Rüdersdorf bei Berlin, Ortsteil Hennickendorf, 4. August 2004:
Initiatoren
und Organisatoren des 1. Stienitzseecross müssen einen Vertrag mit dem
Wettergott Petrus geschlossen haben. Anders ist kaum zu erklären, dass
ausgerechnet am Samstag, 4. September, einer der schönsten Tage des
verblichenen (und verregneten) Sommers nachgereicht wurde:
Blauer Himmel, kein Lufthauch, Sonne satt und die Seeoberfläche glatt wie
ein Spiegel. Glücklicherweise verlief der Hauptteil der Strecke im
Schatten des Waldes, ansonsten wäre es etwa zu warm zum Laufen
gewesen.
Äußere Umstände, die das berühmte i-Tüpfelchen auf
den Bemühungen der Veranstalter, Förderverein „Tradition und
Zukunft des Stienitzsee e.V.“ und Kreissportbund Märkisch Oderland,
waren, die Premiere dieser Veranstaltung im Rahmen der 7. Stienitzsee-Festtage
des Rüdersdorfer Gemeindeteils Hennickendorf möglichst positiv zu
gestalten.
Und dies gelang durch eine alle Erwartungen übertreffende
Resonanz mit einer Gesamtzahl von 710 Teilnehmern eindrucksvoll.
Doch es war beileibe nicht das traumhafte Wetter allein, dass die
Konzeptväter Henrik Sundström und Sören Heinz sowie der
sportliche Gesamtleiter Klaus-Peter Nowack am Ende mit Lob förmlich
überschüttet wurden. „Noch nie habe ich eine so liebevolle
Betreuung unterwegs auf der Strecke erfahren“, sagte eine Läuferin
aus Berlin nach der Zielankunft.
Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte Georg Heinrich
Thyssen-Bornemisza, der sich auch selbst unter die Läufer mischte und
unerkannt mitmachte.
Die Organisation sei wirklich gut gewesen „und dazu die herrliche
Natur – dieser Start war ein Erlebnis“. Für Sabine Milde auf
ihrer 9-km-Route auch aus dem Grunde, weil sie sich zwischenzeitlich die
Muße gönnte, die am Rande der Strecke aufgestellten Hinweistafeln
zur Historie dieser Gegend zu lesen.
Für ihren mitlaufenden Mann Horst Milde, Gründer und
Entwicklungshelfer des real,- BERLIN-MARATHON zu einem weltweiten
Lauf-Topereignis, wiederum war es eine kleine Entdeckungsreise: „Wir
wußten vorher gar nicht, dass hier am Ostrand Berlins so ein herrlicher
See mit Wasserstraßenanbindung bis zu Nord- und Ostsee
existiert.“
Ellen Wessinghage aus Mainz ...
Noch von weiter her, aus der Nähe von Mainz, war Ellen Wessinghage - die
nicht ganz unbekannte ehemalige Klasse-Mittelstrecklerin - angereist, die
Siegerin des Frauenlaufs über 12 km: „Eine echte Crossstrecke“
und anspruchsvoll sei der Kurs, den man bei stärkeren Teilnehmerfeldern
„stellenweise entschärfen“ und „stellenweise besser
markieren sollte“.
Knackiger Streckenparcours mit Anforderungen
So kurz vor dem nahenden 31. real,- BERLIN-MARATHON am 26. September wäre
es für viele verwöhnte flache Asphalt-Strecken-Bolzer ein Wiedersehen
gewesen mit der ruppigen Mutter Natur. Der Parcours zeigte den Läufern die
Basis des Grundlagentrainings mit der natürlichen Bodenbeschaffenheit -
hier kann man sich die fehlenden "Körner" holen, die einem das
Überleben auf den letzten Kilometern des Marathon sichert.
Henrik Sundström und sein Team werden die Hinweise der 38-fachen
Deutschen Meisterin, Hallen-Europameisterin von 1983 (1500 m) und zweimaligen
Olympiastarterin (1972/1976) sicherlich aufnehmen. Denn nach seinen Worten (und
dem positiven Echo allerseits) wird es „auf jeden Fall 2005 eine zweite
Auflage der Veranstaltung geben“. Der Redakteurin der
„Laufzeit“ erklärte der 42-jährige
Geschäftsführer der Baustoff-Industriewerke Hennickendorf GmbH und
frühere schwedische Tennisspieler (Top Ten der Welt): „Wenn Sie
bedenken, was wir hier in nur zweieinhalbmonatiger Vorbereitung in Kooperation
mit den lokalen Vereinen und kommunalen Partnern auf die Beine gestellt haben,
dann kann ich nur sagen ‚great‘.
