Zugspitzlauf ist d i e besondere Herausforderung für
Bergläufer – Martin Echtler und Christa Baumann-Vogl die schnellsten
bei der „Top of Germany-Challenge“
Der Weg ist das Ziel – und das Ziel befindet sich 400 Höhenmeter
unter Deutschlands mit 2 962 m höchstem Berg, der Zugspitze. Der pure
Wahnsinn dauert vom Olympia-Skistadion in Garmisch-Partenkirchen aus zu
Sommerzeiten mit Wanderschuhen zwischen acht und neun Stunden, mit Laufschuhen
mögen diese Strecke die Besten unter zweieinhalb Stunden
schaffen.
Mitte Juli gab es wieder einmal eine solche Gelegenheit, Zugspitz-Extremlauf
nennt sich diese außergewöhnliche Herausforderung. 22,3 km und eine
Höhendifferenz von 1800 m. „Top of the
Germany-Challenge“ in unserer durch Anglizismen durchsetzten
deutschen Sprache zusätzlich.
Durch den Witterungsumschwung gab es Anfang Juli auf der Zugspitze noch
einmal kräftig Schnee und deshalb musste das ehrgeizige Unternehmen der
Event-Agentur getgoing, auch das letzte Stück vom Zugspitzplatt hinauf
über Klettersteige zum Münchener Haus zu bewältigen, schweren
Herzens aufgegeben werden. Aber auch so ist die Herausforderung am
Zugspitzmassiv eine außerordentliche.
1000 Teilnehmer geplant!
„Dies ist das erste Wochenende, wo es endlich einmal richtiges
Bergwetter hat“, urteilte Organisationschef Peter Krinninger mit einem
lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil die 622 Starter bei
„Kaiserwetter“ eine neue Höchstmarke darstellen, weinend, weil
sein Vorhaben unterhalb der Spitze des höchsten deutschen Gebirgsmassivs
enden musste.
Aber auch so, die Anstrengungen waren allenthalben sichtbar unter den
Finishern, die die Bergstation der Zahnradbahn im exzellenten Skigebiet
Zugspitzplatt erreichten. Lange Schneefeldpassagen erschwerten letztlich den
Aufstieg, der von der Knorrhütte in 2052 m hinauf zum Ziel führte.
„Das Ziel muss auf der Zugspitze sein und das muss bei unseren
künftigen Anstrengungen immer anzustreben sein!“
Die Agentur getgoing, neben dem Zugspitz-Berglauf mit einer
Mountainbike-Veranstaltung rund um das Zugspitzmassiv mit drei Distanzen von 37
km, 74 km und 103 km und einer Gesamtbeteiligung von knapp 2000 Bikern
beschäftigt, plant einen großen Coup, der bereits im kommenden Jahr
gestartet werden soll. „Noch verraten wir nichts“, deutet Peter
Krinninger geheimnisvoll an, „aber 1000 Läufer sollte dieses neue
Spektakel schon haben!“
Satte Meldegelder und hoher logistischer Aufwand
Aber auch die 622 Läufer sind schon eine stolze Zahl, die sich direkt
im alt-ehrwürdigen Olympia-Skistadion versammelten. Und dies bei einer
nicht minder stolzen Meldegebühr von Eur 49,00, bei einer Nachmeldung
kassierten die Garmisch-Partenkirchener Veranstalter sogar Eur 59,00.
„Die Rückfahrt mit der Zahnradbahn wird uns leider nicht von der
Bayerischen Zugspitzbahn nicht gesponsert. Und wir müssen die Teilnehmer
von der Zugspitze wieder zurück über den Eibsee nach Grainau und
Garmisch-Partenkirchen bringen!“ Und zudem große logistische
Anstrengungen vornehmen, schließlich muß auch das umfangreiche
Gepäck mehrfach verladen rechtzeitig im Ziel sein, wenn die Läufer
ihr Abenteuer hatten. Krinninger musste sich in der Vergangenheit freilig
genügend Kritik anhören, schließlich ist die Läuferzunft
eine eigenwillige, aber standfeste zugleich. Und bei aller Kritik – sie
kamen alle wieder, und brachten zudem noch viele Zugspitz-Neulinge mit.
Unzureichende Absperrungen und zu wenig Getränkestationen im oberen
Streckenabschnitt kritisierten einmal mehr die Teilnehmer, die allerdings im
Ziel mit einem Reebok-T-Shirt und einer Medaille allesamt belohnt
wurden.
Apropos Reebok. Der US-Sportausrüster ist nach einigen Jahren der
reduzierten Anstrengungen in Deutschland wieder kräftig dabei, Boden
gutzumachen. Der neue Marketing-Koordinator André Green, mehrfacher
deutscher Meister im 3000 m-Hindernislauf und Crosslaufen, ist nach Beendigung
seiner Leistungssport-Karriere fleißig bemüht, neue Claims für
seinen neuen Arbeitgeber zu entdecken. Und das Berglaufen könnte ein
Metier sein, bei dem Reebok künftig verstärkt Flagge zeigen
will.
Und natürlich seinen neuen „Trail“-Schuh ...
Ex-Hindernismeister findet „neues
Glücksgefühl“
Unter den 622 Startern war übrigens auch André Green dabei, der
scheinbar in diesem Metier neue Lauflust bekommt. Als Elfter platzierte er sich
als ausgesprochener Flachländer im Hochgebirge prächtig, zumal unter
den Spezialisten sehr ordentlich. Neue Glücksgefühle für einen
verdienten Langstreckler der Kunststoffbahn und des Crosslauf-Terrains.
Gerade einmal 13 Minuten trennten den für die LG Wedel-Pinneberg
startenden Ex-Champion von Martin Echtler, der zu den besten der Zunft
zählt und mit 2:20:56 die Gewalttour bewältigte. Knapp zwei Minuten
später folgten Michael Barz und Uli Calmbach. Auf Rang vier übrigens
der Premierensieger des Zermatt-Marathons Stephan Tassani-Prell.
Bei den Frauen setzte sich mit Christa Baumann-Vogl aus Bischofswiesen eine
ausgesprochene Extremsportlerin durch, die sich als Bergsteigerin bereits einen
guten Namen gemacht hat und in Kürze in Peru eine neue Herausforderung
sucht. Sie gewann dank ihrer vorzüglichen Klettereigenschaften im
Schlussteil doch noch sicher in 3:03:53 Stunden vor Uschi Wolf aus Darmstadt,
die zwei Minuten länger benötigte und die Highlights der Bergwelt wie
den Swiss Alpine Marathon in Davos ebenso kennt wie den Jungfrau-Marathon oder
den Graubünden-Marathon.
Wilfried Raatz