Irina Mikitenko hat sich bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der
Leichtathleten in Leipzig eindrucksvoll zurückgemeldet. In ihrem ersten
und einzigen 3000-m-Lauf dieser Hallensaison gewann die Läuferin der LG
Eintracht Frankfurt in 8:52,78 Minuten den Titel und hätte um ein Haar
auch noch die deutsche Jahresbestzeit von Sabrina Mockenhaupt (8:52,43 Minuten)
unterboten. Die Athletin der LG Sieg wurde Zweite in 8:54,13 Minuten.
Nach 1000 Metern hatte die später mit deutlichem Rückstand
drittplatzierte Melanie Schulz (LC Creaton Erfurt) da Feld noch angeführt
vor Mikitenko und Mockenhaupt. In der Mitte des Rennens sorgte dann Irina
Mikitenko für Tempo. Nur noch Sabrina Mockenhaupt konnte mithalten. Und
sie übernahm dann sogar noch einmal die Spitze. Doch in der letzten Runde
war Irina Mikitenko nicht mehr zu halten und gewann souverän. "Ich
freue mich über den zweiten Platz. Wenn Irina mich schlägt, dann
macht mir das nichts - sie ist ja auch eine gute Läuferin",
erklärte Sabrina Mockenhaupt und fügte noch hinzu: "Wenn wir
unterwegs nicht das Tempo forciert hätten, dann hätte ich vielleicht
beim Schlussspurt Chancen gehabt."
"Ich habe von Anfang an gemerkt, dass es ganz gut geht. Ich hätte
noch schneller laufen können. Bisher habe ich noch kein
Schnelligkeitstraining absolviert, sondern nur etwas für die Kraft und die
Ausdauer getan", erzählte Irina Mikitenko. Nach ihrem fünften
Platz über 5000 m bei der WM in Edmonton 2001 hatte die inzwischen
30-Jährige weit über ein Jahr lang keine Wettkämpfe mehr
bestreiten können. Aufgrund ihrer Verletzung an der Patellasehne im Knie
hatte sie operiert werden müssen. "Von August 2001 bis Mai 2002
konnte ich überhaupt nicht laufen." Mit Radfahren und Aquajogging
hielt sie sich fit so gut es ging. Als sie dann wieder mit dem Laufen beginnen
konnte, musste sie fast bei null anfangen. "Ich bin in der ersten Woche
wechselnd zehn Minuten gelaufen und zehn Minuten gegangen, in der zweiten Woche
waren es dann schon zwanzig Minuten", erzählt Irina Mikitenko, die
sich in den Jahren zuvor als einzige deutsche Langstrecklerin in der Weltklasse
etablieren konnte. Dorthin möchte sie zurückkehren, und Irina
Mikitenko ist optimistisch. "Bis jetzt habe ich erst zweimal die Spikes
angezogen. Aber im Sommer möchte ich bei der WM in Paris die 5000 m
laufen."
Nur auf den ersten 200 Metern hätte man vielleicht vermuten
können, dass es hier doch noch ein Rennen um die Hallen-WM-Norm von
7:48,00 Minuten geben könnte. Da hatte sich Carsten Schütz (TV
Wattenscheid) an die Spitze des Feldes gesetzt und für Tempo gesorgt,
gefolgt vom schnellsten deutschen Läufer dieser Saison, seinem
Vereinskameraden Jan Fitschen. Doch schon nach einer weiteren Runde und einer
400-m-Zwischenzeit von gut 64 Sekunden war klar, dass es mit der Norm an diesem
Tag nichts werden würde. "Wir hatten nichts geplant in Richtung
Normjagd. Für mich ging es hier darum, sicher zu gewinnen - das hatte
Priorität bei der Meisterschaft", erklärte Jan Fitschen, der
seinen Titel in 7:55,76 Minuten schließlich auch souverän gewonnen
hatte. Das Fehlen von Dieter Baumann bedauerte der 25-jährige Sieger. Mit
ihm wäre es sicher interessanter geworden - und vielleicht wäre dann
sogar die Norm möglich gewesen", erklärte Jan Fitschen, der
hinzufügte: "Wenn ich im Laufe der Saison das entsprechende Rennen
bekommen hätte, dann wäre sicherlich auch von der Zeit her mehr drin
gewesen. In den letzten Runden habe ich hier in Leipzig gezeigt, was ich
kann." Mit 7:51,83 Minuten führt Jan Fitschen die deutsche
Jahresbestenliste an - und er hoffte noch auf eine Nominierung für die
Hallen-WM trotz verpasster Norm.
Verdient hätte Jan Fitschen diese Nominierung wohl wie kaum ein
anderer. Das hängt damit zusammen, was ihm vor zwei Jahren passierte.
Damals hatte sich der Wattenscheider sportlich qualifiziert für die
Hallen-WM in Lissabon, doch bei seinem vermeintlichen ersten
Karrierehöhepunkt blieb ihm dann nur ein Tribünenplatz. Die IAAF
hatte ihn gesperrt, weil er damals in Dortmund bei den Deutschen
Hallen-Meisterschaften gegen den gesperrten Dieter Baumann gelaufen war. Jan
Fitschen wurde zu einem bekannten Athleten, was jedoch nicht mit seiner
Leistungsentwicklung zusammenhing sondern mit dem Fall Baumann. "Es war
nicht die Art, die ich mir gewünscht hatte, um im Rampenlicht zu
stehen", erzählt der Physikstudent. "Lieber gewinne ich bei den
Deutschen Meisterschaften und habe dafür nur ein paar kleine Fotos in den
Medien."
Auch im vergangenen Jahr hatte Jan Fitschen kein Glück. Vor dem
5000-m-Vorlauf bei der EM musste er aufgrund einer Magen-Darm-Grippe passen.
Eine Krankheit hatte ihn zuvor auch in der Hallensaison gestoppt.
Einen Erfolg gab es überraschend für einen Berliner Läufer im
3000-m-Rennen von Leipzig. Christian Goy (SCC) belegte nach einem starken
Schlussspurt den dritten Rang in 7:59,68 Minuten. Er war direkt aus dem
Höhentraningslager in den USA zu den Titelkämpfen gefahren und gewann
eine von nur zwei Berliner Medaillen. Die andere sicherte sich die
400-m-Läuferin Claudia Marx (LG Nike), die hinter Grit Breuer (Magdeburg)
Zweite wurde.