Drei Kilometer fehlten letztlich Jackson Kipchumba, um die Premiere des
Rhein-Marathon Düsseldorf in die Reihe der Stadtmarathonläufe
einzureihen, bei denen ein sogenannter Hase als Sieger über die Ziellinie
lief. Doch der als Favorit gehandelte Gideon Koech bog mit letzter Anstrengung
bei Temperaturen um 25° Grad die Reihenfolge an der Spitze noch um und
gewann letztlich mit 2:20:48 Minuten und einem letztlich sicheren Vorsprung vor
seinem total erschöpften Landsmann, der auf diese Weise zu seinem ersten
Marathonlauf kam. Für Koech war der Sieg letztlich
standesgemäß, zumal er seit 1999 eine 2:13er Marathonzeit in seinem
Steckbrief zu stehen hat. Als Entschuldigung für die nur
mäßigen Endzeiten nannte übrigens auch Gideon Koech verschmitzt
lachend die hohen Temperaturen: “Es war etwas zu sonnig heute!“
Dafür feierten rund 300 000 Zuschauer nahezu siebentausend Läufer,
Skater, Handbiker und Einradfahrer und die Rückkehr des Marathons in die
NRW-Landeshauptstadt nach mehr als vierzigjähriger Abstinenz und
ließen die kläglich gescheiterte Olympiabewerbung Düsseldorfs
vergessen.
Die geschickte Streckenführung mit Start an den Rheinterrassen an der
Tonhalle und der Laufrichtung zunächst in den Norden und wieder
zurück zum Rheinpark, über Mörsenbroich, Flingern, Bilk,
über die Rheinkniebrücke bis nach Lörick und über die
Oberkasseler Brücke in die rechtsrheinische Altstadt und dem attraktiven
Zieleinlauf an den Rheingärten nutzten die Zuschauer zur kleinen
Stadterkundung und sorgten für eine klasse Stimmung bei zugegeben
Zuschauerwetter. “Es ist natürlich auch für die Stadt ein
Gewöhnungspart“, scheute Karlheinz Engels, der zusammen mit Jan
Winschermann die Organisationsleitung in der NRW-Landeshauptstadt hat, mit der
Offenlegung von Schwächen. “Wir haben ursprünglich mit 5000
Teilnehmern kalkuliert, nun sind wir mit 8000 Teilnehmern regelrecht
überrollt worden. Wir sind nicht vermessen, dass uns alles in die Wiege
gelegt wurde, wir wollen uns für 2004 verbessern!“ So klagten die
Läufer über manche fehlende Kilometerschilder oder ungünstiger
Platzierung von Verpflegungsbereichen. Über eines gewiss nicht,
nämlich ausreichend Wasser zur Kühlung des heiß gelaufenen
Körpers. “Dazu haben wir das Wassernetz der Stadt angezapft, denn
das Rheinwasser besitzt hier Trinkwasserqualität!“ wusste Karlheinz
Engels zu berichten. Eines jedenfalls scheint für die Macher schon am
Veranstaltungstag sicher zu sein, nämlich die Verschiebung der Startzeit
von heuer 11.00 Uhr um zumindest eine Stunde.
Bei den Frauen kam zwar mit Joyce Kandie die erklärte Favoritin als
Erste ins Ziel am Rheinufer, doch nach 1:20:02 für die erste
Streckenhälfte reichte es im zweiten Streckenabschnitt lediglich zu
1:35:42, so dass die sichtlich ausgebrannt wirkte kleine Kenianerin mit ihrer
Zielzeit von 2:55:44 Stunden gerade noch zwei Minuten Vorsprung vor Annette
Neinhues-Jansen aufzuweisen hatte. Bis zur Streckenhälfte hatte
übrigens der deutsche Crossmeister Andre Green für ein
gleichmäßiges Tempo gesorgt, konnte aber den Leistungsabsturz der
Favoritin keinesfalls verhindern. “Nach fünf Halbmarathonläufen
innerhalb von zwei Monaten hatte ich keine Möglichkeit, den Marathon
richtig vorzubereiten“ gestand Joyce Kandie. “Einen Marathonlauf
werde ich nur noch einmal laufen, wenn ich eine gute Vorbereitung habe!“
Schnellster Deutscher unter den 4 797 Marathon-Finishern war nach dem
vorzeitigen Ausstieg von Salvatore di Dio der 42jährige Mastersläufer
Rüdiger Heiligtag, der im Trikot des SFD 75 Düsseldorf das Heimspiel
zu einer feinen 2:32:15 Endzeit nutzte.
“Düsseldorf hat alles übertroffen, was ich mir im Vorfeld
ausgemalt habe“, gestand der aus dem Vorort Itter stammende Heiligtag,
der im März deutscher Halbmarathon-Vizemeister der Mastersklasse M 40 bei
den Titelkämpfen im fränkischen Burghaslach geworden war. Der
frühere Mittelstreckler und heutige Polizeipräsident Jürgen
Roters wie auch Düsseldorfs OB Joachim Erwin trotzten der großen
Hitze und kamen nach 4:33:25 bzw. 5:43:40 unter anerkennendem Beifall der
vielen Zuschauer ins Ziel am attraktiv gestalteten Rheinufer, auf dem zugleich
auch die Marathonmesse zum Testen und Kaufen einlud.
Ergebnisse:
Männer: 1. Koech 2:20:48, 2. J. Kipchumba (beide Ken) 2:21:27, 3.
Janicki (Pol) 2:23:33, 4. Cheserek 2:23:41, 5. R. Rotich 2:27:17, 6. Ch. Omwoyo
(alle Ken) 2:27:49, 7. Kaminski (Pol) 2:28:40, 8. J. Kiplagat Koech (Ken)
2:31:36, 9. Heiligtag (SFD 75 Düsseldorf) 2:32:15, 10. Sztejter (Pol)
2:34:48, 11. Trapp-Opitz (Post-SV Berlin) 2:37:07, 12. Busch (Wülfrath)
2:43:20, 13. Lukaszyk (Düsseldorf) 2:43:40, 14. Glahn (LG Mülheim)
2:46:08, 15. Wirz (FWF Düsseldorf) 2:46:07.
Frauen: 1. Kandie (Ken) 2:55:44, 2. Neinhues-Jansen (TSV Weeze) 2:57:38, 3.
Kroonenberg (Ned) 3:00:56, 4. Peter (LG Kreis Ahrweiler) 3:01:38, 5. Spicker
(CBE-Team Essen 99) 3:04:35, 6. Schulz (Ulm) 3:08:57, 7. Benöhr (TV
Refrath) 3:12:10, 8. Deußen (Düsseldorf) 3:16:35, 9. Wett (CBE-Team
Essen) 3:16:46, 10. Poppe ((Düsseldorf) 3:17:48, 11. Hellenbrand 3:22:04),
12. Lehmann (ART Düsseldorf) 3:23:23.
Wilfried Raatz