Schwer wiegende Rückenprobleme haben Claudia Lokar 1997 bewogen, die
erfolgreiche Langstrecken-Karriere trotz diverser Klassezeiten wie 31:57,90 (10
000 m), 1:10:09 (Halbmarathon) und 2:28:14 (beim Berlin-Marathon 1996)
frühzeitig zu beenden. Jetzt kehrte die inzwischen 38jährige Lehrerin
für Sonderpädagogik eindrucksvoll in die Läuferszene
zurück: Bei den deutschen Berglaufmeisterschaften der Senioren am Kandel
in Waldkirch (11.5.) düpierte sie nicht nur die gesamte Konkurrenz
einschließlich der international erfolgreichen Gudrun de Pay um
Längen, sondern verbesserte in ihrem zweiten Berglauf überhaupt (den
ersten absolvierte sie 1990 in Oberstdorf) den seit 1989 von Susanne Bitzer auf
59:27 Minuten gehaltenen Kursrekord gleich um mehr als eine Minute auf 58:22
Minuten. „Rüdiger Kruse, mein Vereinskollege beim TuS Sythen, hat
mir geraten, es doch einmal am Berg zu versuchen, nachdem ich einfach auf
Flachstrecken nach wie vor Probleme habe. Und siehe da, es ging sehr
gut!“ DLV-Berglauf-Referent Wolfgang Münzel war vom Auftreten der
früheren Spitzenläuferin derart angetan, dass er die inzwischen
für den TuS Sythen startende frühere Wattenscheider Läuferin
spontan aufforderte, doch auch bei den deutschen Berglauf-Meisterschaften in
Unterharmersbach (9.6.) zu starten. „Das muss ich mir gründlich
überlegen, vorstellen kann ich mir dieses schon. Denn das Rennen am Kandel
hat mir viel Spaß gemacht!“
Im 21. Jahr des Kandel-Berglaufes des SV Waldkirch vor den Toren Freiburgs
platzte die Veranstaltung schier aus allen Nähten, doch Lothar Frank und
sein Team bewältigten auch diese große Herausforderung. Nicht nur
der Deutsche Leichtathletik-Verband gratulierte nachträglich einem der
Pioniere der deutschen Berglauf-Szene mit der Übertragung der
Senioren-Titelkämpfe, sondern auch 700 (!) Teilnehmer, die die bisherige
Rekordmarke mit knapp unter 500 Läufern regelrecht überrannten.
„Ich denke, wir haben heute unser absolutes Limit erreicht“, sagte
ein sichtlich geschaffter Organisator bei der Siegerehrung. Dies aber eher nach
der Doppelbelastung mit Veranstaltungsstress und Wettkampfbelastung, denn der
„Macher“ des 12 km langen Kandel-Berglaufes mit einer
Höhendifferenz von 940 m läuft jede Auflage selbst mit.
Schnellster der Seniorenmeisterschaften war nicht der favorisierte Helmut
Strobl aus Augsburg, sondern der gerade erst 40 Jahre alt gewordene Gerhard
Emmenecker von der LSG Aalen mit einer Einlaufzeit von 52:50 Minuten, gefolgt
von vielen Berglauf-Spezialisten früherer Tage. Emmendecker lag damit
gerade einmal eineinhalb Minuten hinter dem Tagesschnellsten Christoph Fuhrbach
aus Landstuhl in der Pfalz zurück, der sich dank dieses furiosen
Kandel-Ansturmes berechtigte Hoffnungen auf eine Nominierung in die
Nationalmannschaft machen darf. Ein steiler Aufstieg für den
31jährigen Pastor, der als bislang größtes Highlight seiner
sportlichen Karriere auf eine Asientour per Fahrrad über 22 000 Kilometer
verweisen kann. Im Trikot des TV Hatzenbühl, das übrigens auch der
amtierende Berglaufmeister Thomas Greger trägt, schwingt sich Christoph
Fuhrbach möglicherweise zu einem neuen Höhenflug auf......
Wilfried Raatz
Waldkirch (11.5.): Deutsche Senioren-Berglauf-Meisterschaften/
Kandel-Berglauf (12,2 km/ HD 940 m):
Deutsche Senioren-Meisterschaften: M 40: 1. Gerhard
Emmenecker (LSG Aalen) 52:50, 2. Helmut Strobl (SVO Germaringen) 53:33, 3.
Peter Smolinski (BSV Buxtehude) 54:36, 4. Graf (USC Freiburg) 55:22, 5.
Erdlenbruch (LG Leinfelden-Echterdingen) 55:26, 6. Feldhoff (Ohligser TV) 56:39
(48 Läufer im Ziel). M 45: 1. Rüdiger Kruse (TuS Sythen) 54:26, 2.
Reinhold Schindler (TV Hatzenbühl) 54:31, 3. Karl-Heinz Handel (TV Bad
Brückenau) 57:02, 4. Lais (FC Unterkirnach) 57:03, 5. Götz (SV
Waldkirch) 58:11, 6. Fischer (LT Furtwangen) 58:22 (44 Läufer im Ziel)
– Mannschaften M 40/ 45: 1. TV Bad Brückenau (Schneider, Handel,
Wagner) 2:53:07, 2. FC Unterkirnach 2:54:45, 3. USC Freiburg 2:55:16 (12
Mannschaften gewertet).
