Es ist noch gar nicht so lange her, da konnten die Berliner
Marathonveranstalter des SCC nur träumen von Dimensionen wie in New York
oder London. Der Abstand zu den Vorbildern war beträchtlich, es handelte
sich um eine fünfstellige Läuferzahl. Vom ersten Lauf durch das
Brandenburger Tor 1990 einmal abgesehen, blieb es dabei noch Jahre später.
Während in London und New York die Limits von teilweise über 40.000
Läufern schon Monate vor dem Start erreicht waren, zählte man in
Berlin weniger als die Hälfte dieser Meldezahlen. Doch diese Zeiten sind
vorbei. Der real,- BERLIN-MARATHON, der am kommenden Sonntag um 9 Uhr zum 29.
Mal auf der Straße des 17. Juni gestartet wird, hat fast aufgeschlossen
zu London und im vergangenen Jahr sogar den New-York-Marathon überholt. In
der Liste der größten Marathonrennen 2001 führt London mit
30.071 Läufern im Ziel vor Chicago (28.771) und Berlin (25.792). New York
(23.664) hatte aufgrund der Auswirkungen des 11. September einen leichten
Einbruch erlitten.
Seit dem Jubiläumsrennen 1998, als der BERLIN-MARATHON zum 25. Mal
stattfand, ist der spektakulärste und hochklassigste deutsche
Straßenlauf in immer neue Dimensionen vorgestoßen. Für das
Rennen über die klassischen 42,195 Kilometer am Sonntag hat die Rekordzahl
von 41.376 Athleten aus 90 Nationen gemeldet. Diese Zahl teilt sich auf in
32.752 Läufer, 8369 Inline-Skater, 121 Rollstuhlfahrer sowie 134 Walker.
Seit mehreren Monaten geht beim real,- BERLIN-MARATHON nichts mehr. Anmeldungen
mussten mit dem Hinweis auf den 30. real,- BERLIN-MARATHON am 28. September
2003 zurückgeschickt werden. Verhältnisse wie in New York und
London.
Die Organisatoren des real,- BERLIN-MARATHON profitieren jetzt von einer
ebenso langen wie mühevollen Aufbauarbeit. Über Jahre hinweg hat
Veranstaltungschef Horst Milde mit seinem Team weltweit Werbung betrieben. Bei
den großen Läufen in New York oder London teilweise mit dem Aufwand
eines Logistikunternehmens, doch auch bei weniger bekannten europäischen
Veranstaltungen waren die Berliner für Werbezwecke vor Ort. Es hat sich
gelohnt. Und natürlich kommt der boomende Laufsport hinzu. Immer mehr
Menschen entdecken das Joggen als gesunden und einfach zu handhabenden Sport.
Und irgendwann wollen sich viele von ihnen über die klassische Distanz von
42,195 km versuchen. „Wir haben 40 Jahre lang Aufbauarbeit rund um das
Laufen geleistet. Jetzt werden wir belohnt. Es gibt keinen Grund, warum wir
nicht mit den größten Marathonläufen gleichziehen
sollten“, erklärt Horst Milde. Was die Gesamtzahl von über
41.000 Meldungen angeht, ist das in diesem Jahr bereits passiert. Doch beim
Branchenführer London handelt es sich um reine Läuferzahlen. In
Berlin machen die Inline-Skater noch einen erheblichen Teil des Starterfeldes
aus.
Spitzensportlich hat der real,- BERLIN-MARATHON, der in diesem Jahr einen
Rekordetat von rund drei Millionen Euro erreicht, den Sprung in die
Spitzengruppe schon lange geschafft. In den 90er Jahren gab es weltweit bei den
Männern keinen hochklassigeren Marathon. Und erst vor einem Jahr lief die
Japanerin Naoko Takahashi in Berlin mit 2:19:46 Stunden als erste Frau eine
Zeit von unter 2:20. Die 30-jährige Olympiasiegerin wird auch am Sonntag
wieder am Start sein. Doch es wäre vermessen, zu erwarten, dass Naoko
Takahashi die zwischenzeitlich auf 2:18:47 Stunden verbesserte Weltbestzeit
wiederum unterbietet. Denn verletzungsbedingt hat sie seit dem real,-
BERLIN-MARATHON 2001 kein einziges Rennen mehr bestritten. Mark Milde, der in
Berlin die Topathleten verpflichtet, hat noch eine andere Läuferin auf der
Rechnung: Die Mexikanerin Adriana Fernandez, die erst kürzlich bei einem
Halbmarathon exzellente Form nachwies.
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall des avisierten Superstars Haile
Gebrselassie (Äthiopien), spricht trotzdem vieles für ein
hochklassiges Männerrennen. Am Start sind die Sieger der vergangenen
beiden Jahre, Jospeh Ngolepus (2001) und Simon Biwott (beide Kenia), sowie
Ronaldo da Costa. Der Brasilianer hatte 1998 in Berlin mit 2:06:05 Stunden eine
Weltbestzeit aufgestellt. Stärker einzuschätzen ist aber Moses Tanui,
einer der besten Läufer Kenias im letzten Jahrzehnt.