In Bestbesetzung könnten die DLV-Frauen sogar um eine Medaille
kämpfen – Parcours zwischen Bansin und Heringsdorf fertig gestellt
Der Europäische Verbandspräsident Hansjörg Wirz nennt es
einen „wichtigen Bestandteil der Leichtathletik“, für den DLV
sind die 11. SPAR Cross-Europameisterschaften am 12. Dezember in Heringsdorf
auf der Ostseeinsel Usedom weitaus mehr, nach den vielen Enttäuschen der
vergangenen Monate und Jahre nämlich ein wichtiger Ansatz zum Neuanfang.
„Wir müssen diese Cross-EM als eine Chance verstehen und einen
Schritt aus der Talsohle heraus machen“, sagt Detlef Uhlemann, der
Bundestrainer Cross im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). „Über
ein Mannschaftsergebnis müssen wir nach den vielen Enttäuschungen und
Nicht-Normerfüllungen für die Weltmeisterschaften und Olympischen
Spiele eine neue Motivation für die bevorstehende Saison
finden!“
Unter der Federführung von Detlef Uhlemann, der als früherer
Cross-WM-Dritter (1977, Düsseldorf), mehrfacher 10 000 m-Meister und
Teilnehmer bei Welt- und Europameisterschaften selbst exzellente Resultate
vorweisen kann, bereitet sich der Nationalkader des DLV auf die Cross-EM in
Heringsdorf vor. „Nach einer ersten Trainingsmaßnahme Anfang
Oktober in Saarbrücken sind zwei Vorbereitungs-Wettkämpfe in Gent/
Belgien (7.11.) und Darmstadt (21.11.) vorgesehen, ehe nach den Ergebnissen der
Deutschen Meisterschaften in Bremen (27.11.) die Mannschaft für
Heringsdorf nominiert werden wird“, erläutert Uhlemann die Schritte
zur Cross-EM. „Unser Ziel muss es sein, die beiden neunten Plätze
von Edinburgh zu verbessern. Dies gilt vorrangig für die Frauen, die in
Bestbesetzung sogar um Rang drei kämpfen können!“ Dabei
stützt sich der Bundestrainer Cross vor allem auf die Olympiasiebte Irina
Mikitenko (Frankfurt), Sabrina Mockenhaupt (Sieg) und Susanne Ritter
(Braunschweig), die als Einzelstarterin auf Rang 22 bei den
Cross-Weltmeisterschaften im März in Brüssel für einen
Achtungserfolg sorgte. Andere wie die 10 km-Meisterin Luminita Zaituc stehen
wegen Marathonstarts in der Vorbereitung noch nicht zur Verfügung,
könnten aber bei entsprechendem Leistungsnachweis kurzfristig noch in die
Mannschaft aufrücken.
DLV möchte U 23-Athleten in das EM-Team
integrieren
Ungleich schwerer dürfte das Projekt Cross-Europameisterschaften
für die Männer sein. Hier ruhen Uhlemanns Hoffnungen auf die rasche
Regeneration des 5000 m- und 10 000 m-Meisters Oliver Dietz, der Anfang Oktober
noch bei den Halbmarathon-WM in Neu Dehli am Start war, sowie auf Sebastian
Hallmann (München) und Alexander Lubina (Wattenscheid). „Dabei
sollten wir vermehrt auch U 23-Athleten integrieren, die es sehr schwer haben,
den Übergang aus der Juniorenklasse zu schaffen!“
Medaillenhoffnungen wussten in der Vergangenheit fast ausschließlich
die Juniorinnen umzusetzen. Jüngster Beleg ist der Gewinn der
Bronzemedaille im Dezember 2003 in Edinburgh hinter Groß-Britannien und
Russland. Der männliche Nachwuchs landete bei den letztjährigen
Titelkämpfen auf Rang sechs.
Mit Uhlemann neue Wege im Langstreckenbereich
Die 11. SPAR Cross-Europameisterschaften auf Usedom sind für Uhlemann
jedoch nur ein wichtiger Zwischenschritt in eine hoffentlich bessere Zukunft.
Und diese besteht in seinem mittelfristigen Konzept auch aus der Teilnahme an
Cross-Weltmeisterschaften und damit dem Anschluss an das internationale Niveau
im Laufbereich. „Wir müssen im Sinne einer positiven
Leistungsentwicklung neue Wege beschreiten, um aus dem derzeitigen
Leistungstief herauszukommen. Unser Ziel muss sein, künftig bei den
internationalen Höhepunkten auch wieder im Langstreckenbereich
präsent zu sein!“
Titelverteidiger Lebed greift nach dem fünften
EM-Titel
Bei einem Technik-Meeting auf Usedom konnten sich Ende September bereits
Vertreter des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA) und des
gastgebenden Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) einen Einblick über
den Stand der Vorbereitungen verschaffen. Der inzwischen präparierte
Cross-Parcours am Schloonsee fand dabei die ungeteilte Zustimmung der
Verbandsvertreter. „Hart und selektiv“ befand in kurzen Worten das
bei der EAA als Technischer Delegierter in Heringsdorf agierende frühere
italienische Langstreckenass Massimo Magnani. Nach dem aktuellen Stand werden
am 12. Dezember auf Usedom 28 Nationen an den Start gehen. Aufschluss über
die Besetzung der vier Wettbewerbe wird allerdings erst die Meldung der
nationalen Verbände am 1. Dezember geben können. Ein Prominenter hat
allerdings schon jetzt seine Startzusage für Heringsdorf gegeben: Der
vierfache Cross-Europameister Sergey Lebed aus der Ukraine möchte seinen
Titel auch in Heringsdorf verteidigen. Dagegen ist der Start der
Titelverteidigerin Paula Radcliffe bei den Frauen angesichts ihres Debakels bei
den Olympischen Spielen in Athen mehr als fraglich.
Wilfried Raatz