Startnummer 1: Raymond Kipkoech
2002 gewann der inzwischen 25-jährige Kenianer Raymond Kipkoech den 29.
real,- BERLIN-MARATHON in der Weltklassezeit von 2:06:47 Stunden. Das war zum
damaligen Zeitpunkt die zehntschnellste je gelaufene Zeit, und Raymond Kipkoech
verbesserte seine persönliche Bestleistung um gut vier Minuten. Vor einem
Jahr war er mit der Startnummer 61 ins Rennen gegangen. Dieses Mal wird er die
Startnummer 1 haben, die traditionell für den Vorjahressieger reserviert
ist.
Seit 1999 trainiert Raymond Kipkoech im kenianischen Kapsait in 3000 Metern
Höhe. Dort hat sein Cousin Erick Kimaiyo, ein früherer
Weltklasseläufer, ein Trainingscamp für den italienischen Manager
Gabriele Rosa aufgebaut. Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, hatte er
sich der Trainingsgruppe angeschlossen. “Sein Talent war offensichtlich
– es war eine Frage der Zeit, wann er den Durchbruch schaffen würde.
Jetzt ist seine Zeit gekommen, es war sein Tag. Und er wird in der Zukunft noch
stärker werden“, sagte der Weltklasseläufer Simon Biwott, der
im vergangenen Jahr in Berlin Zweiter war, nachdem er das Rennen 2000 gewonnen
hatte und 2001 Vize-Weltmeister geworden war. Und der Sieger, der bei seinem
einzigen Marathon zuvor 2:10:52 Stunden gelaufen war, meinte: “Ich wollte
in Berlin eine persönliche Bestzeit laufen und hatte an 2:08 bis 2:09
Stunden gedacht.“
Raymond Kipkoech, der fünf jüngere Geschwister hat, von denen zwei
vor kurzem ebenfalls mit dem Laufsport begonnen haben, trainiert in Kapsait.
“Die Bedingungen dort oben sind sehr schwer, es gehört eine Menge
Disziplin dazu, wenn man dort erfolgreich trainieren will“, erzählt
Gabriele Rosa.
Startnummer 2: Paul Tergat
Fünfmal in Folge wurde Paul Tergat, der früher Basketball spielte,
in den 90er Jahren Cross-Weltmeister. Doch bekannt wurde der Kenianer in erster
Linie als der große Herausforderer von Haile Gebrselassie. Den
10.000-m-Weltrekord hatte er dem Äthiopier einmal entrissen, doch bei den
großen Finals war er immer wieder Zweiter. Zuletzt verlor er gegen
Gebrselassie bei den Olympischen Spielen von Sydney 2000 nur hauchdünn.
“Ich schätze Paul Tergat – in Sydney hat er wirklich Pech
gehabt, denn es war so knapp“, sagt Haile Gebrselassie über seinen
smarten Konkurrenten.
Tegla Loroupe macht Paul Tergat mit einem Mitarbeiterteam des real,-
BERLIN-MARATHON Mut für seine Weltrekordjagd.
Nach diesen Olympischen Spielen wechselte Paul Tergat die Strecke. Sein
Marathon-Debüt beendete er 2001 in London dann als Zweiter. Ein Jahr
später besiegte er Haile Gebrselassie beim London-Marathon, wurde aber
wieder nur Zweiter. Khalid Khannouchi (USA) siegte in der Weltrekordzeit von
2:05:38 Stunden. Seitdem ist Paul Tergat mit 2:05:48 der zweitschnellste
Läufer über die klassischen 42,195 km. Nur zehn Sekunden fehlen dem
Halbmarathon-Weltrekordler (59:17 Minuten), um auch über die
Marathondistanz in den Rekordbüchern zu stehen. Doch gewonnen hat er bis
heute keines seiner Marathonrennen.
Die Ziele für den real,- BERLIN-MARTAHON am 28. September sind also
klar: der Sieg und der Weltrekord. Der 34-Jährige will die flache und
dadurch besonders schnelle Berliner Strecke dazu nutzen, um Weltrekord zu
laufen. Dafür nimmt er auch finanzielle Einbußen in Kauf. Denn beim
wesentlich finanzstärkeren Chicago-Marathon hätte er im Oktober mehr
verdienen können als in Berlin.
Startnummer 3: Janne Holmen
Eine der großen Überraschungen der
Leichtathletik-Europameisterschaften von München 2002 geschah am
Schlusstag. Im strömenden Regen sorgte ein bis dato international
unbekannter Läufer für eine Sensation: Janne Holmen wurde
Marathon-Europameister. Und das im Rennen gegen die Spanier, die in den Jahren
zuvor so viele große internationale Erfolge gefeiert hatten. Der Finne
aus Uppsala überraschte sie alle. Ausgerechnet in München lief Janne
Holmen zum größten Triumph seiner Karriere. Er lief genau in jenes
Stadion, in dem genau 30 Jahre zuvor ein anderer großer finnischer
Läufer für Furore gesorgt hatte. Lasse Viren hatte 1972 bei den
Olympischen Spielen von München über 5000 m und 10.000 m die
Goldmedaille gewonnen. Der Läufer aus Uppsala, der in der Stadt Geschichte
studierte, hat einen interessanten leichtathletischen Familien-Hintergrund.
Seine Mutter Nina war auch eine ausgezeichnete Läuferin und 1974 ebenfalls
Europameisterin. In Rom hatte sie damals über 3000 Meter gewonnen. Dass
die Langstrecke damals noch nicht olympisch war, war Pech für sie. So
konnte sie 1976 in Montreal nur über 1500 Meter laufen und wurde damals
immerhin Achte. Auch sein Vater und Trainer Rune war ein Läufer: 1971 war
er bei den Europameisterschaften Zwölfter über 5000 Meter, ein Jahr
später wurde er über diese Strecke finnischer Meister. Janne Holmen
läuft beim real,- BERLIN-MARATHON seinen ersten Marathon nach dem
EM-Triumph.
