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Dramatik beim Olympiamarathon: Neuer japanischer Triumph durch Noguchi, Radcliffes Traum endet am Straßenrand, Drossin rennt für USA zu Bronze

Eine neue Volksheldin für Japan

Im vielleicht dramatischsten Frauen-Marathon der olympischen Geschichte gab es

am Ende eine Überraschung. Japan hat eine neue Volksheldin: Vier Jahre

nach dem Triumph von Naoko Takahashi wurde Mizuki Noguchi Olympiasiegerin

über die klassische Distanz. Nach 2:26:20 Stunden lief sie ins Ziel im

klassischen Panathinaikon-Stadion von Athen, wo vor 108 Jahren der Grieche

Spiridon Louis den ersten olympischen Marathon gewonnen hatte. Das Rennen

über die 42,195 km hat in Japan einen derart hohen Stellenwert, dass der

26-Jährigen die Japaner zu Füßen liegen werden. Die kenianische

Weltmeisterin Catherine Ndereba gewann Silber in 2:26:32 Stunden, die

US-Amerikanerin Deena Kastor feierte als Dritte in 2:27:20 einen Triumph in

Athen.

Weinend saß die Weltrekordlerin auf der

Straße

Paula Radcliffe, die große Favoritin, erlebte in der Hitzeschlacht auf

dem Weg von Marathon nach Athen den bittersten Augenblick ihrer Karriere. Der

Traum der 30-jährigen Engländerin, endlich Gold zu gewinnen, endete

bei Kilometer 36 am Straßenrand. Paula Radcliffe hatte alles gegeben,

doch den extremen äußeren Bedingungen mit Schattentemperaturen von

bis zu 35 Grad war die beste Marathonläuferin der letzten Jahre offenbar

nicht gewachsen. Auf der zudem schweren, hügeligen Strecke war sie acht

Kilometer vor dem Ziel körperlich am Ende. Weinend saß die

Weltrekordlerin auf der Straße.

Eigene Gesetze der olympischen Marathonläufe

Die olympischen Marathonrennen haben, das hat auch der Lauf in Athen wieder

bestätigt, ihre eigenen Gesetze. Läuferinnen, die in den Jahren zuvor

ihre Distanz prägten, sind längst nicht auch die späteren

Olympiasieger: Die Polin Wanda Panfil war 1992 in Barcelona in der

Favoritenposition und kam nicht unter die ersten zehn. Uta Pippig ging 1996 als

Nummer eins in Atlanta ins Rennen, nachdem sie zuvor fünf Marathonrennen

in Folge gewonnen hatte, und gab schließlich mit einem

Ermüdungsbruch auf. Ihr folgte als nächste große Läuferin

Tegla Loroupe, die 1998 den 13 Jahre alten Weltrekord von Ingrid Kristiansen

(Norwegen) brach. In Sydney war sie favorisiert, doch Magenprobleme stoppten

sie beim Kampf um Gold. Loroupe wurde 13.

Nun kam das Aus für Paula Radcliffe

Nun also traf es Paula Radcliffe. Und wieder wird sie einen Fluch nicht los:

Bei großen interkontinentalen Meisterschaften reicht es für sie nie

zum Sieg. Bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften hatte sie über

5000 beziehungsweise 10.000 Meter drei vierte, zwei fünfte und einen

zweiten Platz gesammelt. Nun kam das Aus.

Vielleicht falsch taktiert

Vielleicht hat die Engländerin in der Hitzeschlacht falsch taktiert. Von

Beginn an spannte sie sich vor das Feld und drückte unbarmherzig auf das

Tempo. Wer ihr nicht folgen konnte, hatte das Rennen um den Olympiasieg

praktisch schon von vornherein verloren. Trotz der leicht ansteigenden Strecke

passierte Paula Radcliffe schon nach 34:25 Minuten Kilometer 10. Das wäre

auf eine Endzeit von unter 2:25 Stunden hinausgelaufen – gemessen an den

Bedingungen eine unglaubliche Zeit.

Doch Paula Radcliffe wurde nicht wie sonst alle ihre Konkurrentinnen los.

