Fast 75.000 Läufer werden in der Marathonwoche des Jahres an den Start
gehen. Am Ostermontag wird der Boston-Marathon mit rund 14.000 Läufern den
Anfang machen, dann folgen am kommenden Sonntag Rotterdam mit etwa 10.000
Startern und das weltweit zurzeit größte Marathonrennen von London.
In der britischen Metropole werden etwa 32.000 Läufer erwartet. Neben
diesen drei Klassikern findet am Sonntag zudem das größte deutsche
Frühjahrsrennen über die 42,195 km statt. In Hamburg gehen etwa
17.000 Läufer an den Start.
Zählt man noch jene 29.000 Teilnehmer des Paris-Marathons, den am
vergangenen Sonntag der real,- BERLIN-MARATHON-Sieger des vergangenen Jahres,
Simon Biwott (Kenia), in 2:09:40 Stunden gewann, hinzu, sind es alleine bei
diesen fünf Rennen über 100.000 Marathonläufer. Schnellste Frau
war in Paris Florence Barsosio, die in 2:27:53 Stunden den kenianischen
Doppelsieg perfekt machte. Kenia bestimmte ohnehin das Geschehen in Paris. Die
ersten drei Männer und die ersten beiden Frauen kamen aus der Laufnation
Nummer eins. Der April bleibt damit ganz klar der Marathon-Monat des Jahres,
zumal es eine Reihe von weiteren Veranstaltungen mit mehreren tausend
Läufern gibt. In Deutschland gab es in den letzten drei Jahren bereits
eine enorme Entwicklung bei den Teilnehmerzahlen, die sich vor allen Dingen bei
den großen Rennen über die klassischen 42,195 km in Berlin, Hamburg
und Köln bemerkbar machte. Aber auch die Rückkehr des
München-Marathons im vergangenen Herbst war mit rund 5000 Läufern
durchaus beachtlich. Während der Hamburg-Marathon bei seiner 16. Auflage
am 22. April wiederum deutlich zulegen wird, bleibt der real,- BERLIN-MARATHON,
der in diesem Jahr am 30. September stattfindet, mit Abstand die deutsche
Nummer eins. Auch die Organisatoren in der Hauptstadt registrieren bereits zu
diesem frühen Zeitpunkt ein deutlich größeres Interesse als zur
gleichen Zeit vor einem Jahr. „Wir deutsche Veranstalter profitieren
zurzeit auch von der Gunst der Stunde. Es gibt bei uns eine Art
Rückbesinnung auf das Laufen. Dieser gesunde Sport wird immer
populärer. Das macht sich bei allen großen Läufen bemerkbar.
Die Veranstalter müssen ihre Starterfelder limitieren und können
irgendwann keine Nachmeldungen mehr annehmen, weil sie sonst unter dem Ansturm
zusammenbrechen“, erklärt der Chef des real,- BERLIN-MARATHON, Horst
Milde.
Während Marathonrennen wie die in Paris oder Chicago ebenfalls enorme
Zuwachsraten verzeichnen, gibt es bei den Klassikern von New York und London
kaum Veränderungen. Doch angesichts des Potenzials dieser beiden
Läufe müsste man es wohl eher so sehen: Allmählich
verkürzen die Deutschen und einige andere den Abstand. Im vergangenen Jahr
war der London-Marathon mit 31.648 Läufern im Ziel das einzige Rennen
dieser Art weltweit, das über 30.000 Athleten im Ziel registrierte. In
früheren Jahren war meist der New-York-Marathon etwas größer.
Doch noch viel höher sind die Zahlen der Läufer, die sich um einen
Startplatz für die limitierten Rennen bewerben. In London waren es
beispielsweise in den letzten beiden Jahren jeweils zwischen 90.000 und
100.000. Jeweils im Herbst werden dann die Startnummern für das
nächste Jahr verlost. Das große Interesse ist seit vielen Jahren
fast gleichbleibend. In London bewarben sich schon für das Rennen 1982
über 90.000 Läufer. Damals registrierte der BERLIN-MARATHON 4686
Meldungen.
Aus mehreren Gründen wird der London-Marathon am 22. April in Europa
besonders im Blickpunkt stehen. So ist das „Running for charity“
dort derart populär, dass die Läufer im vergangenen Jahr Spenden in
Höhe von 24 Millionen Pfund (rund 72 Millionen DM) sammelten. Auch in
anderer finanzieller Hinsicht sind die Londoner weit voraus. Alleine der Etat
für die Eliteläufer soll dort zuletzt rund zwei Millionen Dollar
betragen haben – das ist in etwa so viel wie der Gesamtetat des
Berlin-Marathons in diesem Jahr und mehr als das komplette Hamburger
Rekordbudget von dieses Mal knapp drei Millionen Mark.
Große Hoffnungen sind in London an das Debüt von Paul Tergat
(Kenia) geknüpft. Dem Dauer-Kontrahenten von Haile Gebrselassie traut man
mittelfristig zu, die Marathon-Weltbestzeit von derzeit 2:05:42 Stunden sogar
recht deutlich zu unterbieten. Gleiches galt natürlich auch für den
Äthiopier, doch Gebrselassie hat sein Marathondebüt auf unbestimmte
Zeit verschoben. Spannend wird nun in London, wie sich Paul Tergat gegen
erfahrene Marathonläufer wie den Vorjahressieger António Pinto
(Portugal) behaupten kann. Hochklassig besetzt ist auch das Frauenrennen, in
dem Tegla Loroupe (Kenia) unter anderen auf ihre Trainingskameradin Joyce
Chepchumba (Kenia) und Lidia Simon (Rumänien) trifft, die Bronze und
Silber bei Olympia gewonnen hatten.
