Hatte früher das Wort „Marathon“ etwas magisches,
verrücktes und ultimatives als Inhalt, so sind heute längst andere
Prädikate gefordert um etwas Vergleichbares darzustellen!
Für viele war es DIE Herausforderung, im Leben einmal etwas besonderes,
körperliches zu leisten, indem Sie einen Marathonlauf beenden wollten.
Mega- Ultra- oder eben Gigathlon sind die Trends, welche in dieser hektischen
Zeit elektrisieren, verzaubern und den „Kick“ auslösen, nach
dem viele von uns streben!
Der Gigathlon, welcher Anfang Juli die Schweizer Sportwelt in ihren Bann
zog, war einer dieser neuen Events, wo bereits Tausende dabei sein wollten. In
verschiedenen Kategorien konnte die Dosis dem Leistungsvermögen angepasst
werden. Die Hartgesottensten wagten sich als 7-Tages Singles alleine, jeden
Tag, an die 5 Teilabschnitte. Diese bestanden aus Schwimmen, Radfahren,
Mountain-Biken, Inline-Skaten und Laufen. Prognosen von Fach-leuten
prophezeiten, dass niemand diese Woche alleine überstehen würde!
Denkste: ein gutes Drittel beendete diese Tortur, zum Teil in erstaunlicher
Frische!
Geradezu phänomenal war die organisatorische Seite dieses
Grossanlasses, mit rund 10.000 Beteiligten, gelöst! An jedem Tagesendziel
entstand jeweils eine kleine Camping- und Zeltstadt mit der dringend
benötigten Infrastruktur wie Verpflegung, Duschen, Toiletten,
Waschgelegenheiten und selbst Animation und Chilibetrieb gehörte dazu! Um
4.30 Uhr wurde aufgestanden, die Zelte abgebaut, Gefrühstückt; weil
bereits um 6 Uhr, meistens für die Schwimmer, der Startschuss fiel! Es war
immer das ganze Team bei diesen Arbeiten gefragt, weil pro Team nur 2 Autos
erlaubt waren, welche ebenfalls für Ihre Ablösungen an den
Zwischenzielen verantwortlich zeichneten.
Das Wertvollste entstand innerhalb dieser Woche fast von alleine: eine tolle
Atmosphäre, ein Zusammenhalt, eine riesige Sportlerfamilie, welche nur
selten von übertriebenem Ehrgeiz und falscher Einschätzung des
eigenen Leistungsvermögens geprägt war! Dies ist ein grosses
Kompliment an die Beteiligten und führte dazu, dass der Anlass von keinen
gravierenden Unfällen überschattet war! Es hätte leicht dazu
führen können, dem Ereignis das Grossartige abzusprechen.
Am eigenen
Leib spürte ich, dass wir Rollstuhlfahrer, uns auf der
Inline-Skater-Strecke toll integrieren konnten! Ich war zwar fast immer
übervorsichtig in diesem Feld! Aber einmal, zu Beginn einer Abfahrt
übernahm ich die Spitze, duckte mich windschlüpfrig nach vorne und
ruhte meine rechte Hand auf meinem Rücken aus. Allerdings nicht für
lange, denn sofort packte eine fremde Hand die Meine und als ich mich verdutzt
umschaute, waren mindestens 20 Skater in Reih und Glied hinter mir am
"Windschättelen"! Diese schoben mich in waghalsigem Tempo den
Berg hinunter - meine Verantwortung wurde dadurch nicht kleiner! Swiss Olympic,
als umsichtiger Organisator, löste mit diesem, an die Expo 02 angelehnten
Wettbewerb, eine Welle der Begeisterung aus. Die Allermeisten würden sich
freuen, wenn etwas Ähnliches auch in Zukunft zur Austragung gelangen
könnte!
Heinz Frei (SUI)
14-facher Sieger des BERLIN-MARATHON