Der Mannheim Marathon startet am vergangenen Samstag nachmittags um 17.30 Uhr.
Viele liebgewordene Dinge aus früheren Zeiten wie orange Autos, Wum
& Wendelin, Bundesligafußball in Köln und Düsseldorf sind
irgendwann einmal still und leise verschwunden. Keine Bürgerinitiative
beklagt die Verluste, die Sache war bald abgehakt und geriet in
Vergessenheit.
Ähnliches ist mit der Startzeit “Samstag nachmittags“ im
Laufsport geschehen. Marathonläufe waren einmal, gut zwei Jahrzehnte sind
seit dieser Zeit erst vergangen, überschaubare Veranstaltungen für
einige Extremsportler und ein paar alt und langsam gewordene Bahnläufer.
Man traf sich Samstags nach dem Familieneinkauf und wenn der Rasen gemäht
war mit wenigen Gleichgesinnten auf unauffällig markierten Feld- und
Waldwegen um 42,195 Kilometer zu laufen.
Auch als die Marathonläufer in die Städte zogen, behielten einige
Veranstalter die Startzeit am späten Samstag bei. Warum auch nicht ?
Abgesehen von einigen fröhlichen Rentnern, fleißigen
Hausmännern und bedauernswerten Arbeitslosen trainiert kein Mensch am
Vormittag. Die werktätige Frau und der berufstätige Mann laufen in
aller Regel nach Feierabend, Samstags nach der Fußballübertragung
und am Sonntag zwischen Kaffee und Kuchen und dem “Tatort“. Warum
also nicht auch zu dieser Zeit Rennen laufen ?
Ein Blick in die Gesichter der Teilnehmer an notorisch früh beginnenden
Marathonveranstaltungen zeigt meist keine allzu große Freude.
Gedränge vor den Toilettenhäuschen, missmutige Blicke auf dem Weg zum
Start. Gespräche im Teilnehmerfeld beginnen erste, wenn die
Läuferinnen und Läufer nach den ersten Kilometern langsam
warmgelaufen sind. Aus welchen unerfindlichen Gründen finden also
heutzutage fast alle großen Laufveranstalter am frühen Sonntag statt
? Und dann noch zu einer Zeit, zu der allenfalls frischer Kaffee und warme
Croissants ein gute Argumente sind langsam aufzustehen.
Deshalb also ein uneingeschränktes Lob an die Organisatoren des
Mannheim Marathon für die schöne Startzeit um 17.30 Uhr. Und die
Hoffnung, dass dieses gute Beispiel viele Nachahmer findet. Wie wäre es
denn, liebes real,- BERLIN-MARATHON-Organisationsteam, künftig die
Läuferinnen und Läufer am Samstag auf die Strecke zu schicken und die
ausgeschlafenen Skater am frühen Sonntag ?
Der geduldigste Leser wird spätestens an dieser Stelle fragen, wann der
Autor endlich dem Rennen in Mannheim ein paar Zeilen widmet. Nun, seit 19
Jahren antworte ich auf die Frage, wenn ich einmal wieder meine
Marathonbestzeit - gelaufen in Duisburg an einem sonnigen Nachmittag im
September - erreiche: “Wenn es mal wieder Rennen am Nachmittag
gibt.“ Von dieser Legende wollte ich mich noch nicht verabschieden und
habe deshalb auf die Reise nach Mannheim verzichtet ...
Frank Bielefeld