalten war. 1974 fand der BERLIN-MARATHON zum ersten Mal statt,
nachdem Mitglieder des SCC Berlin bereits zehn Jahre zuvor als Studenten den
ersten Crosslauf am Teufelsberg organisiert hatten – das war 1964 der
eigentliche Beginn der Laufbewegung in Berlin.
Die ersten Sieger des BERLIN-MARATHON 1974 mit 286 Teilnehmern hießen
Günter Hallas (LG Nord), der 2:44:53 Stunden rannte, und Jutta von Haase
(LG Süd), die 3:22:01 unterwegs war. Die Avus auf der einen, der Grunewald
auf der anderen Seite - das war die Marathon-Pendelstrecke der ersten acht
Jahre. Den ersten sportlichen Höhepunkt erlebte der Lauf 1977. Der Brite
Norman Wilson lief mit 2:16:20,7 Stunden eine für damalige
Verhältnisse sehr gute Zeit. Doch für Furore sorgte Christa
Vahlensieck, die die in die Veranstaltung integrierte Deutsche Meisterschaft
gewann. Die Wuppertalerin stellte mit 2:34:47,5 Stunden eine Weltbestzeit
auf.
Den Schritt in die City schafften die Veranstalter des SCC mit dem
BERLIN-MARATHON dann 1981. Es war jedoch nicht leicht, die Genehmigungen
für das erste Rennen auf den großen Straßen West-Berlins zu
erhalten. Während es beim Berliner Senat gegen das Rennen keine
Einwände gab, tat sich die Polizei am Anfang schwer. “Die
Straßen sind für die Autos da", wurde den
Marathon-Veranstaltern gesagt. Trotzdem wurde vor dem Reichstag am 27.
September 1981 der erste BERLIN-MARATHON durch die City gestartet. 3486
Läufer hatten gemeldet - das war ein großer Erfolg.
Der erste Sieger auf dem Kurfürstendamm hieß 1981 Ian Ray. Der
Engländer gewann in 2:15:41,8 Stunden und verdiente sich die erste
Siegprämie beim BERLIN-MARATHON: 1000 DM. Heute sind es 30.000 Euro. Mit
11.814 Läufern wurde schon 1985 zum ersten Mal die 10.000er-Marke
überschritten. Die Tansanier waren die ersten afrikanischen Sieger beim
BERLIN-MARATHON. Dreimal in Folge gewannen sie von 1987 bis 89. Zunächst
siegte Suleiman Nyambui zweimal hintereinander, dann folgte Alfredo Shahanga
mit der Streckenrekordzeit von 2:10:11 Stunden. Doch niemand hätte damals
ahnen können, dass der nächste BERLIN-MARATHON ganz andere
Dimensionen haben würde.
Als nach dem Fall der Mauer schließlich feststand, dass der Lauf durch
beide Stadthälften führen würde, da wurde schnell klar, dass der
BERLIN-MARATHON aufsteigen würde in die Eliteliga der bedeutendsten
Straßenrennen der Welt. 25.000 Starter liefen am 30. September 1990, drei
Tage vor der deutschen Wiedervereinigung, durch Ost und West und das
Brandenburger Tor.
Die Wende brachte dem BERLIN-MARATHON auch eine Wende was die
spitzensportliche Bedeutung des Rennens betrifft. Die auf 25.000 DM
aufgestockte Siegprämie erlief sich der Australier Steve Moneghetti, der
diesen historischen BERLIN-MARATHON in 2:08:16 Stunden gewann. Einen Heimsieg
erreichte Uta Pippig, die bei dem Rennen auch noch 1992 und 95 triumphieren
sollte. 1992 hatte der Lauf wiederum eine sportpolitische Bedeutung. Es war der
erste große Citylauf, bei dem die Südafrikaner nach dem Ende der
Apartheidpolitik und dem daraus folgenden Ende der internationalen Sperre
wieder starten durften. David Tsebe lief zu einem großen
südafrikanischen Triumph in der Streckenrekordzeit von 2:08:07.
Falls es noch eines Beweises bedurfte, dass Berlin vielleicht die besten
Bedingungen weltweit für Weltrekordversuche bietet, dann wurde er 1995
erbracht. Der Kenianer Sammy Lelei rannte eine Traumzeit von 2:07:02 Stunden.
Doch die Zeiten wurden sogar noch schneller: Den 25. BERLIN-MARATHON mit der
Rekordzahl von 27.621 Teilnehmern gewann der Brasilianer Ronaldo da Costa in
der Weltbestzeit von 2:06:05 Stunden – es war das erste Mal, dass ein
Läufer bei einem Marathon einen Kilometerschnitt von unter 3:00 Minuten
erreichte (über 20 km/h). Ein weiteres Jahr später sorgte Tegla
Loroupe (Kenia) dafür, dass auch die Weltbestzeit der Frauen nach Berlin
kam. Sie verbesserte ihren eigenen Rekord um vier Sekunden auf 2:21:43
Stunden.
Die Teilnahmezahlen des real,- BERLIN-MARATHON schossen weiter in die
Höhe: 2001 wurden bereits 37.815 Läufer, Inline-Skater,
Rollstuhlfahrer und Power-Walker aus 85 Nationen gezählt. In diesem Jahr
werden es nochmals über 10.000 mehr sein. Der real,- BERLIN-MARATHON hat
damit den Anschluss an seine Vorbilder New York und London geschafft.
Spitzensportlich bedeutete das Jahr 2001 den Höhepunkt in der
Geschichte des Rennens. Denn die Japanerin Naoko Takahashi durchbrach in Berlin
als erste Frau die 2:20-Stunden-Barriere. Zwei Jahrzehnte hatten die besten
Läuferinnen der Welt dies erfolglos versucht, nun lief die Olympiasiegerin
2:19:46 Stunden. Nach den Terroranschlägen des 11. September zogen die
Teilnehmer vor dem Start ein Großtransparent mit der Aufschrift
“United we Run“ über ihre Köpfe hinweg. Ein weiteres Jahr
später hieß die Siegerin wiederum Naoko Takahashi. Die Japanerin
gewann in 2:21:49 Stunden. Sie war eine von nunmehr schon 41.376 Teilnehmern.
Schnellster Läufer war Raymond Kipkoech (Kenia) in der Weltklassezeit von
2:06:47.