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Der Marathon-Frühling

Deutlich über 100.000 Läufer werden in diesem Monat alleine bei den

großen Klassikern von London, Boston, Rotterdam, Paris und Hamburg

über die 42,195km an den Start gehen. In Paris waren es am vergangenen

Wochenende bereits rund 30.000, in London werden es am Sonntag noch einige mehr

sein. In der britischen Metropole hatten sich sogar 80.000 Läufer um eine

Startnummer beworben, 10.000 mehr als im Jahr zuvor. 41.500 Nummern wurden

vergeben. Da erfahrungsgemäß rund 20 Prozent nicht antreten werden,

ist schließlich mit 33.000 Läufern zu rechnen. Diese Zahlen der

großen internationalen Frühjahrs-Klassiker beweisen einmal mehr,

welchen enormen Stellenwert der Laufsport inzwischen weltweit erlangt hat.

Der April ist traditionell der Marathon-Monat des Jahres. Eine Reihe

weiterer großer Rennen über die klassischen 42,195 km finden in

dieser Zeit statt, beispielsweise in Madrid oder Turin. In Deutschland stehen

neben dem Hamburg-Marathon unter anderen auch noch der Hannover- und der

Ruhr-Marathon am 4. beziehungsweise 11. Mai auf dem Programm.

"Der Laufsport ist gesund - das gilt sowohl aus medizinischer Sicht

für die Läufer als auch aus wirtschaftlicher Sicht für die

Veranstalter. Di Teilnehmerzahlen nehmen weltweit zu", sagt Hiroaki Chosa,

der Präsident der Association of International Marathons and Road Races

(AIMS). Und was die spitzensportlichen Perspektiven angeht, erklärt der

Japaner: "Man kann sich inzwischen vorstellen, dass eines Tages ein

Läufer den Marathon unter zwei Stunden rennen wird. Bei den Frauen wird es

nicht mehr lange dauern, dann gibt es die erste Zeit unter 2:15

Stunden."

Immer hochkarätiger werden die großen Marathonklassiker im

Frühjahr und Herbst nämlich nicht nur in breiten- sondern auch in

spitzensportlicher Hinsicht. Enorm sind die Entwicklungen der schnellsten

Zeiten und ihre Dichte seit einigen Jahren. Es ist noch keine fünf Jahre

her, da stand die Weltbestzeit der Männer immer noch bei jenen 2:06:50

Stunden, die Belayneh Dinsamo (Äthiopien) 1988 in Rotterdam gelaufen war.

Inzwischen wurde der Rekord dreimal verbessert und fast 20 Mal liefen Athleten

schneller als Dinsamo damals in Rotterdam. Khalid Khannouchi (USA) hält

die Bestzeit mit seinen 2:05:38 Stunden, die er vor einem Jahr in London

erreichte.

Noch deutlicher ist die Entwicklung bei den Frauen. Zunächst brach

Tegla Loroupe 1998 die 13 Jahre alte Weltbestzeit von Ingrid Kristiansen

(Norwegen/2:21:06) und schraubte sie auf 2.20:47, dann sorgte Naoko Takahashi

für den großen Schritt. Die Japanerin lief in Berlin 2001 als erste

unter2:20 Stunden (2:19:46). Inzwischen gibt es schon fünf Zeiten von drei

Läuferinnen unter dieser Marke. Die Britin Paula Radcliffe hält die

Bestzeit mit 2:17:18 Stunden. Ihr wird auch zugetraut, unter 2:15 Stunden zu

laufen.

Und vor ihrem Start am Sonntag in London ist die 29-Jährige in Topform.

Auf dem Weg zu ihrem dritten Marathon hat sie in San Juan (Puerto Rico) die

10-km-Weltbestzeit auf 30:21 Minuten verbessert. Die Londoner

Marathonstreckeist allerdings keine leichte. Allerdings rücken die

Engländer von ihrer Politik der letzten Jahre ab, als die Frauen unter

sich ihr eigenes Rennen liefen. Dieses Mal sollen männliche Tempomacher

zugelassen werden. Das könnte Paula Radcliffe helfen, will sie doch ihre

Chicagoer Weltbestzeit in London unterbieten. Wenige Tage vor dem Start sagte

sie allerdings: "Das Hauptziel ist der Sieg, es wird sicherlich ein

großes Rennen. Und ich fühle mich noch besser in Form als vor einem

Jahr."

Obwohl Vorjahressieger Khalid Khannouchi verletzungsbedingt auf seinen Start

in London verzichten muss, bleibt das Rennen in der britischen Metropole der

gro=DFe Höhepunkt im Frühjahr. Paul Tergat ist nun in einem

superstarken Feld vielleicht leicht favorisiert. Der Kenianer ist zwar neben

Khannouchi der einzige Läufer, der schon unter 2:06 Stunden rannte

(2:05:48), doch er wartet fast zwei Jahre nach seinem Debüt immer noch auf

seinen ersten Marathonsieg.

