Wenn sie im nächsten Jahr nicht selber - egal ob als Läuferin /
Läufer oder als Zuschauer - am Kölnmarathon teilnehmen, sehen sie
sich die Übertragung im WDR Fernsehen an. Dieses Rennen ist einmalig.
Marathon und Köln, das passt einfach.
Bei der achten Auflage des Köln-Marathons hat es gegenüber den
letzten Jahren einige Veränderungen gegeben, die das Rennen attraktiver
machen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut tun. Da ist einmal das
Datum. Bisher fand der Marathon immer am ersten Sonntag im Oktober statt, das
Wetter war meist feucht und kalt und absolut zuschauerunfreundlich. Es galt der
Kölner Dreisatz: Beim Start ewig im Regen stehen, angefroren ankommen und
lange seinen Kleiderbeutel suchen, in der nächsten Woche die
Nachmarathongrippe pflegen. In diesem Jahr schien durchweg die Sonne, es war
angenehm mild und nur ein starker böiger Wind zog um die
Häuserblocks. Auch fehlte das sonst so obligatorische Chaos vor dem Start.
Keine Weltrekorddifferenzen mehr zwischen Chip- und Realzeit und überhaupt
war das ganze Rennen auf eine geradezu beängstigende Art und Weise gut
organisiert. Der alte Lehrsatz: Gut geregelte Läufe mag es in Berlin und
Palermo geben, wir Rheinländer wollen das mal nicht übertreiben, galt
diesmal so garnicht.
Die Strecke ist in diesem Jahr so verändert worden, dass Köln nun
tatsächlich einen ganz unvergleichlich eigenwilligen Marathon bietet. Der
Kurs ist extrem abwechslungsreich. Flach, ständig geht es irgendwo um die
Kurve, Schatten und Sonne, viel Kopfsteinpflaster. Mal einen Kilometer einfach
geradeaus laufen, das geht hier nicht. Das mag Spitzenläufer und
ehrgeizige Freizeitsportler stören. Die große Menge der Genuss- und
Spaßläufer findet die neue Streckenführung
hinreißend.
Das absolut Beste am Köln-Marathon sind die Zuschauer. Karneval im
Spätsommer. Auf den ersten fünf Kilometern bis zum Chlodwigplatz gibt
es keinen freien Platz am Streckenrand. Überall stehen klatschende
freundliche Menschen, an jeder Ecke eine Sambaband, kaum ein Streckenabschnitt
ohne Musik und Zuschauer, Zuschauer, Zuschauer. Zwischen Kilometer sechs und
elf wird es ein wenig ruhiger, dann wieder der Chlodwigplatz, der Ring,
Barbarossaplatz, menschenvoll. Lindenthal ist etwas ruhiger. Dann wieder der
Ring, Stimmung wie bei Bergankünften der Tour. Halbmarathon, Ehrenfeld,
erst in Nippes und bei Kilometer 28 gibt es größere Lücken im
Zuschauerfeld. Die notorischen Am-Rand-der-Strecke-Pinkler haben es in
Köln jedenfalls überall sehr schwer, einen unbeobachteten Platz zu
finden. Ab Ebertplatz und Kilometer 32 ist die Stimmung bis zum Ende dann
wieder wie im Karneval. Zahllose selbstgemalte Pappschilder zollen den
Läuferinnen und Läufern “Respekt“ oder erinnern sie bei
Kilometer 36 daran, dass, wer Schmerzen hat, noch lebt. Deutzer Brücke,
der Zieleinlauf ist diesmal in Deutz, unspektakulär und fast der ruhigste
Streckenabschnitt. Das ist tatsächlich das einzige Problem an der neuen
Streckenführung. Wenn es im Ziel vor dem Dom auch zu eng war und zu
chaotisch zuging, schöner war es schon ...
An diesem sonnigen Sonntag waren rund 17.000 Läuferinnen und
Läufer auf der Marathon Strecke in der Hauptstadt des Rheinlands unterwegs
und vorsichtig geschätzt stand, sang und klatschte halb Kölle, gut
500.000 Menschen, am Rand.
Claudia Dreher gewann das Rennen in 2:32:04 Stunden vor Rose Nyangacha in
2:34:19 und Minedaye Gisha in 2:42:17. Schnellster Mann war James Rotich in
2:10:22 vor Henry Cherono, 2:10:26, und Thomas Chimetei in 2:10:32.
Frank Bielefeld