Marathon boomt in Deutschland. Im Frühjahr gab Hamburg mit 17 000 Startern
den Takt vor, „Kleine“ wie Mainz, Würzburg, Duisburg folgten
ebenso mit ansehnlichen Meldezahlen, im Herbst läuft natürlich der
real,- Berlin-Marathon mit über 41.000 Startern aus 90 Nationen und einem
attraktiven Spitzenfeld im weltumspannenden Wettstreit mit Chicago und New York
in einer eigenen Liga.
Aber im nationalen Ranking brauchen sich die Mitbewerber in Köln,
München und Frankfurt um ihre Vorläufer-Position nicht zu
grämen, denn sie alle zeigen den Trend zu weiteren Rekordzahlen an. Das
Buhlen um internationales Renommee mit Spitzenzeiten jenseits von 2:10 Stunden
bei den Männern und 2:30 Stunden bei den Frauen ist das eine, die
große Masse im Freizeit- und Breitensportbereich das andere. Bei
Millionenetats geht es vordergründig um die Inszenierung der längsten
Olympiadistanz im Laufen. So gilt der Ford-Köln-Marathon längst als
Einstieg der rheinischen Frohnaturen in die fünfte Jahreszeit, der
Eurocity Marathon Messe Frankfurt als bestzeitenträchtiger
Qualitätsmarathon trotz mancher Witterungsunbill und der
Medien-Marathon-München setzt nach der stimmungsvollen Inszenierung der
Europameisterschaften mit der Rückkehr ins Olympiastadion auf
Ambiente.
Mit rund 16.600 (Läufer-)Anmeldungen weiss der 6.
Ford-Köln-Marathon den furiosen Aufwärtstrend fortzusetzen, alleine
der Meldestopp im August verhinderte den markanten Schritt in Richtung 20 000
„echten“ Marathonläufern.
Mit im Vorjahr geschätzten 700 000 Zuschauern gilt der Newcomer als
Stimmungsbombe. Die Spitzenleistungen der Eich, Chimusasa, Lopuyet oder Lokorwa
spielen angesichts ausgelassenen Stimmung an der Strecke eine eher
untergeordnete Rolle, wenngleich man auch bei der sechsten Auflage am Rhein
nichts unversucht lässt, die begehrte 2:10er Schallmauer unterbieten zu
können. Mit Vorjahressieger Simon Lopuyet und dem bereits in Turin und
Prag erfolgreichen Tansanianer Andrew Sambu sind potente Kandidaten für
einen neuen Streckenrekord im Feld. Bei den Frauen könnte in Abwesenheit
der Vorjahressiegerin Judy Kiplimo deren Landsfrau Mary Ptikany die erste Geige
spielen, nicht zu vergessen auch das deutsche Duo Claudia Dreher und Ulrike
Maisch.
Ganz auf die Schiene Breiten- und Freizeitsport setzt dagegen der
„medien-marathon-münchen“. Mit einer erwarteten Steigerung auf
8 500 Starter sehen sich die Macher an der Isar schon jetzt in ihrem
Marathonkonzept bestätigt. Marathonchef Gernot Weigl sieht im Umzug von
der gewiss atmosphärischen Zentralen Hochschulsportanlage ins
überdimensionalen Olympiastadion einen Grund für den Meldeanstieg.
Mit dem Einzug der Marathonmesse in der Werner-Linde-Halle ist hier
offensichtlich eine Verbesserung gelungen.
Seinen Ruf als Qualitätsmarathon möchte der Eurocity Marathon
Messe Frankfurt mit dem neuen Titelsponsor Messe Frankfurt GmbH unterstreichen.
Im Vorjahr setzten sich mit Pavel Loskutov und Luminita Zaituc die beiden
EM-Silbermedaillengewinner von München in eindrucksvoller Weise durch. Wie
auch in Köln ist bei den Männern ein neuer Streckenrekord
möglichst unter 2:10 Stunden angepeilt. Dafür wollen sich vor allem
die Kenianer Christopher Kandie, John Rono und Debütant Laban Chege hinein
hängen, eine gute Rolle wird auch Lucketz Swartbooi und Michael
Buchleitner zugeschrieben. Bei den Frauen ist die Vorjahressiegerin
natürlich im Gespräch, allerdings sind zu diesem frühen
Zeitpunkt die Fronten noch nicht geklärt. Mit dabei ist die früheren
Boston-Zweite Renata Paradowska und die Vorjahresdritte Lena Gavelin aus
Schweden. Mit 10 000 Teilnehmern planen die Organisatoren ein
fünfstelliges Melderesultat, das im Vorjahr alleine durch die Integrierung
der Deutschen Meisterschaften mit 11 200 Teilnehmern erreicht wurde.
Wilfried Raatz