Knapp zwei Monate nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center hat
der New-York-Marathon die Metropole auf dem Weg zurück zur Normalität
ein gutes Stück vorangebracht. Vor einem begeisterten Millionenpublikum am
Straßenrand liefen rund 30.000 Athleten aus über 100 Nationen bei
dem spektakulärsten internationalen Marathon, der dieses Mal auch
qualitativ überzeugte, was in den letzten Jahren nicht immer der Fall
gewesen war. Die Streckenrekorde des Äthiopiers Tesfaye Jifar, der in
2:07:43 Stunden gewann, und der Kenianerin Margaret Okayo, die das Ziel nach
2:24:21 erreichte, machten die Veranstaltung zu einem großen Erfolg in
allen Belangen.
Mit anfänglichen Temperaturen von 12 Grad Celsius, Sonnschein und fast
keinem Wind hatten die Läufer hervorragende Bedingungen. Vier Tempomacher
führten die Spitzengruppe mit anfangs über 25 Läufern bei einem
relativ gleichbleibendem Tempo in Richtung Halbmarathonmarke. Die
Zwischenzeiten bewegten sich dabei immer im Bereich des zwölf Jahre alten
Streckenrekordes. Juma Ikangaa (Tansania) war 1989 in New York 2:08:01 Stunden
gelaufen. Nach 63:51 Minuten hatte ein gutes Dutzend Läufer die
Halbmarathonmarke erreicht. Darunter waren nur drei Läufer, die nicht aus
Kenia kamen: Der spätere Sieger Jifar, der am Ende viertplatzierte Silvio
Guerra (Equador) und der schließlich sechstplatzierte Brite Jon
Brown.
Einen ersten entscheidenden Vorstoß gab es dann rund 5 km später.
Vier Läufer setzten sich ab. Nachdem die Hasen ausgestiegen waren und das
Tempo kurzzeitig langsamer geworden war, forcierten neben Jifar auch die drei
Kenianer Japhet Kosgei, Rodgers Rop und Jospeh Chebet die Pace. Sie legten
mehrere Kilometerabschnitte in deutlich unter drei Minuten zurück. Schnell
entstand eine Lücke zu den Verfolgern. Fast ebenso schnell verlor
allerdings auch Chebet den Kontakt, der mit einer Bestzeit von 2:07:37 Stunden
der drittschnellste im Feld war. Schließlich wurde der Kenianer aber nur
Achter. Der nächste, der Probleme bekam, war Rodgers Rop. Der
26-jährige Kenianer schien mehrfach den Anschluss zu verlieren, kam aber
immer wieder heran. Doch kurz nach 35 km war klar, dass Jifar und Kosgei an
diesem Tag nicht zu schlagen waren. Allerdings lief Rop als Dritter in 2:09:51
Stunden ein glänzendes Marathondebüt. Der Kenianer, der von Volker
Wagner betreut wird, hatte in diesem Jahr in Berlin als Dritter bereits seine
Halbmarathon-Bestzeit auf 60:57 Minuten verbessert und war dann bei den 25 km
von Berlin in 1:13:44 Stunden Weltbestzeit gelaufen.
Noch deutlich vor der 40-km-Marke war auch das Rennen um den Sieg
entschieden. Wie schon im Vorjahr blieb Japhet Kosgei dabei wieder nur Platz
zwei. Der 33-Jährige, der seine ersten vier Marathonrennen alle gewonnen
hatte und eine Bestzeit von 2:07:09 Stunden aufweist, lief nun in New York
2:09:19. „Auf den letzten Kilometern konnte ich nicht mehr zusetzen,
meine Beine wurden schwer“, sagte Kosgei. So war der Weg frei für
den ersten äthiopischen Sieg beim New-York-Marathon. Tesfaye Jifar, dessen
Bestzeit bei 2:06:49 Stunden steht, lief zudem die erste Zeit unter 2:08
Stunden in New York. „Ich habe nur an den Sieg gedacht, nicht an den
Kursrekord“, sagte der 25-jährige Jifar, der beim WM-Marathon in
Edmonton Siebenter gewesen war.
Neben der Siegprämie in Höhe von 80.000 Dollar und einem Auto
(Pontiac) bekam Jifar zusätzlich noch 50.000 Dollar für den
Streckenrekord. Nur insgesamt 15.000 Dollar weniger verdiente Margaret Okayo,
die das Rennen souverän dominierte. Angeführt von der Tempomacherin
Silvia Skwortsowa (Russland), lief dahinter eine große Gruppe, unter
anderen mit Joyce Chepchumba, Florence Barsosio, Susan Chepkemei (alle Kenia)
sowie Vorjahressiegerin Ludmila Petrowa, der WM-Dritten Swetlana Schakharowa
(beide Russland), Elana Meyer (Südafrika), Colleen de Reuck und der
überzeugenden Debütantin Deena Drossin (beide USA).
Nach der Hälfte des Rennens (1:13:11 Stunden) machte zunächst die
Vorjahressiegerin Petrowa Druck, so dass die Spitzengruppe auseinander fiel.
