Als die Stunde schlug, war Paul Kirui noch nicht ganz im Ziel. Mit dem
Vorhaben, die international bedeutsame Marke von 60 Minuten zu unterbieten, war
der 24-jährige Kenianer beim Bewag BERLINER HALBMARATHON angetreten. Doch
am Ende musste sich Paul Kirui, der bereits vor einem Jahr dieses
größte deutsche Rennen über die exakt 21,0975 km in 61:05
Minuten gewonnen hatte, mit 60:40 zufrieden geben. Aber auch das ist eine
internationale Spitzenzeit. Und für seinen Sieg bei der 24. Auflage des
Rennens bekam Kirui ein Preisgeld von 2.500 Euro. Dieses Sieggeld erlief sich
bei den Frauen Joyce Chepchumba. Die Kenianerin erreichte mit 69:49 Minuten
ebenfalls eine international gute Zeit.
Der Bewag BERLINER HALBMARATHON war einmal mehr ein großer Auftakt in
die neue Laufsaison. Es war der erste deutsche Straßenlauf mit
internationaler Bedeutung in diesem Jahr. In zwei Wochen findet dann der
Hamburg-Marathon statt. Am gleichen Wochenende werden zudem die großen
Marathonrennen in London und Boston gestartet. Vor der Rekordkulisse von
geschätzten 150.000 Zuschauern beteiligten beim 24. Bewag BERLINER
HALBMARATHON 17.046 Teilnehmern aus 62 Nationen – darunter Läufer,
Inline-Skater, Power-Walker, Rollstuhlfahrer und Schüler, die beim Fun-Run
über 3,5 km an den Start gingen.
„Wir können sehr zufrieden sein mit dem Ablauf der
Veranstaltung“, erklärte Mark Milde, der zum ersten Mal bei einem
großen Rennen in der Funktion des Race-Directors tätig war. Ende
Januar hatte er diesen Posten von seinem Vater Horst Milde übernommen.
Milde Senior, der über 40 Jahre lang den Laufsport in Deutschland als
Veranstalter entwickelte wie kein zweiter, war freilich auch gestern dabei und
stand dem Organisationsteam von SCC-RUNNING zur Seite. Doch bei der
Pressekonferenz war es Mark Milde, in den letzten Jahren bereits verantwortlich
für den Bereich Topathleten sowie das Inline-Skater-Rennen, der die Bilanz
zog: „Die spätere Startzeit hat sich bewährt, wir hatten mehr
Zuschauer als je zuvor. Dass wir den Teilnehmerrekord von 17.692 Athleten aus
dem vergangenen Jahr knapp verpasst haben, hängt sicherlich mit den
Osterferien in Berlin zusammen. Und wenn der Wind nicht gewesen wäre,
hätten wir sicherlich noch etwas schnellere Siegzeiten gesehen.“
Die Kenianer legten im Vergleich zum vorigen Jahr noch zu: Gleich die ersten
zehn Männer sowie die ersten fünf Frauen kamen beim Bewag BERLINER
HALBMARATHON aus dem Läuferland Nummer eins. Bei den
Cross-Weltmeisterschaften hatten die Kenianer vor zwei Wochen zwar einen
Rückschlag im Kampf gegen die Äthiopier hinnehmen müssen, doch
bei den Straßenläufen bestätigten sie nun auch in Berlin
eindrucksvoll ihre Vormachtstellung. Das Potenzial scheint schier
unerschöpflich. Das bewies zum Beispiel Solomon Bushendich. International
so gut wie unbekannt, lief der 20-jährige Kenianer in Berlin sein
Halbmarathon-Debüt. Und es bedurfte eines Paul Kirui, der schon im
vergangenen Jahr zu den schnellsten Läufern weltweit über diese
Distanz gehörte, um Bushendich zu stoppen.
„Es war mir allerdings während des Rennens klar, dass ich Paul
nicht würde schlagen können“, sagte Solomon Bushendich
später, während der Sieger meinte: „Der Wind hat mich gestoppt,
ansonsten wären die 60 Minuten möglich gewesen.“ Noch zwei
weitere Kleinigkeiten kosteten sicherlich etwas Zeit. Der als Tempomacher
verpflichtete Kenianer Sammy Kipruto war schon nach drei Kilometern nicht mehr
in der Lage, den Hasen zu spielen. Eigentlich sollte er die Spitze bis
Kilometer 10 führen. Und ein quer auf der Strecke stehendes
Polizeimotorrad kostete die Spitzenläufer auch noch einige Sekunden. An
der Potsdamer Straße musste plötzlich ein Umweg von rund 25 Metern
gelaufen werden – ärgerlich wäre es gewesen, wenn Kirui am Ende
die Stundenmarke um wenige Sekunden verpasst hätte. Bester deutscher
Läufer war Embaye Hedrit (LAC Quelle Fürth) in 66:13 Minuten auf Rang
15, schnellster Berliner Sven Kersten (SCC) als 26. in 71:25.
Zum vierten Mal nach 1999, 2000 und 2001 gewann Joyce Chepchumba den Bewag
BERLINER HALBMARATHON. Sie wird nun beim London-Marathon in zwei Wochen an den
Start gehen. Beste deutsche Läuferin war auf Rang acht die 25-jährige
Susanne Ritter (LG Braunschweig) in 1:14:29 Stunden. Neunte wurde Kathrin
Weßel (SCC Berlin) in 1:14:31. Bei den Inline-Skatern gingen die Siege an
Jörg Wecke (ST Celle) in 35:37 Minuten und Britta van Tournhout
(Belgien/40:21). Die Gewinner des 3,5 km langen Bewag FUN-RUN waren Daniel Barz
(OSC Berlin/15:33 Minuten) und Carola-Doreen Frost (Berlin/26:45).