Rene Herms hatte beim Sparkasse Leichtathletik-Meeting des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Dortmund Grund, sich über Rang zwei zu
freuen: Im 800-m-Rennen erfüllte der Athlet aus Pirna in 1:45,39 Minuten
hinter Wilfred Bungei (Kenia/1:44,44) zum dritten Mal die WM-Norm des DLV.
Zugleich ist das eine persönliche Bestzeit für Herms. Das ist ein
Erfolg für den erst 20-Jährigen, doch auch das wurde in diesem Rennen
deutlich: bis zur Weltspitze ist es noch ein weiter Weg. Denn die
internationale Spitze lief in Person von Wilfred Bungei ein gutes Stück
weiter vorne. So überlegen war der Kenianer, dass er schon 30 Meter vor
dem Ziel zu jubeln begann, die Arme hochriss und damit eine Weltklassezeit
unter 1:44 Minuten verschenkte. Allerdings wird es für Bungei in diesem
Jahr noch genügend Gelegenheit geben, seine Klasse auch mit schnellen
Zeiten unter Beweis zu stellen.
Der Kenianer sorgte für die eindrucksvollste Vorstellung des Dortmunder
Leichtathletik-Sportfestes, bei dem einmal mehr deutlich wurde, dass die
deutsche Leichtathletik zurzeit in nur ganz wenigen Disziplinen mit der
Weltspitze mithalten kann.
Christoph Moormann war es, der für Wilfred Bungei im 800-m-Rennen Tempo
gemacht hatte. Der Rest des Feldes rannte unter ferner liefen, als das Duo nach
vielversprechenden 50,52 Sekunden die 400-m-Marke passiert hatte. Moormann ging
kurz vor der 500-m-Marke aus dem Rennen, wobei das Tempo auch für Bungei
nicht zu halten war. Dennoch: gefährden konnte ihn keiner. Es ging
schließlich nur noch um den zweiten Platz, als Ivan Heshko (Ukraine),
Kennedy Kimwetich (Kenya) und Rene Herms die Zielgerade erreicht hatten. Herms,
der für sein schnelles Finish bekannt ist und damit auch schon den zurzeit
verletzten Nils Schumann bezwungen hat, konnte sich schließlich knapp
durchsetzen.
“Die Saison läuft für mich zurzeit wirklich sehr gut –
aber sie ist natürlich noch lang. Deswegen werde ich jetzt eine Pause
einlegen und dann erst wieder bei der IAAF Golden League in Oslo starten. Wenn
Weltrekordler Wilson Kipketer eine Woche später in Paris laufen sollte,
werde ich bereit sein“, sagte Wilfred Bungei, der bei der WM 2001 hinter
dem Schweizer Andre Bucher eine Silbermedaille gewonnen hatte. In dieser Saison
ist Bungei bereits 1:43,05 Minuten gelaufen, seine persönliche Bestzeit
steht bei 1:42,34 Minuten. „Ich kann auf jeden Fall unter 1:43 Minuten
laufen. Und auf der schnellen Bahn von Rom ist eine Woche nach Paris vielleicht
sogar ein Ergebnis um 1:42 Minuten möglich“, sagte Bungei. So
gesehen war Dortmund wohl nur ein besseres Training für den Kenianer.
Auch das 1500-m-Rennen war eine Sache der Kenianer. Hier gewann Isaac Songok
in 3:33,52 Minuten vor seinen Landsleuten David Kiplak und Benjamin Kipkurui.
Einen guten 1500-m-Lauf zeigte Deutschlands derzeit einzige
Weltklasse-Langstreckenläuferin: Irina Mikitenko lief 4:10,76 Minuten und
wurde damit Sechste. Schnellste war Irina Lischinska (Ukraine) in 4:02,60. Eine
Russin war über 800 m vorne: Natalia Khrushchelyova gewann in 2:01,44,
Minuten vor Claudia Gesell (2:01,89). Für die deutsche Läuferin war
es der Saisoneinstieg über diese Strecke. „Ich bin nicht zufrieden
mit der Zeit, aber immerhin war es mein schnellster Saisoneinstieg“,
sagte Claudia Gesell.