Im 3000-m-Rennen der Männer bei den Hallen-Europameisterschaften in Wien
stolperte der Favorit, im 1500-m-Finale der Männer gewann der Favorit.
Schon kurz nach dem Start fand sich ein Goldfavorit auf dem Boden der Tatsachen
wieder: Cross-Weltmeister Mohammed Mourhit, der aus Marokko kommende
Langstreckenstar, der seit Juli 1997 die belgische Staatsbürgerschaft
besitzt, geriet im großen Pulk der 14 Läufer ins Stolpern und fiel.
Der 31-Jährige rappelte sich zwar sofort wieder auf und lief weiter, doch
am Ende dürfte genau diese Kraft gefehlt haben, um in den Medaillenkampf
über 3000 m eingreifen zu können. So ging der Europarekordler
über 3000 m leer aus und lief schließlich auf Rang sechs.
Als die ersten 1000 m in 2:38,96 Minuten gelaufen waren, hatte der Schwede
Joakim Johansson sich als Zugpferd für die Favoriten zur Verfügung
gestellt. Gleich hinter ihm lief der spätere Sieger Alberto Garcia. Bei
1200 m ging der Spanier zum ersten Mal in Führung, während der
Schwede durchgereicht wurde. Inzwischen hatte Mourhit sich wieder in Position
gebracht und lief hinter Garcia. Nachdem er eine Runde führte,
übernahm der Spanier wieder die Initiative. 800 Meter vor dem Ziel begann
sich Garcia von seinen Konkurrenten zu lösen, während Mourhit knapp
vor dem Briten John Mayock lief. Die beiden tauschten dann die Plätze. Der
Belgier fiel zurück, und von hinten kam Antonio Jimenez heran.
Während Garcia nun einem sicheren Sieg entgegenlief, überholte
Jimenez 250 Meter vor dem Ziel Mayock, der auch noch mit dem dritten Spanier
kämpfen musste. Zeitgleich rettete der Brite schließlich eine
Bronzemedaille, die auch Jesus Espana erhielt. „Dies ist ein historischer
Triumph für Spanien, wir haben gezeigt, dass wir an der Spitze in Europa
stehen“, sagte Alberto Garcia.
Über 1500 m setzet sich der Favorti durch: Der Jahresweltbeste Rui
Silva hatte schließlich auch im EM-Finale die Nase vorne. In einem langen
Spurt gewann der Portugiese das 1500-m-Finale von Wien und einen iberischen
Zweikampf gegen Juan Higuero. Silva lief 3:49,93 Minuten, der Spanier kam in
3:50,08 ins Ziel. Überraschend sicherte sich der Brite Michael East in
3:50,52 die Bronzemedaille. „Ich hatte den Eindruck, dass ich nicht in
Topform war, weil ich nicht genügend Schnelligkeitstraining gemacht habe.
Aber am Ende sah ich nicht schlecht aus“, sagte der 24-jährige
Portugiese, der vor einem Jahr in Lissabon auch den WM-Titel über die 1500
m gewonnen hatte.
Der Spanier hatte das Feld während des großen Teils des Rennens
angeführt. Higuero leistete die Arbeit, während sich hinter ihm in
Lauerstellung neben Silva auch der Ire James Nolan und Michal Sneberger
positionierten. Über mehrere Runden hinweg änderte sich an dieser
Reihenfolge nichts. Und am Ende konnte nur der Portugiese von der
günstigen Ausgangsposition profitieren. 400 Meter vor Ende des langsamen
Rennens zog Higuero das Tempo an. Doch sein Spurt war nicht stark genug, um
Silva hinter sich zu halten. 250 Meter vor dem Ziel zog der Portugiese auf der
Zielgeraden am Spanier vorbei, ging als erste in die Kurve und gab diese
Führung nicht mehr ab. Auf der Zielgeraden schien es kurzzeitig, als ob
der Spanier noch einmal eine Chance haben könnte. Doch Silva hielt gegen
und gewann. „Ich kann natürlich mit der Silbermedaille zufrieden
sein, aber eigentlich kam ich hierher, um zu gewinnen“, sagte Higuero.
„In einem taktischen Rennen habe ich bewiesen, dass ich im Endspurt
genauso schnell bin wie alle anderen auch“, sagte der Brite Michael East
zu seine Bronzemedaille. Deutsche Teilnehmer waren weder über 1500 m noch
über 3000 m der Männer am Start.