"Endlich einmal eine positive Nachricht aus dem Laufbereich", freute
sich Otto Klappert in seiner Funktion als Leiter der Arbeitsgruppe Laufen beim
DLV. "Die beiden Bronzemedaillen der Männer und Juniorinnen sind
wichtig für den DLV, insbesondere aber für die Langstrecke!" In
der Tat, die deutsche Mannschaft überraschte bei der Berglauf-World-Trophy
im Alyeska Resert in Girdwood in Alaska mit einer kämpferisch
überzeugenden Leistung, vor allem deshalb, weil entsprechend nach dem
festgelegten Turnus die Strecke heuer bergauf-bergab führte, die beim
Deutschen Leichtathletik-Verband aus gesundheitlichen Gründen eher
nachrangig behandelt wird. „Besonders wertvoll ist natürlich der
dritte Rang der Männer, vor allem deshalb, weil dieser gegen Nationen
errungen wurde, die im Cross- und Berglaufen ihre Stärken haben!“
rückte DLV-Berglauf-Chef Wolfgang Münzel die Bedeutung der
Medaillengewinne ins rechte Licht. Mit Helmut Schiessl, Markus Jenne, Timo
Zeiler und Max Frei wuchsen die d eutschen Läufer über sich hinaus
und sicherten sich mit 67 Punkten hinter den einmal mehr überlegenen
Italienern (24) und England (48) unerwartet Rang drei vor der Schweiz (69) und
Frankreich (91). Das überaus positive Auftreten des DLV-Teams
komplettierten die Juniorinnen mit Lisa Reisinger und Juliane Döll, die
zum Auftakt am ersten Meisterschaftstag mit 13 Punkten hinter Slowenien (7) und
England (9) noch vor Titelverteidiger Türkei (16) für den ersten
Paukenschlag sorgten.
Helmut Schiessl: Vom Ultraläufer zum Berglauf-Ass Das Männerrennen
entwickelte sich nach den überraschenden Schneefällen im Alyeska
Resert im attraktiven Skigebiet in Girdwood zum Krimi. Die Italiener, die am
ersten Meisterschaftstag ohne Medaillen geblieben waren und somit erheblich
unter Druck standen, drückten kräftig auf das Tempo, um zum
achtzehnten Male in Folge die Teamwertung gewinnen zu können. Vor allem
Marco di Gasperi und der die beraufführende Europameisterschaft gewinnende
Marco Gaiardo waren auf der steilen Bergaufpassage bereits in Front, dahinter
der erst 21jährige Österreicher Florian Heinzle, der Schweizer
Bergauf-bergab-Spezialist Alexis Gex-Fabry – und zur Überraschung
schon die Deutschen mit einem blendend aufgelegten Helmut Schießl, dicht
gefolgt von Markus Jenne und Timo Zeiler. An dieser Rennkonstellation sollte
sich auch nach der Zweidritteldistanz nichts ändern. Auch wenn Helmut
Schiessl von drei Bergabspezialisten noch auf Rang acht abgedrängt wurde,
freute sich der 31jährige gemeinsam mit der DL V-Mannschaft über die
erste „top ten“-Platzierung bei einem Bergauf-bergab-Championat.
„Das war nur geil“, entfuhr es dem Buchendorf schlammverspritzt im
Ziel, mit Blick auf die offenen Schnürsenkel an beiden (!) Schuhen. Eine
erstaunliche Wandlung des einstigen Ultraläufers in weniger als nur zwei
Jahren zum Weltklasseläufer im Berglauf-Bereich, der heuer mit Rang zehn
beiden (bergaufführenden) Europameisterschaften und nun mit Rang acht bei
der World-Trophy den internationalen Anschluss geschafft hat. Nur wenig
später waren mit Markus Jenne (14.) und dem nicht minder starken
22jährigen Timo Zeiler (18.) schon zwei weitere DLV-Starter im Ziel. Jubel
im Team, als auf Rang 27 der bergabwärts mächtig aufholende Max Frei
der deutschen Mannschaft den Bronzeplatz mit zwei Punkten vor der Schweiz
sicherte, die sich heuer ganz auf die in der Westschweiz angesiedelten
Läufer stützten.