Vor zwei Wochen kalkulierten wir noch mit einer Starterzahl von 200 bis 300.
Jetzt hatten wir mehr als das Doppelte.“ Großartig und fast
einmalig (und begeistert angenommen) war auch die Umrahmung des Laufen,
Wanderns oder Nordic Walking: So waren Künstler des Wiesenzirkus
„Bunterhund“ an den Zwischenzielen 3 und 9 km aktiv: mit einer
Trommlergruppe, einem Mann am Klavier, Stelzengängern.
Und kurz vor dem 12-km-Ziel, an einer wilden Badestelle bei den
„Gummiwiesen“, animierte das Streichquartett „Mai
Ensemble“ aus Berlin mit Musik von Mozart und Haydn zum
Verweilen.
Das beste für die 3 km und 9 km Läufer - der Dampfer
...
Und einen voll besetzten Ausflugsdampfer mit fröhlich winkenden Leuten
– der älteste aktive Starter war 74 Jahre alt, die jüngsten mit
den Großeltern drei oder vier – bei dem kostenlosen Schiffstransfer
zurück zu Start und Ziel am Sportplatz Ringstraße hat der See schon
lange nicht mehr gesehen ...
Angetan von diesem Ambiente war sogar Daniel Sandoz, Zweiter des
12-km-Rennens. In der Schweiz organisiert der 43-Jährige,
Olympiateilnehmer und WM-Starter im Skilanglauf, Kurse für Skiläufer
und Aktivreisen: „Ich halte viel davon, die Leute nicht nur für ein
Fitnesstraining zu gewinnen, sondern bin auch selber aktiv.
Diesmal also beim Crosslauf rund um einen idyllisch gelegenen See, dessen
Name mir vorher völlig unbekannt war.“ Erstmals auf Erkundung der
Region war ein ganz junger Mann: Norman Schramm, 4 Jahre, aus Strausberg ging
mit der Startnummer 823 auf die 3-km-Fun Runner-Distanz.
Natürlich ganz nahe bei Opa Norbert Lehr (56). Und das war gut so, denn
nach Passieren des Ziels (Jung-Norman: „Wir sind manchmal gerannt und
manchmal gemütlich gelaufen“) musste der Enkel ganz rasch in die
Büsche...die einleuchtende Erklärung: „Ich habe unterwegs
zuviel getrunken.“
Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski nur verbal
...
Kein Wunder, an einem Tag wie Samt und Seide und Temperaturen um die 27 Grad im
Schatten.
Und wenn noch etwas nachzutragen wäre, dann vielleicht, dass
Rüdersdorfs Bürgermeister Andre Schaller nach Mitmachen beim
Bambini-Lauf den Startschuß zum ersten Wettbewerb abgab, der zweimalige
Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski zumindest telefon-verbal
„gutes Gelingen“ wünschte, Beate Blechinger,
CDU-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag, ihr Startversprechen beim
Nordic Walking einhielt, die Tennsi-Exprofis Claudia Kohde-Kilsch, Eva Pfaff
(beide Deutschland) und Virginia Ruzici (Rumänien) Unterricht im
Mini-Tennis offerierten und selbst mitliefen, viele Vereine, Verbände,
Institutionen ihre Info- und Werbestände feil boten ... all das
hat den 1. Stienitzseecross zu einem rundherum gelungenen Ereignis für die
Region gemacht.
Ernst Podeswa
Die wichtigsten Ergebnisse:
Frauen - 3 km:
1. Gerlisch 16:16,3, 2. Dorow 16:24,9, 3. Heinz 19:23,4;
9 km: 1. Heidlas 44:33,3, 2. Ledwon (KSC Strausberg) 50:25,1,
3. Holle (Hannover) 53:09,5;
12 km:
1. Wessinghage (Ingelheim) 49:11,1, 2. Snigola (Lichtenrade) 54:11,4, 3.
Höhne 56:16,9.
Männer, 3 km:
1. Krüger 13:40,4, 2. Ledwon (beide KSC) 13:45,6, 3. Gaedle (LG Süd)
13:47,5;
9 km:
1. Pruß (Hannover) 32:42,5, 2. Fiegler (KSC) 34:10,1, 3. Deutschmann
(beide KSC) 35:25,6;
12 km:
1. Engler 43:46,9, 2. Sandoz (Schweiz) 44:01,5, 3. Barber (SCC Berlin)
44:15,5.
www.stienitzseecross.de