M 50: 1. Meinrad Beha (FC Unterkirnach) 56:51, 2. Pletzer (TSV
Frickenhausen) 58:14, 3. Schwörer (SV Waldkirch) 58:48 (30 Läufer im
Ziel).
M 55: 1. Helmut Reitmeir (LC Buchendorf) 1:00:00, 2. Schlenker (VfL
Ostelsheim) 1:00:05, 3. Ahrens (LC Aichach) 1:00:08 (22 Läufer im Ziel)
– Mannschaften M 50/ 55: 1. FC Unterkirnach (Beha, Blum, Maisenbacher)
3:05:17, 2. VfL Ostelsheim 3:07:14, 3. LT Furtwangen 3:09:37 (9 Mannschaften
gewertet).
M 60: 1. Peter Lessing (LG Ortenau-Nord) 1:00:41 (32 Läufer im
Ziel).
M 65: 1. Klemens Wittig (LG Olympia Dortmund) 1:06:58 (19 Läufer im
Ziel).
M 70: 1. Edmund Schepp (TuS Wiesbaden-Rambach) 1:08:24 (5 Läufer im
Ziel) – Mannschaften M 60 und älter: 1. LG Nürnberg (Fechler,
Reichel, Binder) 3:36:16, 2. LC Bad Dürkheim 3:45:32, 3. VfL Freudenstadt
3:53:32 (6 Mannschaften gewertet).
W 35: 1. Claudia Lokar (TuS Sythen) 58:21, 2. Isabella Bernhard (TSG
Maxdorf) 1:02:21, 3. Monika Liedtke (BSBV 91 Berlin) 1:02:29, 4. Schmitz (TSV
Kiebingen) 1:05:16, 5. Schoofs (TSV Weeze) 1:07:33, 6. Calmbach (DJK Schw.
Gmünd) 1:09:06 (16 Läuferinnen im Ziel).
W 40: 1. Gudrun de Pay (TSV Trochtelfingen) 1:00:50, 2. Ursula Hermann (LT
Furtwangen) 1:03:37, 3. Elke Kramer (Ohilgser TV) 1:06:34, 4. Kellner (TV
Heppenheim) 1:07:29, 5. Winski (TS Gundelfingen) 1:08:05 (21 Läuferinnen
im Ziel) – Mannschaften W 35/ 40: 1. TV Hatzenbühl (Scheller,
Anselment, Löhle) 3:41:51, 2. LC Aalen 3:43:41, 3. DJK Schw. Gmünd
3:44:52 (5 Mannschaften gewertet).
W 45: 1. Renate Kieninger (FC Unterkirnach) 1:04:50, 2. Edeltraud Beck (TSV
Münnerstadt) 1:07:21, 3. Elke Cagol (LSG Karlsruhe) 1:10:56 (18
Läuferinnen im Ziel).
W 50: 1. Regine Lipp-Scherzer (LAZ Salamander Kornwestheim) 1:12:56, 2.
Gudrun Rüth (EK Schwaikheim) 1:13:38, 3. Christel Kornmayer (TV Biberach)
1:16:01.
W 55: 1. Roswitha Schäffler (LCM Rheinfelden) 1:14:19 (9
Läuferinnen im Ziel). W 60: 1. Barbara Wolf (TGV Augsburg) 1:18:13 (8
Läuferinnen im Ziel).
W 65: 1. Marlene Brings (LG Mönchengladbach) 1:48:17 (1 Läuferin
im Ziel) – Mannschaften W 45 und älter: 1. FC Unterkirnach
(Kieninger, Weisser, Hauser) 3:43:24, 2. SV Waldkirch 3:52:09, 3. EK
Schwaikheim 3:52:20 (7 Mannschaften gewertet).
21. Kandel-Berglauf: Männer:
1. Fuhrbach (TV Hatzenbühl) 51:23, 2. Jenne (USC Freiburg) 51:56, 3.
Emmenecker (LSG Aalen) 52:50, 4. Strobl (SVO Germaringen) 53:33, 5. Englert (TV
Hatzenbühl) 54:02, 6. Kranz (LG Radolfzell) 54:12, 7. Kruse (TuS Sythen)
54:26, 8. Schindler (TV Hatzenbühl) 54:31, 9. Smolinski (BSV Buxtehude)
54:36, 10. J. Beha (FC Unterkirnach) 55:15. Frauen: 1. Lokar (TuS Sythen) 58:21
(Streckenrekord, zuvor Bitzer/ TV Hechingen 59:37/ 1989), 2. De Pay (TSV
Trochtelfingen) 1:00:50, 3. Bernhardt (TSG Maxdorf) 1:02:21, 4. Liedtke (BSBV
Berlin) 1:02:29, 5. Hermann (LT Furtwangen) 1:03:37, 6. Buss (ASC
Rosellen-Neuss) 1:04:31....9. Reisinger (SSC Hanau-Rodenbach/ Jg. 84)
1:05:48.