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AVON RUNNING Berliner Frauenlauf – ein Stück Laufsportgeschichte

Als der SCC Berlin am 31. Mai 1984 den ersten Frauenlauf im Tiergarten

initiierte, bekamen die Organisatoren böse Briefe von Männern.

“Die fragten uns, wie wir dazu kämen, einen Lauf nur für Frauen

zu veranstalten“, erinnert sich der jahrzehntelange Race-Director Horst

Milde, der das Rennen zudem über viele Jahre hinweg ausgerechnet am

Vatertag ansetzte. Doch heute fragt keiner mehr.

Es hat allerdings lange gedauert, bis es so weit kam – die Entwicklung

war eine mühsame. Mit 645 Läuferinnen wurde 1984 der erste

“AVON Berliner Frauenlauf“ gestartet. Das war in Deutschland bisher

einmalig und damit auch eine kleine Sensation.


Erster Start auf der Straße des 17. Juni 1984 mit 645

Läuferinnen

Doch viele Jahre stagnierte das Rennen mit Teilnehmerinnenzahlen von unter

1.500. 1995 versuchte man in Berlin etwas Neues, strich das sportliche Rennen

über 10 km und setzte ausschließlich auf einen 5-km-Lauf ohne

Wettkampfcharakter. Das Experiment, kopiert vom größten Frauenlauf

der Welt in Oslo, wo jährlich über 40.000 Läuferinnen am Start

sind, scheiterte. Selbst die berühmte Grete Waitz (NOR), mehrfache New

York City-Marathon Siegerin und Crosslauf-Weltmeisterin half in Berlin mit das

“Oslo-Frauenfestival“ über 5 Kilometer in Berlin zu

etablieren, sie joggte mit im Tiergarten, aber die Begeisterung sprang in

Berlin nicht über. Schon ein Jahr später war der 10-km-Lauf in Berlin

wieder im Programm, und die Läuferinnen kamen zurück. Doch erst bei

der 14. Auflage 1997 wurde erstmals die Zahl von 2.000 Frauen und Mädchen

erreicht. Weitere zwei Jahre später gab es einen echten

Aufwärtstrend, als sich die Teilnehmerzahl mit 4.362 fast verdoppelt

hatte. Seitdem läuft es, und im vergangenen Jahr rannten 10.528

Läuferinnen aus 44 Nationen durch den Tiergarten. Inzwischen wurden die

Parkwege zu eng, so dass die Strecke verändert werden musste.

Die frühere Siegerin des New-York-Marathons, Kathrine Switzer, reiste

in den vergangenen Jahren mehrmals nach Berlin, um sich für den AVON

RUNNING Berliner Frauenlauf einzusetzen. Sie hatte schon für die Premiere

1984 die Initiative ergriffen, nachdem sie Horst Milde beim New-York-Marathon

1983 um “Entwicklungshilfe“ für den Frauenlaufsport in

Deutschland gebeten hatte. Die Amerikanerin war es, die sich einst 1967 mit

einer offiziellen Startnummer in das Feld des legendären Boston-Marathons

geschlichen hatte, der damals nur Männern vorbehalten war. Ein Versuch,

sie aus dem Rennen zu nehmen, scheiterte am kräftigen Begleiter der

Läuferin, einem Hammerwerfer. Der beförderte den Organisator Jock

Semple in den Straßengraben. Kathrine Switzer lief ins Ziel, und es war

einer der entscheidenden Schritte in der Entwicklung des

Frauen-Langstreckenlaufes.

Sie selbst organisierte später auch in Zusammenarbeit mit AVON

Frauenrennen und machte sich dafür stark, dass der Frauen-Marathon 1984

erstmals zur olympischen Disziplin wurden. Bis einschließlich 1968 war

die 800-m-Strecke die längste Distanz für Frauen bei Olympia –

das ist heute beim AVON RUNNING Berliner Frauenlauf die Streckenlänge

für den Bambinilauf.


Die berühmte Grete Waitz (Norwegen) joggte 1996 beim 5 km Lauf

mit

Berühmte Namen der nationalen und internationalen Frauenlaufszene waren

ab 1984 beim AVON Frauenlauf über 10 km in Berlin dabei und

schwärmten dann von der besonderen und einmaligen Stimmung, die bei diesem

besonderen Lauf nur für Frauen herrschte. Die bekannten Läuferinnen

sollten natürlich auch Vorbilder für die bisher passiven Mädchen

und Frauen sein, denen das Laufen “schmackhaft“ gemacht werden

sollte.

Der 5 Km Lauf ist schon seit Jahren die “Einstiegsdroge“, um

Anfängerinnen den Anfang zu erleichtern. Insbesondere auch die schon

langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Landesschulamt des Landes

Berlin brachte einen neuen Aufwärtstrend bei den Frauen in der Motivation

zur Beteiligung am Laufen. Wenn auch die Lehrerinnen und die Mütter

mitlaufen, können die Schülerinnen und Töchter nicht abseits

stehen. Das wird auch die Basis für eine weitere zukunftsträchtige

Entwicklung sein, wenn schon in der Jugend die Liebe zum Laufen entwickelt

wird.