Und nachdem die Marathon-Weltrekordlerin (2:15:25) die erste Hälfte, die

stark ansteigt, nach 1:14:02 Stunden passiert hatte, wurde sie ein Opfer ihrer

eigenen Tempoarbeit. Die Japanerin Mizuki Noguchi und die Äthiopierin

Elfenesh Alemu, die später in 2:28:15 Vierte wurde, nutzten die

Schwäche der Favoritin. Sie forcierten die Pace und setzten sich ab.

Zwischen Kilometer 25 und 30 löste sich dann Noguchi, die eine

Marathon-Bestzeit von 2:21:18 hat, und lief den entscheidenden Vorsprung

heraus. Kurzzeitig lief Paula Radcliffe noch einmal auf Platz zwei nach vorne,

doch dann zog Catherine Ndereba davon und die Engländerin brach praktisch

zusammen. Sie wollte, aber konnte nicht mehr. Tausende von britischen Fans in

den Straßen und im Stadion warteten vergeblich auf ihr Idol.

Die US-Amerikanerin lief ein grandioses Rennen

„Ich bin einfach nur froh“, sagte Mizuki Noguchi im Ziel. Für

eine Ehrenrunde reichte ihre Kraft nicht mehr, die Japanerin hatte alles

gegeben. Wer weiß, wenn das Rennen noch ein paar Kilometer länger

gewesen wäre, hätte vielleicht eine ganz andere gewonnen: Deena

Kastor. Die US-Amerikanerin lief ein grandioses Rennen und rollte das Feld

alleine von hinten auf. Vorsichtig beginnend, lag sie bei Kilometer 5 auf Rang

28. An der Halbmarathonmarke hatte sie als Zwölfte den größten

Rückstand während ihres Rennens: 1:37 Minuten. Doch dann startete die

US-Rekordlerin (2:21:16) ihre Aufholjagd, die sie noch zu Bronze führte.

Die letzten 7,195 km lief sie so schnell wie keine andere im Feld: 23:05

Minuten!

Luminita Zaituc Achzehnte in 2:36:45

Eine feine Platzierung erreichte Luminita Zaituc (Eintracht Frankfurt). Als 18.

lief sie in 2:36:45 Stunden ins Ziel. Sie hatte die erste Hälfte in

1:17:21 Stunden passiert und lag zu diesem Zeitpunkt noch auf Rang 30. Dabei

hatte die 35-Jährige Pech, denn sie hatte ein fehlerhaftes Streckenprofil

bekommen. „Ich dachte, der erste Teil der Strecke wäre flach und es

würde erst nach 18 km ansteigen – das stimmte aber nicht. Dadurch

bin ich zu schnell angegangen und musste nach drei Kilometern den Rhythmus

wechseln.“ Luminita Zaituc musste den Großteil der Strecke alleine

laufen. „Ich sah zwar vor mir die große Gruppe laufen, aber die

waren zu schnell unterwegs. Es hätte keinen Sinn gemacht, sich dort

anzuschließen.“ Diese Taktik zahlte sich aus, obwohl vielleicht

noch etwas mehr drin gewesen wäre, wenn Luminita Zaituc vor dem Rennen

richtig informiert gewesen wäre. Gezeichnet von der Anstrengung sagte sie

im Ziel: „Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Marathon so hart

werden könnte.“

Entkräftet ausgestiegen ist die zweite deutsche Starterin: Ulrike

Maisch (LAV Rostock). Bei 25 km lag sie nach 1:36:19 Minuten an 44. Stelle

– die 30-km-Marke erreichte sie nicht mehr.

Sonja Oberem startet in Berlin

Ärgerlich war, dass Sonja Oberem (Bayer Leverkusen) mit ihrer großen

Athener Marathon-Erfahrung nicht nominiert worden war. Bei der WM war sie in

Athen Siebente, und zweimal hat sie den Athen-Marathon gewonnen (2001 und

2002). Nun startet sie am 26. September beim real,- BERLIN-MARATHON.

Olympia-Laufserie (X):

Favoriten-Serie:

Diese Prognose ging leider für Paula Radcliffe daneben:

www.real-berlin-marathon.com/news/show/002271