Doch Okayo wurde die Russin nicht los. Und nach rund 25 km setzte sich die
Kenianerin, die im Sommer in San Diego gewonnen hatte und dabei ihre Bestzeit
auf 2:25:05 Stunden geschraubt hatte, deutlich ab. „Ich wusste nicht,
dass ich den Streckenrekord gebrochen hatte. Das hat man mir erst im Ziel
gesagt. Ich wollte einfach nur so schnell laufen wie ich konnte“, sagte
die 25-Jährige. „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass es mir
die anderen Läuferinnen schwerer machen würden. Aber es kam keine
mehr von hinten.“ Immerhin liefen trotzdem insgesamt vier Athletinnen
unter 2:26 Stunden. In Anbetracht des trotz einer leichten
Streckenveränderung im Central Park, wo ein Hügel weggefallen ist,
nicht leichten Kurses, sind das gute Leistungen. Den alten Streckenrekord hatte
Lisa Ondieki (Australien) 1992 mit 2:24:40 Stunden aufgestellt. „Ich
glaube, wenn die Strecke nicht verändert worden wäre und ich
über den Hügel im Central Park hätte laufen müssen, dann
hätte ich den Kursrekord verpasst“, sagte Margaret Okayo. Die
sportlichen Erfolge des New-York-Marathon sind auch ein großer Erfolg
für David Monti. Er ist zum ersten Mal verantwortlich für den Bereich
der Topathleten gewesen. „Es wird immer gesagt, die Strecke ist so
schwer, und es ist sehr hart, hier neue Bestzeiten zu laufen. Aber wir haben
nun gesehen, dass es möglich ist, wenn die richtigen Athleten zusammen
sind und sie fit sind“, sagte Race-Director Allan Steinfeld, der allen
Grund hatte, mit dieser 32. Auflage seines Rennens hoch zufrieden zu sein.
Auf den ersten fünf Kilometern war auch die erste
Marathon-Olympiasiegerin, Joan Benoit-Samuelson, in der Spitzengruppe
aufgetaucht. „Ich hoffe, dieses Rennen hilft New York – dafür
waren wir alle hier. Ich glaube, das kann ein Wendepunkt sein“, sagte die
44-Jährige, die in den USA im Laufsport immer noch eine bekannte
Persönlichkeit ist und das Rennen am Sonntag in 2:42:56 Stunden lief.
„Mit Hilfe der vielen tausend Läufer können wir heute zeigen,
dass New York stärker ist als je zuvor“, sagte Bürgermeister
Rudolph Giuliani, der im Auto die Strecke vor dem Feld abfuhr.
Auch vom real,- BERLIN-MARATHON gab es ein Zeichen der Anteilnahme. Das 25 x
40 Meter große Banner mit dem Motto „United we run“, das von
der Bewag finanziert worden war und vor dem Start des real,- BERLIN-MARATHON
über die Köpfe der Läufer hinweggezogen worden war, wurde nach
New York transportiert und lag dort im Startbereich zwischen den Läufern.
Der Berliner Cheforganisator Horst Milde übergab in New York auch einen
ersten Teil des Erlöses der nach wie vor laufenden Berliner Spendenaktion
zugunsten der Familien der getöteten Feuerwehrleute. Bisher wurden rund
70.000 DM gesammelt.
Spenden können nach wie vor auf das Konto des real,- BERLIN-MARATHON
überwiesen werden:
Berliner Bank,
Bankleitzahl: 100 200 00,
Konto: 845 339 000,
Stichwort: Feuerwehr / Polizei New York.
Ergebnisse (mit US-Meisterschaften),
Männer:
1. Tefaye Jifar (Eth) 2:07:43,
2. Japhet Kosgei (Ken) 2:09:19,
3. Rodgers Rop (Ken) 2:09:51,
4. Silvio Guerra (Mex) 2:10:36,
5. Hendrick Ramaala (RSA) 2:11:18,
6. Jon Brown (Gbr) 2:11:24,
7. John Kagwe (Ken) 2:11:57,
8. Joseph Chebet (Ken) 2:13:07,
9. Lahoussine Mrikik (Mar) 2:13:31,
10. Stephen Ndungu (Ken) 2:14:21,
11. Robert Stefko (Svk) 2:14:45,
12. Paul Kipsambu (Ken) 2:15:06,
13. Scott Larson (USA) 2:15:26,
14. Clinton Verran (USA) 2:17:20,
15. Alejandro Villanueva (Mex) 2:17:45,
16. Chris Lundstrom (USA) 2:18:08.
Frauen:
1. Margaret Okayo (Ken) 2:24:21,
2. Susan Chepkemei (Ken) 2:25:12,
3. Swetlana Schakharowa (Rus) 2:25:13,
4. Joyce Chepchumba (Ken) 2:25:51,
5. Esther Kiplagat (Ken) 2:26:15,
6. Ludmila Petrowa (Rus) 2:26:18,
7. Deena Drossin (USA) 2:26:58,
8. Elena Paramonowa (Rus) 2:30:03,
9. Madina Biktagirowa (Rus) 2:31:14,
10. Elana Meyer (RSA) 2:31:43,
11. Florence Barsosio (Ken) 2:31:50,
12. Franca Fiacconi (Ita) 2:32:57,
13. Milena Glusac (USA) 2:34:46,
14. Colleen de Reuck (USA) 2:35:31,
15. Jeanne Hennessy (USA) 2:39:58,
…,
21. Joan Samuelson (USA) 2:42:56.