Berglauf-Chef Münzel: „Optimal für die Juniorinnen“
„Das ist ein nahezu optimales Ergebnis für unsere
Juniorinnen“, freute sich Berglauf-Chef Wolfgang Münzel im Verbund
mit Mannschaftsführer Franz Geigl. Auf schwierigem, durch die erst morgens
einsetzenden Schneefällen noch tückischer werdenden steilen Terrain
im Wintersportgebiet Alyeska Resort kamen Lisa Reisinger und Juliane Döll
auf dem ungewohnten Bergauf-bergab-Parcours glänzend zurecht. Mit einer
taktisch klugen Renneinteilung und den Rängen sechs und sieben schufen
sich die beiden Nachwuchsläuferinnen eine glänzende Ausgangsposition
für die Teamwertung. Hinter Slowenien (7) und England (9) gab es mit 13
Punkten diesmal die Bronzemedaille, nachdem es auf dem Bergaufkurs in Innsbruck
hinter der Türkei schon Silber gegeben hatte. Die Türkinnen
unterlagen übrigens den beiden Youngsters Lisa und Juliane im Kampf um
Bronze um drei Punkte.
IAAF stellt Berglauf mit Cross-Country gleich Auch wenn die Organisatoren um
das noch aktive Berglaufass Brad Precosky trotz schwieriger Bedingungen eine
eindrucksvolle Veranstaltung in Girdwood, eine knappe Autostunde von Anchorage
entfernt, im nördlichsten US-Bundesstaat Alaska zustande brachten,
brodelte es einmal mehr hinter den Kulissen der Berglaufszene. Einmal mehr
könnten die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Weltverband WMRA und
den Grand-Prix-Veranstaltern mit ihrem Sprecher Bibi Anfang, der am 5. Oktober
am Hochfelln in Bergen das Grand-Prix-Finale ausrichten wird, zum
Zerwürfnis werden, das gerade erst vor einem Jahr in Innsbruck mühsam
gekittet schien. Einerseits hatte der WMRA-Congress die finanzielle Zuwendung
für die Prämienausschüttung gestrichen, andererseits möchte
der Berglauf-Weltverband aber weiterhin die Federführung bei der
Durchführung des attraktiven Berglaufserie für sich reklamieren.
„Da ist dringend Handlungsbedarf geboten “, mahnt der für die
IAAF vor Ort weilende Otto Klappert die stre itenden Parteien. Dem drohenden
Zwist die Spitze zu nehmen, hat sich das WMRA-Präsidium kurzfristig dann
doch noch zur Zahlung der knapp 2000 Dollar entschieden. Ob dies auf Dauer
jedoch zur Befriedung der Parteien ausreicht, das werden die Sitzungen auf
Arbeitsebene zeigen müssen. Dem in Anchorage bestätigten WMRA-Council
gehört wie bisher Wolfgang Münzel als Competition Director an.
Für Klappert ist die Position des Berglaufes seit dem
IAAF-Kongress-Entscheid von Paris deutlich gestiegen. „Das wird den
Berglauf mächtig nach vorne bringen!“ glaubt Klappert, beindruckt
von dem zweitägigen Weltchampionat in Alaska.
Melissa Moon wie 2001 In Abwesenheit der bei den Weltmeisterschaften in
Paris startenden russischen Titelverteidigerin Svetlana Demidenko setzte sich
mit Melissa Moon die Siegerin der bergauf-bergabführenden Strecke im
italienischen Arta Terme von 2001 in überzeugender Manier durch und
verwies mit geliehenen überaus griffigen Laufschuhen auf der langen
Bergabpassage die bis zur Alyeska-Seilbahn-Bergstation führenden Schottin
Angela Mudge, die Siegerin der World Trophy in Bergen (2000), noch deutlich auf
Rang zwei. Da mit Tracey Brindley die Teamkolegin von Angela Mudge auf Rang
drei folgte, war der Teamerfolg mit Lyn Wilson (18.) der im britischen
Fell-Running gestählten Läuferinnen nicht mehr zu nehmen. Die stark
auftrumpfenden Österreicherinnen verpaßten um lediglich einen Punkt
die Silbermedaille. Gut hielt sich als einzige deutsche Starterin Stefanie
Buß auf Rang 23.