Manches Mal hat der Rotterdam-Marathon allerdings schon die von der

Papierform her besser besetzten Rennen in London oder Boston

übertrumpft.

Auf der flachen Strecke organisiert das Team von Manager Jos Hermens stets

hochklassige Rennen. Nicht nur Dinsamo lief hier Weltbestzeit sondern auch

Loroupe 1998. Ein deutscher Aspekt spielt beim Boston-Marathon eine Rolle, wo

der Detmolder Manager Volker Wagner den Vorjahressieger Rodgers Rop (Kenia) ins

Rennen schickt. Rop und die ebenfalls zur Wagner-Gruppe gehorende Joyce

Chepchumba gewannen im vergangenen Jahr den New-York-Marathon. Nun starten

beide in Boston.

Dass auch beim Olympus-Hamburg-Marathon flotte Zeiten gelaufen werden

können,beweisen die Streckenrekorde. 2:07:46 lief Julio Rey dort vor zwei

Jahren.

Der Spanier soll wieder am Start sein, während sich das Interesse bei

den Frauen auf die EM-Zweite von München, Luminita Zaituc (Braunschweig),

richten wird. Der größte deutsche Frühjahrs-Marathon hat gut

20.000 Läufer plus 2000 Inline-Skater zugelassen. "Eigentlich liegt

das Läufer-Limit bei uns bei 18.000 Startern. Da wir aber wissen, dass

immer ein gewisser Prozentsatz bis zum Veranstaltungstag herausfällt,

erhöhen wir die Zahl der Anmeldungen von vornherein entsprechend",

erklärt Organisationschef Wolfram Götz, der noch ein anderes Problem

lösen musste: "Zwischen Kilometer 39 und 41 mussten wir eine

alternative Streckenf=FChrung überlegen, da es in diesem Bereich an der

US-Vertretung vorbei geht.".

HIER LAUFEN DIE STARS:

London-Marathon (13. April)

Vorauss. Starterzahl: 33.000

Siegprämie: 55.000 Dollar

Weltrekordprämie: 180.000 Dollar

Streckenrekordler: Khalid Khannouchi (USA/2:05:38/WR/2002), Paula Radcliffe=20

(Gro=DFbritannien/2:18:56/2002)

Favoriten: Paul Tergat (Kenia/2:05:48), Daniel Njenga (USA/2:06:16), Antonio

Pinto (Portugal/2:06:36), Abdelkhader El Mouaziz (Marokko/2:06:46), Raymond

Kipkoech (Kenia/2:06:47), Ian Syster (S=FCdafrika/2:07:06), Bong-ju Lee

(Südkorea/2:07:20), Stefano Baldini (Italien/2:07:29), Javier Cortes

(Spaniel/2:07:48), Gezahegne Abera (Äthiopien/2:07:54), Joseph Ngolepus

(Kenia/2:08:47).

Favoritinnen: Paula Radcliffe (Großbritannien/2:17:18/WR), Catherine

Ndereba (Kenia/2:18:47), Ludmila Petrowa (Russland/2:22:33), Susan Chepkemei

(Kenia/2:23:19), Constantina Dita (Rumänien/2:23:54), Derartu Tulu

(Äthiopien/2:23:57), Adriana Fernandez (Mexiko/2:24:06), Elfenesh Alemu

(Äthiopien/2:24:29), Deena Drossin (USA/2:26:53), Zola Budd

(Südafrika/Debüt)

Rotterdam-Marathon (13. April)

Vorauss. Starterzahl: 10.000

Siegprämie: abh=E4ngig von Siegzeit

Weltrekordprämie: 250.000 Euro

Streckenrekordler: Belayneh Dinsamo (Äthiopien/2:06:50/1988) und Josephat

Kiprono (Kenia/2:06:50/2001), Tegla Loroupe (Kenia/2:20:47/1998)

Favorit: Fabian Roncero (Spanien/2:07:23)

Boston-Marathon (21. April)

Vorauss. Starterzahl: 14.000

Siegprämie: 80.000 Dollar

Weltrekordprämie: 50.000 Dollar

Streckenrekordler: Cosmas NDeti (Kenia/2:07:15/1994), Margaret Okayo

(Kenia/2:20:43)

Favorit: Rodgers Rop (Kenia/2:09:02) Favoritinnen: Margaret Okayo

(Kenia/2:20:43), Joyce Chepchumba (Kenia/2:23:22), Marla

Runyan(USA/2:27:10).

Hamburg-Marathon (27. April)

Vorauss. Starterzahl: 18.000

Siegprämie: 15.000 Euro

Weltrekordprämie: ----

Streckenrekordler: Julio Rey (Spanien/2:07:46/2001), Katrin Dörre-Heinig

(Deutschland/2:24:35)

Favorit: Julio Rey (Spanien/2:07:46)

Favoritinnen: Luminita Zaituc (Deutschland/2:26:01), Sonja Oberem

(Deutschland/2:26:13/Start nicht sicher wegen Verletzung)