Startnummer F3: Renata Paradowska
Die 33-jährige Polin feierte 1997 und 1998 ihre größten
Erfolge als Marathonläuferin. 1997 gewann sie den Hamburg-Marathon in
2:29:27 Stunden. Ein Jahr später wurde sie überraschend Zweite beim
Boston-Marathon. Damals rannte sie auf der zwar abfallenden, aber aufgrund
deutlicher Höhenunterschiede schwer zu laufenden Strecke ihre Bestzeit von
2:27:17 Stunden. Nur die Olympiasiegerin Fatuma Roba (Äthiopien) war
damals in Boston schneller als Renata Paradowska. Derartig gute Ergebnisse
gelangen ihr danach nicht mehr. Nach einer Babypause rannte sie dann vor einem
Jahr in Tokio auf Platz sieben und im April 2003 in Hamburg auf Rang fünf
in 2:29:17.
Startnummer F4: Alina Iwanowa
Im Marathon schaffte die 34-jährige Russin vor zwei Jahren in London
einen Durchbruch. In dem hochklassigen Rennen steigerte sie sich auf 2:25:34
Stunden, was in dem außergewöhnlich starken Feld allerdings trotzdem
nur zu Rang sieben reichte. 1991 war Alina Iwanowa Weltmeisterin im
10-km-Gehen. Und ein Jahr später überquerte sie als Erste die
Ziellinie im 10-km-Gehen bei den Olympischen Spielen von Barcelona, doch
anschließend wurde sie disqualifiziert. Dieses Erlebnis frustrierte
Iwanowa derart, dass sie zum Laufen wechselte. Überredet hatte sie damals
die russische Marathon-Olympiasiegerin Walentina Jegorowa, mit der sie zusammen
trainierte. Doch der erste Erfolg ließ lange auf sich warten: Im Jahr
2000 gewann sie schließlich den Prag-Marathon in 2:27:42. Im gleichen
Jahr startete sie auch in Berlin und wurde Achte in 2:31:26.
Startnummer F6: Ornella Ferrara
Die 35-jährige Italienerin ist eine erfahrene Marathonläuferin.
Vor zehn Jahren war sie bereits elfte beim Marathon-Weltcup. Ihren
größten Erfolg feierte Ornella Ferrara 1995 bei der WM in
Göteborg, als sie die Bronzemedaille im Marathon gewann. Ein Jahr zuvor
hatte sie bei der EM als Vierte eine Medaille verpasst. Doch erst 1997 lief
Ornella Ferrara zum ersten Mal unter 2:30 Stunden: In 2:28:01 wurde sie Zweite
beim Turin-Marathon. Nach einer Babypause 1999 lief sie ihr bestes Rennen als
Zweite in Carpi 2000 in 2:28:59. Im Frühjahr 2003 wurde sie Vierte in
Seoul in 2:33:52.
Startnummer F8: Kathrin Weßel
Marathon-Bestzeit: 2:28:27 (2001)
Der real,- BERLIN-MARATHON wird für Kathrin Weßel der
Jahreshöhepunkt sein. Im vergangenen Jahr rannte die Läuferin des
Veranstalterklubs SCC Berlin ihr Heimrennen und wurde dabei in 2:36:36 Stunden
Deutsche Meisterin. Und das, obwohl sie zu dieser Zeit unter Ischiasproblemen
litt. Deswegen hatte die Berlinerin auch keine Chance, an ihre Bestzeit
heranzulaufen. Diese steht bei 2:28:27 Stunden – und auch dieses Ergebnis
lief Kathrin Weßel in Berlin. Im Jahr 2001 war sie damit Dritte. Ein
ähnliches Resultat wäre für die 36-Jährige ein großer
Erfolg.
Kathrin Weßel war über viele Jahre hinweg Deutschlands
erfolgreichste Bahn-Langstreckenläuferin. Und noch immer ist sie mit
31:03,62 Minuten deutsche Rekordhalterin über die 10.000-m-Strecke.
Höhepunkt ihrer langen Karriere waren die Weltmeisterschaften 1987 in Rom,
wo sie Dritte über diese Distanz war. Drei Jahre später wurde sie
ebenfalls über die 10.000-m-Strecke Vize-Europameisterin. Die frühere
deutsche Serienmeisterin über 10.000 m konzentrierte sich dann Anfang der
90er Jahre erstmals stärker auf die längeren Straßenrennen.
1991 und 92 gewann sie die 25 km von Berlin, und auf Anhieb gewann sie 1994
auch den BERLINER HALBMARATHON in der Streckenrekordzeit von 70:47 Minuten. Und
auch ihr Marathondebüt war erfolgreich: In Frankfurt wurde die Berlinerin
1994 Deutsche Meisterin.
Startnummer F30: Elizabeth Yelling
Die 28-jährige Britin könnte beim real,- BERLIN-MARATHON für
eine Überraschung sorgen. Sie läuft auf der flachen Berliner Strecke
ihr Marathondebüt, nachdem sie im vergangenen Jahr bei den Commonwealth
Games in Manchester über 10.000 m Vierte war in persönlicher Bestzeit
von 31:58,39 Minuten. Sie bringt also eine ordentliche Grundschnelligkeit mit,
hatte allerdings im Sommer Achillessehnenprobleme. Liz Yelling startet für
Bedford & County AC. Es ist der Klub von Marathon-Weltrekordlerin Paula
Radcliffe. Und auch die Trainer sind die gleichen: Alexander und Rosemary
Stanton.