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Claudia Gesell der Farbtupfer im Mittelmaß

Zugegeben, es waren nicht unbedingt die besten Bedingungen und der sich im

Vorjahr abzeichnende Abwärtstrend des Mini-Internationalen im schmucken

Koblenzer Stadion Oberwerth konnte mit einem deutlichen Anmeldeplus von 150

Läufern abgewendet werden. Neun Läufe über 800 m, sechs

über 1500 m sowie fünf Läufe über 5000 m bei den

Männern respektive Nachwuchs sowie sechs Läufe über 800 m bei

den Frauen bestätigten dem Mini-Internationalen einmal mehr den Ruf des

Außergewöhnlichen. Mit der Leistungsbrille gesehen hat die um ihre

Daseinsberechtigung kämpfende Veranstaltung allerdings einen

Großteil ihres Reizes verloren, weil nicht zuletzt der Deutsche

Leichtathletik-Verband eine Streusand-Politik vertritt und die als

Qualifikationen für die internationalen Einsätze erforderlichen

Lauf-Wettbewerbe komplett in die zugegeben attraktiveren Stadionsportfeste quer

durch die Republik verteilt und somit der Amputation des Mini-Internationalen

soliden Vorschub leistet. „Eigentlich wollten wir hier in Koblenz in

einem leistungsstarken Feld eine gute Dreitausend laufen“, zeigten sich

die letztlich mit blassen 9:40 Minuten-Zeiten dominierenden Schweizerinnen

Monique Zimmer und Vera Notz-Umberg erstaunt, „aber dass wir vom ersten

Meter an alleine das Rennen von der Spitze weg laufen müssen, das

hätten wir nicht erwartet!“

Aus dem im Prinzip enttäuschenden Mittelmaß, das zumeist noch

unterhalb der Teilnahmenorm für Deutsche Meisterschaften liegt, ragen

eigentlich nur eine Claudia Gesell und mit Abstand Torsten Gombert und der

junge Zelalem Martel heraus. Im Schlepp von Janina Goldfuß bewies Claudia

Gesell nach einer Durchgangszeit von 58,70 Sekunden schon ordentliches

Stehvermögen für die zweite Stadionrunde. Die eher von außen

herangetragene Jagd auf die Olympianorm wird die 26jährige Leverkusenerin

allerdings andernorts schaffen (müssen), denn weder die in der Halle

überzeugende Monika Gratzki noch die in Köln lebende Akosua Serwaa

hatten die Spur einer Chance gegen den mutigen Alleingang der Claudia Gesell in

2:02,47. „Eigentlich kann ich damit nicht ganz zufrieden sein. Eine 2:01

wäre mir natürlich heute schon lieber gewesen. Aber dafür, dass

es seit September das erste Rennen war, ist es doch ganz ordentlich.“

Mangels prominenter Läufer pendelte sich das schnellste der fünf

5000 m-Rennen im Bereich um 13:40 ein. An der Spitze mit dem Vorjahressieger

Moses Kigen, dem Tunesier Rashid el Amri und dem für Dänemark

laufenden Kenianer Robert Andersen auch ein blendend aufgelegter Thorsten

Gombert. Nach dem vorzeitigen Ausstieg von Sebastian Hallmann war er zweifellos

der Aktivposten des Rennens, auch wenn er dem fulminanten Spurt von Moses Kigen

unterlag und mit 13:43,74 seine Bestzeit zum Bahnauftakt nur knapp verfehlte.

Unauffällig – aber wirkungsvoll im Feld der Verfolger ein

17jähriger: Mit 14:12,33 schaffte Zelalem Martel auf Anhieb die JWM-Norm

und ließ sein Betreuerstab um Bundestrainer Wolfgang Heinig jubeln:

„Eine super Leistung!“

Wilfried Raatz

Ergebnisse: Mini-Internationales im Stadion Oberwerth in Koblenz (26.5.):

Männer: 800 m: 1. Zeitlauf: 1. Steffen Co (LGO Dortmund) 1:53,20, 2.

Michael Stemmler 1:53,91, 3. Roman Rossmann (beide TSV Bayer Leverkusen)

1:54,14, 4. Mark Rapp (VfL/ SSG Bensheim) 1:54,62. 1500 m: 1. Zeitlauf: 1.

Martin Allgeyer (VfL Sindelfingen) 3:48,10, 2. Hillary Kemboy (Ken) 3:49,98, 3.

Thorben Grothaus (TV Wattenscheid) 3:51,09, 4. Marc-André Kowalinski

(Gerolsteiner LGV) 3:51,81, 5. Michael May (TSV Bayer Leverkusen) 3:52,60, 6.

Claudius Hoff (TV Wattenscheid) 3:53,28. 5000 m: 1. Zeitlauf: 1. Moses Kigen

(Ken) 13:42,76, 2. Rashid El Amri (Tun) 13:43,00, 3. Thorsten Gombert (LAV

Tübingen) 13:43,74, 4. Robert Andersen (Den) 13:53,12, 5. Ingo Müller

(LG Göttingen) 14:07,90, 6. Ansgar Varnhagen (LGO Dortmund) 14:09,31....

9. Zelalem Martel (VfB Stuttgart, Jg. 86) 14:12,33.

Frauen: 800 m: 1. Zeitlauf: 1. Claudia Gesell (TSV Bayer Leverkusen)

2:02,47, 2. Akosua Serwaa (TuS Köln rrh) 2:05,05, 3. Monika Gratzki (TV

Wattenscheid) 2:05,11, 4. Antje Möldner (SC Potsdam) 2:06,45, 5. Stephanie

Thieke (LG Emstal Dörpen, Jg. 86) 2:06,76, 6. Leah Malot (Ken) 2:08:39, 7.

Kerstin Werner (LAV Tübingen) 2:09:25. 3000 m: 1. Monique Zimmer (Sui)

9:40,61, 2. Vera Notz-Umberg (Sui) 9:41,48, 3. Christina Mohr (Gerolsteiner

LGV, Jg. 85) 9:47,69, 4. Jeannine Hagedorn (TSV Bayer Leverkusen) 9:54,70, 5.

Simret Restle (Eintracht Wiesbaden) 9:56,56, 6. Simone Käferböck

(Aut, Jg. 86) 10:00,10, 7. Lisa Klawonn (LC Thüringen Gas Erfurt, Jg. 87)

10:00,12, 8. Christina Kröckert (OSC Waldniel, Jg 89) 10:01,89.