Artikel des Running News Network - runnn.com
Mainz bleibt Mainz. Und wir mittendrin, so könnte die Erweiterung des einprägsamen Slogans in der Hochburg des Karnevals künftig auch für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gelten. Denn der Leichtathletik-Dachverband hat nach den deutschen Marathonmeisterschaften 2007 gleich mit 2008 und der Option auf 2009 und 2010 die Weichen für eine Konstanz am Zusammenfluss von Main und Rhein gestellt. Frank Hensel, der DLV-Generalsekretär, zeigte sich nach dem hastigen Ausstieg beim München-Marathon 2006 und der Lösung Gutenberg-Marathon auch für die Zukunft sehr zufrieden. „Es war die richtige Entscheidung, 2007 nach Mainz zu gehen und das erste Jahr der Zusammenarbeit ist als ausgesprochen gelungen zu bezeichnen!"
10.000 Starter lassen die Mainzer Organisatoren zu, dieses Limit ist bereits vier Wochen nach Öffnung des Online-Anmeldeportals erreicht. Eine sicherlich komfortable Situation in der Karnevalshochburg, wenngleich der weniger trainingsintensive Halbmarathon mit zuletzt 5 700 Finishern den eigentlichen Kernwettbewerb über die 42,195 km-Distanz klar überlagert. 2027 Finisher wurden trotz deutscher Meisterschaft im Vorjahr im Ziel an der Rheingoldhalle registriert, sogar ein Minus von sieben Prozent gegenüber 2006. Worauf Bürgermeister Schüler den „großartigen Zugewinn" allerdings für den Gutenberg-Marathon herleitet, das dürfte sein Geheimnis bleiben.
Eine größere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist dank des Titels „Deutsche Meisterschaft" sicherlich gegeben, wenngleich deshalb noch lange kein leistungsstarker Läufer nach Mainz kommen wird. Und das jedenfalls ist die Krux einer deutschen Meisterschaft, die in permanenter Konkurrenz zu attraktiven Frühjahrsmarathons wie in Hamburg und Düsseldorf steht. Auf dem Weg zur WM- oder Olympiaqualifikation werden die besten deutschen Läufer beiderlei Geschlechts allerdings eher die leistungsstarken Felder an der Alster oder am Niederrhein suchen. „Das werden wir kaum ändern können. Hier spielen andere Mechanismen eine wichtige Rolle. Da sind Ausrüsterverbindlichkeiten und andere Aspekte zu berücksichtigen", stellt Frank Hensel resignierend fest. Schließlich will und kann der DLV keine Prämien für die Erstplatzierten einer Deutschen Meisterschaft ausloben.
So werden sicherlich deutsche Meisterschaften weiterhin eher Tummelplatz für die zweite Reihe bleiben. Zumal mit der Vergabe der Titelkämpfe an Mainz für die nächsten drei Jahre, und daran zweifelt angesichts dieser vorausschauenden Vereinbarung wohl keiner der Marathonexperten, die Chance für andere Bewerber derzeit nicht gegeben ist.
Der Gutenberg-Marathon hat sich nicht nur die Deutschen Meisterschaften für die kommenden drei Jahre gesichert, sondern auch die Zuarbeit durch die Deutsche Leichtathletik-Promotion und Projekt-GmbH (DLP), eine aus dem DLV ausgegliederte GmbH. „Mit der DLP haben wir einen professionellen Vermarkter gefunden" freut sich der Mainzer Bürgermeister Schüler über den Deal und hofft, dass der Gutenberg-Marathon auch für Sponsoren noch interessanter wird. Bislang nämlich hat das in der Organisation federführende Sportamt keinen Griff in den Stadtsäckel der Stadt Mainz machen müssen, um die Veranstaltung durchzuführen. „Diese Veranstaltung trägt sich selbst!" freut sich Norbert Schüler. 10.000 Teilnehmer, ausgelassene Stimmung allenthalben ist das eine, eine bestaufgestellte deutsche Meisterschaft mit einer präsenten heimischen Spitze und der leistungsbezogenen Entlohnung ist das andere. Es ist und bleibt ein Spagat in Mainz.
Wilfried Raatz