Nicht viel nach steht der 105. Boston-Marathon am 16. April, der aufgrund
von anspruchsvollen Qualifikationszeiten und einem Starterlimit von 15.000
Läufern kein größeres Feld hat. Hier kommt es nach dem
Chicago-Marathon zum zweiten Mal zum Duell zwischen der im Oktober siegreichen
Catherine Ndereba und Lornah Kiplagat (beide Kenia). Bei den Männern
trifft Moses Tanui (Kenia) auf den Olympiasieger Gezahegne Abera
(Äthiopien). Der Rotterdam-Marathon am 22. April ist wie meist in der
Breite der Spitze nicht ganz so gut besetzt wie London und Boston. Doch die
flache Strecke und ein an der Spitze gut organisiertes Hasenrennen sorgten in
der Vergangenheit schon öfter dafür, dass die Holländer am Ende
die besten Siegzeiten hatten. Mit dem Sieger des BERLINER HALBMARATHON,
Fabián Roncero (Spanien), und der Kenianerin Susen Chepkemei, die
kürzlich in Lissabon mit 65:44 Minuten die schnellste je gelaufene
Halbmarathon-Zeit erreichte, sind zwei sehr vielversprechende Athleten im
Rennen. Von den deutschen Läufen kann in punkto Weltklasseergebnisse nur
der real,- BERLIN-MARATHON richtig mitmischen, obwohl der BERLINER HALBMARATHON
allerdings einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. An dieser
Situation dürfte sich auch in diesem Jahr nichts ändern.
Boston-Marathon (16. April) Vorauss. Starterzahl: 14.000 TV: Live in
Eurosport Siegprämie: 80.000 Dollar Weltrekordprämie: 50.000 Dollar
Favoriten: Moses Tanui (Kenia/2:06:16), Gezahegne Abera
(Äthiopien/2:07:54), Bong-Ju Lee (Korea/2:07:20), Elijah Lagat
(Kenia/2:07:41), Peter Githuka (Kenia/2:08:02), Shem Kororia (Kenia/2:09:32),
David Morris (USA/2:09:32), Silvio Guerra (Equador/2:09:49). Favoritinnen:
Catherine Ndereba (Kenia/2:21:33), Lornah Kiplagat (Kenia/2:22:36), Fatuma Roba
(Äthiopien/2:23:21), Ludmila Petrowa (Russland/2:25:45), Nicole Carroll
(Australien/2:25:52), Ljubow Morgunowa (Russland/2:26:33), Wei Yanan
(China/2:26:34), Malgorzata Sobanska (Polen/2:27:30).
London-Marathon (22. April) Vorauss. Starterzahl: 32.000 TV: Aufzeichnung in
Eurosport Siegprämie: 55.000 Dollar Weltrekordprämie: 175.000 Dollar
Favoriten: Paul Tergat (Kenia/Debüt), António Pinto
(Portugal/2:06:36), Gert Thys (Südafrika/2:06:33), Tesfaye Jifar
(Äthiopien/2:06:49), Takayuki Inubushi (Japan/2:06:57), Tesfaye Tola
(Äthiopien/2:06:57), Japhet Kosgei (Kenia/2:07:09), Abdelkhader El Mouaziz
(Marokko/2:07:33), Abel Antón (Spanien/2:07:57), John Kagwe
(Kenia/2:08:12), Joseph Mereng (Kenia/2:09:36), Hendrick Ramaala
(Südafrika/2:09:43), Jon Brown (Großbritannien/2:09:44).
Favoritinnen: Tegla Loroupe (Kenia/2:20:43), Lidia Simon
(Rumänien/2:22:54), Harumi Hiroyama (Japan/2:22:56), Joyce Chepchumba
(Kenia/2:23:22), Marleen Renders (2:23:43), Adriana Fernandez (Mexiko/2:24:06),
Madina Biktagirowa (Russland/2:24:46), Elfenesh Alemu (Äthiopien/2:24:47),
Nicole Carroll (Australien/2:25:52), Derartu Tulu (Äthiopien/2:26:09).
Rotterdam-Marathon (22. April) Vorauss. Starterzahl: 10.000 TV: Evt.
Aufzeichnung in Eurosport Siegprämie: abhängig von Siegzeit
Weltrekordprämie: 250.000 Euro Favoriten: Josephat Kiprono
(Kenia/2:06:44), William Kiplagat (Kenia/2:06:50), Fabián Roncero
(Spanien/2:07:23), Alejandro Gomez (Spanien/2:07:54), Alberto Juzdado
(Spanien/2:08:01), Kenneth Cheruiyot (Kenia/2:08:22), Joseph Ngolepus
(Kenia/2:08:49), Abdeselam Serrokh (Marokko/2:08:59), Abdellah Behar
(Frankreich/2:09:09). Favoritinnen: Susan Chepkemei (Kenia/2:26:39), Nadja
Wijenberg (Holland/2:28:45), Berhane Adere (Äthiopien/Debüt).
Hamburg-Marathon (22. April) Vorauss. Starterzahl: 17.000 Siegprämie:
25.000 DM Weltrekordprämie: ---- Favoriten: bis auf Tendai Chimusasa
(Simbabwe/2:10:57) und Carsten Eich (Leipzig/2:10:22) noch nicht bekannt.
Favoritinnen: Claudia Dreher (Riesa/2:27:55), Sonja Oberem
(Leverkusen/2:27:25), Kathrin Weßel (Berlin/2:30:05), Katrin
Dörre-Heinig (Leipzig/2:24:35).