Slowenien triumphiert bei den Junioren Die beiden Juniorenwettbewerben
wurden zu einem Triumpfzug für die Slowenen und hier für die
Geschwister Mitja und Mateja Koseovelj, die als Sieger der Junioren bzw. Dritte
der Juniorinnen den Grundstock für die beiden Teamerfolge der jungen
Berglaufnation legen konnten. Die Junioren des DLV konnten die Steilvorlage der
Mädchen freilich kaum wiederholen, blieb dennoch mit Rang acht im Rahmen
der Erwartungen. „Rang sechs wäre ohne weiteres machbar
gewesen“, bedauerte Berglaufchef Wolfgang Münzel den
„Einbruch“, denn der 5000 m-Jugendmeister Heiko Baier mußte
schon mit erheblichem Rückstand vor der Bergstation das Rennen aufgeben
und der anfangs stark mithaltende Markus Enders büßte mit
Magenkrämpfen und einer Gehpause wertvolle Plätze ein.
Auch wenn der weltbeste Bergaufläufer Jonathan Wyatt zur
Unterstützung der neuseeländischen Kandidatur zur Ausrichtung der
World Trophy 2005 nicht vor Ort die Werbetrommel rühren konnte, weil er
kategorisch die im Jahreswechsel stattfindenden Bergauf-Bergab-Rennen meidet,
meldete sich die World Trophy-Siegerin von 2001 Melissa Moon in ihrer
sympathischen Weise bei der Präsentation zu Wort, verhalf Neuseeland zu
einem klaren 16:9 Abstimmungssieg gegen den englischen Bewerber Keswick –
und legte am darauffolgenden Tag mit einem überlegenen Sieg auch die
sportlichen Argumente nach. „Für die weitere internationale
Entwicklung des Berglaufes halte ich die Entscheidung für Neuseeland
für wichtig“, begrüßte der für Berglauf in der IAAF
zuständige Kommissionschef Otto Klappert das klare Votum für den
fünften Kontinent.
Wilfried Raatz
Ergebnisse: 19th World Mountain Running Trophy Girdwood/ Alaska (20./21.9.):
Männer (11,48 km/ HD 690 m): 1. Marco de Gasperi (Ita) 50:29, 2. Florian
Heinzle (Aut) 51:16, 3. Marco Gaiardo (Ita) 51:55, 4. Andrew Jones (Eng) 52:10,
5. Tim Davies (Wal) 52:46, 6. Alexis Gex-Fabry (Sui) 53:02, 7. Emanuele Manzi
(Ita) 53:05, 8. Helmut Schiessl (Ger/ SV Buchendorf) 53:19, 9. Mejia (Mex)
53:35, 10. Epiney (Sui) 53:42, 11. Bailey (Eng) 53:56, 12. Taggart (Eng) 54:05,
13. Cassi (Ita) 54:12, 14. Markus Jenne (Ger/ USC Freiburg) 54:20, 15. Low
(USA) 54:21, 16. Szost (Pol) 54:22, 17. Rinaldi (Ita) 54:24, 18. Timo Zeiler
(Ger/ TSV Trochtelfingen) 54:28, 19. Mesner (Slo) 54:30, 20. Dupont (Fra)
54:31, 21. Booth (Eng) 54:32, 22. Roux (Fra) 54:32, 23. Volery (Sui) 54:44, 24.
Burrier (Fra) 55:05, 25. Rancon (Fra) 55:13, 26. Lemoncello (Sco) 55:20, 27.
Max Frei (Ger/ USC Freiburg) 55:39, 28. Davies (Sco) 55:44, 29. Raitter (USA)
55:49, 30. Rey (Sui) 55:50 (114 Läufer im Ziel) – Mannschaften: 1.
Italien (de Gasperi, Gaiardo, Manzi, Cassi) 24, 2. England (Jones, Bailey,
Taggart, Booth) 48, 3. Deutschland (Schiessl, Jenne, Zeiler, Frei) 67, 4.