Der verregnete 3. AVON Frauenalauf 1986 auf der "Baustelle" der

Straße des 17. Juni mit 1.174 Läuferinnen

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Aufwärtstrend bei der

ständig wachsenden Beteiligung am AVON RUNNING Frauenlauf ist die seit

Jahren von SCC-RUNNING gepflegte “Aufklärungsarbeit“ bei der

Information der Bevölkerung über die positiven gesundheitlichen

Faktoren des Laufens und die vielen Angebote der kostenlosen Beteiligung an

Trainingsläufen seitens SCC-RUNNING im Tiergarten und im Grunewald.

DIE SIEGERINNENTAFEL DES AVON RUNNING BERLINER

FRAUENLAUF

10-km-Lauf

1984

1. Charlotte Teske (ASV Darmstadt) 33:27

2. Christa Vahlensieck (BTV Wuppertal) 33:37

3. Birgit Lennartz (St. Augustin) 35:37

1985

1. Charlotte Teske (ASV Darmstadt) 34:09

2. Ute Jamrozy (PSV Eutin) 34:10

3. Ursula Heldt (SG Seesen) 34:58

1986

1. Marina Slamy (Großbritannien) 34:25

2. Christa Vahlensieck (BTV Wuppertal) 35:08

3. Eva-Maria Lehmann (SCC Berlin) 35:13

1987

1. Karolina Szabo (Ungarn) 33:43

2. Agnes Sipka (Ungarn) 34:47

3. Christa Vahlensieck (BTV Wuppertal) 35:24

1988

1. Karolina Szabo (Ungarn) 32:46

2. Helen Barocsi (Ungarn) 34:14

3. Anna Iskra (Polen) 34:21

1989

1. Kerstin Preßler (LAC H. Berlin) 33:09

2. Susan Tooby (Großbritannien) 33:36

3. Gillian Dainty (Großbritannien) 33:42

1990

1. Irina Jagodina (UdSSR) 34:00

2. Gabriele Veith (DDR) 34:10

3. Susan Tooby (Großbritannien) 35:09

1991

1. Izabella Zatorska (Polen) 33:21

2. Bozena Dziubinska (Polen) 34:08

3. Wendy Breed (Neuseeland) 34:36

1992

1. Katrin Dörre-Heinig (LG Odenwald) 32:54

2. Grazyna Kowina (Polen) 33:51

3. Olga Parljuk (GUS) 33:54

1993

1. Helen Kimaiyo (Kenia) 32:25

2. Jelena Wjasowa (Ukraine) 32:26

3. Ljudmilla Matwejewa (Russland) 32:28

1994

1. Grazyna Kowina (Polen) 34:51

2. Susanna Ciric (Serbien) 34:52

3. Regina Tschistjakowa (Litauen) 34:53

1995

in diesem Jahr gab es keinen 10-km-Wettkampf,

sondern nur einen 5 km Lauf.

1996

1. Regina Wunder (Russland) 37:03

2. Grit Spitzer (USA) 39:46

3. Susanne Brema (Berlin) 40:13

1997

1. Birgit Sonntag (LAC Quelle Fürth) 37:00

2. Regina Wunder (Russland) 37:23

3. Annette Wolfram (OSC Berlin) 38:00

1998

1. Sylvia Renz (LG Nike Berlin) 35:07

2. Anja Carlsohn (LG Nike Berlin) 35:30

3. Birgit Sonntag (LG Nike Berlin) 36:39

1999

1. Annette Wolfrom (OSC Berlin) 37:38

2. Renata Forstner (LG Regensburg) 37:57

3. Kerstin Brünig (TSV Kirchdorf) 38:14

2000

1. Kathrin Weßel (SCC Berlin) 35:07

2. Kelley Wilder (USA) 35:20

3. Manuela Edler (LG Nike Berlin) 35:43

2001

1. Restituta Joseph (Tansania) 32:14

2. Kathrin Weßel (SCC Berlin) 33:04

3. Claudia Dreher (TVF Naumburg) 34:09

2002

1. Kathrin Weßel (SCC Berlin) 33:02

2. Iris Biba (ASC Darmstadt) 33:11

3. Kristina da Fonseca-W. (Eintr. Frankfurt) 33:39

2003

1. Lenah Cheruiyot (Kenia) 33:26

2. Kathrin Weßel (SCC Berlin) 33:34

3. Sonja Oberem (Bayer Leverkusen) 33:39

DIE BESTEN 20 ZEITEN BEIM AVON-RUNNING Berliner

Frauenlauf

32:14Restituta JosephTansania2001
32:25Helen KimaiyoKenia1993
32:26Jelena WjasowaUkraine1993
32:28Ljudmilla MatwejewaRussland1993
32:33Katrin Dörre-HeinigLG Odenwald1993
32:46Karolina SzaboUngarn1988
32:54Katrin Dörre-HeinigLG Odenwald1992
33:02Kathrin WeßelSCC Berlin2002
33:04Kathrin WeßelSCC Berlin2001
33:09Kerstin PreßlerLAC Hal. Berlin1989
33:11Iris BibaASC Darmstadt2002
33:21Izabella ZatorskaPolen1991
33:26Lenah CheruiyotKenia2003
33:27Charlotte TeskeASV Darmstadt1984
33:34Kathrin WeßelSCC Berlin2003
33:36Susan ToobyGroßbritannien1989
33:37Christa VahlensieckBTV Wuppertal1984
33:39Kristina da Fonseca-W.Eintr. Frankfurt2002
33:39Sonja OberemBayer Leverkusen2003
33:42Gillian DaintyGroßbritannien1989

Zu beachten ist, daß die Zeiten auf wechselnden Strecken im Berliner

Tiergarten erzielt wurden.