Der Streit in der internationalen Berglaufszene geht in die nächste Runde,
sprich in das zweite Jahr. Zwei konkurrierende Grand-Prix-Serien buhlten in
dieser Saison um die Gunst der besten Bergläufer. Unter der
Federführung von Georg Anfang (Bergen) und Ernst Künz (Telfes/
Österreich) wußte der traditionelle Berglauf-Grand-Prix neben den
Stammveranstaltungen am Danis in Lenzerheide, der Schlickeralm in Telfes/
Stubaital und am Hochfelln in Bergen drei attraktive, weltweit bekannte
Tourismusmagnete wie Matterhorn, Großglockner und Drei Zinnen auch
sportlich in die Veranstaltungsserie einzubauen. Blass blieb dagegen der
Berglauf-Weltverband WMRA mit Nebenschauplätzen wie dem Snowdon-Race in
Llanberis in Wales, dem Seegrubenlauf bei Innsbruck oder dem Smarna-Gora-Race
in Ljubljana neben sicherlich bekannten Rennen wie am Kitzbüheler Horn
oder im italienischen Susa. Auch wenn der (traditionelle) Berglauf-Grand-Prix
mit den attraktiven Rennen klarer Punktsieger aus dem Kräftemessen mit dem
WMRA-Grand Prix hervorgegangen ist, beharrt der Weltverband mit Präsident
Danny Hughes trotz des Debakels auf seiner Position – und damit auf die
Eigenständigkeit einer Veranstaltungsserie.
„Wir können gestärkt in das kommende Jahr gehen“ freut
sich Georg „Bibi“ Anfang, Finalveranstalter des Berglauf-Grand-Prix
am Hochfelln in Bergen, „alle sechs Veranstaltungen haben
teilnehmermäßig zulegen können, selbst bei schlechten
Witterungsbedingungen!“ Mühe hat dagegen Wolfgang Münzel, der
als WMRA-Direktor Wettkampf die Linie des Weltverbandes zu verteidigen hat:
„Unser Handikap ist einfach die mangelnde Attraktivität. Der
traditionelle Grand-Prix hat die Weltklasse angesprochen, dies ist uns nur
bedingt gelungen. Aber als WMRA müssen wir natürlich auch die
Länder mit Bergauf-bergab-Vorliebe in eine Serie einbeziehen. So aber
macht es für die Athleten kaum Sinn!“
Während bei den attraktiven Veranstaltungen in Sexten, Zermatt und vor
allem Bergen die absolute Weltspitze am Start war und kräftig das Renommee
ihres Grand-Prix aufpolieren halfen, blieb die vom Weltverband initiierte Serie
nur schwach besucht. Topläufer wie Jonathan Wyatt, Martin Cox, Antonio
Molinari oder Izabela Zatorska, Angela Mudge und Ludmila Melicherova wagten den
Spagat und konnten bei beiden Grand-Prix-Serien fleißig abkassieren,
mußte die zweite Reihe jedoch Prioritäten setzen und startete
zumeist bei den attraktiven Läufen. Während der Berglauf-Grand-Prix
auf Kontinuität setzt und mit Elan den eingeschlagenen, erfolgreichen Weg
fortsetzt, wagt der WMRA einen weiteren, kostspieligen Anlauf. Bekannte
Veranstaltungen wie Susa oder das schweizerische Grabs gehören ebenso zur
Grand-Prix-Serie wie die (bergaufführende) World-Trophy in Innsbruck oder
wiederum Ljubljana, neu hingegen die bergauf-bergabführenden Rennen in
Sauze d’Oulx nahe Sestri?re und Anchorage in Alaska. „Es ist eine
unglückliche Situation für die Athleten, aber wir sind bereit,
künftig wieder mit dem Weltverband zusammenzuarbeiten. Aber zu unseren
Spielregeln!“ ist „Bibi“ Anfang bereit, der WMRA die Hand zur
Zusammenarbeit zu reichen. Dies wäre angesichts des engen Terminkalenders
gewiß im Sinne der Athleten, denn diese bleiben bei dieser Terminhatz auf
der Strecke.
Wilfried Raatz (aus LA 46/01)
Die Termine 2002 Berglauf-Grand-Prix: 14. 07. Danis-Berglauf Lenzerheide/
SUI 21. 07. Großglocknerlauf Heiligenblut/ AUT 04. 08. Schlickeralmlauf
Telfes/ AUT 18. 08. Matterhornlauf Zermatt/ SUI 08. 09. Drei Zinnen-Marathon
Sexten/ ITA 29. 09. Hochfelln-Berglauf Bergen/ Ger (Finale) WMRA-Grand-Prix 26.
05. Gamperney-Berglauf Grabs/ SUI 21. 07. Berglauf Sauze d’Oulx/ ITA 10.
08. Berglauf Anchorage/ USA 25. 08. Challenge Stellina Susa/ ITA 14./15. 09.
World Trophy Innsbruck/ AUT 05. 10. Smarna Gora Race Ljubljana/ SLO