Schweiz 69, 5. Frankreich 91, 6. Schottland 124, 7. Slowenien 141, 8. USA 165,
9. Wales 181, 10. Mexiko 193 (18 Mannschaften gewertet).
Frauen (7,7 km/ HD 680 m): 1. Melissa Moon (Nzl) 39:02, 2. Angela Mudge
(Sco) 39:41, 3. Tracey Brindley (Sco) 39:59, 4. Antonella Confortola (Ita)
40:27, 5. Izabela Zatorska (Pol) 40:54, 6. Sylvie Claus (Fra) 40:56, 7. Andrea
Meyr (Aut) 41:02, 8. Anita Ortiz (USA) 42:33, 9. Farget (Fra) 42:41, 10.
Pichrtova (Cze) 43:03, 11. Heinzle (Aut) 43:04, 12. Churanova ((Cze) 43:05, 13.
Priestley (Eng) 43:06, 14. Guillot (Fra) 43:10, 15. Kuncova (Cze) 43:13, 16.
Baumann (Aut) 43:23, 17. Serena (Ita) 43:25, 18. Wilson (Sco) 43:30, 19.
Lehmann (Sui) 43:36, 20. Salvini (Ita) 43:41... 23. Stefanie Buss (Ger/ ASC
Rosellen-Neuss) 43:55 (64 Läuferinnen im Ziel) – Mannschaften: 1.
Schottland (Mudge, Brindley, Wilson) 23, 2. Frankreich (Claus, Farget, Guillot)
29, 3. Österreich (Mayr, Heinzle, Baumann) 30, 4. Tschechien 37, 5.
Italien 41, 6. England 65, 7. Neuseeland 67, 8. USA 71, 9. Wales 110, 10.
Kanada 117 (15 Mannschaften gewertet).
Junioren (7,7 km/ HD 680 m): 1. Mitja Kosovelj (Slo) 35:41, 2. Peter Lamovec
(Slo) 36:01, 3. Sedat Gunen (Tur) 36:06, 4. Donnan (Sco) 36:44, 5. Traub (Fra)
37:10, 6. Prosser (Nzl) 37:34, 7. Kleczek (Pol) 37:45, 8. Toninelli (Ita)
37:56, 9. Ghezzi (Ita) 38:01, 10. Spada (Ita) 38:06, 11. Thomas Dold (Ger/ SV
Steinach) 38:09, 12. Fournier (Sui) 36:20, 13. Buckingham (Eng) 38:31, 14.
Urbanovsky (Svk) 38:36, 15. Krawitz (Nzl) 38:38... 25. Markus Jahn (Ger/ LG
Baunatal/ Kassel) 39:14, 34. Markus Enders (Ger/ SV Frankenheim) 40:22 (53
Läufer im Ziel) – Mannschaften: Slowenien (Kosovelj, Lamovec, Tomec)
23, 2. Italien (Toninelli, Ghezzi, Spada) 27, 3. Türkei (Gunen, Pekdogan,
Gul) 49, 4. Schottland 54, 5. Neuseeland 60, 6. Frankreich 63, 7. England 64,
8. Deutschland (Dold, Jahn, Enders) 70, 9. Tschechien 95, 10. Irland 104 (11
Mannschaften gewertet).
Juniorinnen (4,2 km/ HD 310 m): 1. Karissa Hawitt (Eng) 17:24, 2. Turkan
Bozkurt (Tur) 17:48, 3. Mateja Kosovelj (Slo) 18:00, 4. Krkoc (Slo) 18:09, 5.
Nemkina (Rus) 18:23, 6. Lisa Reisinger (GER/ SSC Hanau-Rodenbach) 18:31, 7.
Juliane Döll (Ger/ SV Rotterode) 18:42, 8. Thompson (Eng) 18:50, 9.
Wisniewska (Pol) 18:53, 10. Bota (Pol) 18:54, 11. Fadda (Ita) 18:55, 12. Hastie
(Nzl) 18:56, 13. Bereford (Nzl) 18:58, 14. Uslu (Tur) 19:01, 15. Blake (Sco)
19:13 (33 Läuferinnen im Ziel) – Mannschaften: 1. Slowenien
(Kosovelj, Krkoc) 7, 2. England (Hawitt, Thompson) 9, 3. Deutschland
(Reisinger, Döll) 13, 4. Türkei 16, 5. Polen 19, 6. Neuseeland 25, 7.
Italien 27, 8. Frankreich 43 (10 Mannschaften gewertet).