Bevor ich hier über den Helsinki-Marathon am 21. August (Startzeit: 15.00
Uhr) erzählen will, habe ich die internationalen Bestenlisten der
vergangenen Jahre durchforstet, fand aber weder den Namen des Russen Dimitri
Kondrashov noch den der Kenianerin Jennifer Lotoiyowo.
Sie sind die Sieger des Helsinki-Marathons 2004. Die Sieger-Zeiten sprechen
für sich: Kondrashov, im Vorjahr bereits Zweiter des Rennens, gewann in
2:21:28 h mit vier Sekunden Vorsprung vor seinem Landsmann Vener Kashajev. Die
Kenianerin blieb in 2:57:26 h gerade Mal um zweieinhalb Minuten unter der
Drei-Stunden-Grenze. Sie erreichte mit 24 Sekunden Vorsprung das Ziel am
Olympiastadion vor der Finnin Martina Salomonsson.
Als Siegerprämien wurden jeweils 3500 € angegeben (für Platz
zwei 2000 € und für die Drittplatzierten jeweils 1000
€).
Ziel leider nicht im Stadion
Leider führten die letzten Meter diesmal nicht ins Stadion, weil die
Kunststoffbahn im Hinblick auf die Leichtathletik-WM im kommenden Jahr 2005
völlig erneuert wird.
Die Zeiten der beiden Sieger machen deutlich, dass der Marathonkurs in der
finnischen Metropole zwar sehr abwechslungsreich aber ungemein schwer
ist.
Hasen mit gelben Fähnchen
Vor dem Start wurde auf einer Bühne die Schar der „Hasen"
vorgestellt. Weithin sichtbare gelbe Fähnchen an der Kopfbedeckung dienten
als Orientierung. Gelaufen wurde übrigens mit Champion Chips, die mit den
Startunterlagen ausgegeben wurden und unmittelbar nach dem Zieleinlauf von
vielen fleißigen Helfern vom Schuh abgetrennt wurden.
Das ständige Auf und Ab ist auch mir trotz - wie ich meinte - optimaler
Vorbereitung (in den letzten zwölf Wochen zwischen 60 und 85 km pro Woche)
zum Verhängnis geworden. Dazu kamen permanente Magenbeschwerden, über
deren Ursachen ich mit meiner Frau bisher vergebens geforscht habe. Die
Hoffnung, meinen neunten Marathon im „Sechser-Schnitt"
bewältigen zu können, erfüllte sich nur bis km 25 (Halbmarathon
in 2:03). Für die zweite Hälfte brauchte ich nach mehreren Gehpausen
2:45.
„Olle Nurmi“ würde sich im Grabe umdrehen
...
... nicht zu vergleichen
Mit Berlin ist Helsinki natürlich überhaupt nicht zu vergleichen. Die
Teilnehmerzahlen bei uns erfordern von der Milde-Crew ganz andere logistische
Überlegungen. In Helsinki waren es letztlich wohl so um die 7000 Starter,
davon etwa 600 aus dem Ausland (die Zusendung des Ergebnisprotokolls ist
für September angekündigt).
Mit Kopfsteinpassage
Abgesehen vom für meine Begriffe sehr anspruchsvollen Streckenprofil
verlief der Kurs vorwiegend auf asphaltierten Straßen, Fuß- und
Radwegen. Eine längere Kopfsteinpflaster-Passage zwischen km 24 und km 28
nervte ungemein und erinnerte mich an Dr. Willi Heepes Worte, dass der Marathon
selbst - im Gegensatz zu langfristiger Vorbereitung - eher schädlich
für den Körper sei.
Vorbildiche Erfrischungspunkte
Der Kurs war zwar abgesperrt, führte allerdings teilweise am
fließenden Verkehr vorbei. Auch parkende Autos auf der Strecke wären
bei Teilnehmerfeldern wie sie in Berlin unterwegs sind, undenkbar.
Als vorbildlich möchte ich die 20 Erfrischungsstationen bezeichnen, also
fast aller zwei bis drei Kilometer. Dexal, Wasser, später Bananen wurden
angeboten, dazu an speziellen Ständen mehrmals Erfrischungsschwämme.
Am Ziel gab es zudem Eistee, Pumpernickel, Schokoriegel, Joghurt, saure Gurke
und - das Wichtigste - eine wunderschöne Medaille. Vermisst habe ich die
wärmende Folie, wie es sie fast überall und auch beim real,-
BERLIN-MARATHON gibt. Die Letzten kamen schließlich erst gegen 21.00 Uhr
ins Ziel.
Resümee:
Wer neue Bestzeiten im Auge hat, sollte besser beim real,- BERLIN-MARATHON
bleiben. Wer sich in kleineren Feldern wohler fühlt und neugierig ist, was
woanders anders gemacht wird, für den ist Helsinki auf jeden Fall eine
Reise wert.
Nicht allein wegen des Marathons.
Jochen Frank
www.helsinkicitymarathon.com