Minus vier. Das Thermometer vor dem Bürgerhaus in Aegidienberg zeigt
unerbittlich minus vier Grad Celsius an.
Am Morgen.
Beim Start.
Im Ziel.
Ungemütlich ist es, Hochnebel nennt Kachelmann das, was sich heute am
Himmel abspielt. Und als würde das alles noch nicht reichen, streicht ein
unangenehmer Wind um die Ecken. Eindeutig ein Tag zum Beine hoch legen, im Bett
bleiben und vor der dritten Kerze meditieren.
Statt Kekse
Trotzdem haben sich an diesem trüben Sonntag mehr als sechshundert
Menschen in die südlichen Ausläufer des Siebengebirges nicht weit von
Bonn begeben. Statt Kekse zu essen und Weihnachtslieder zu üben, werden
sie in den nächsten Stunden 42.195 Meter durch den frostigen Wald des
Naturparks Siebengebirge laufen. Der letzte große Landschaftslauf in der
Region für dieses Jahr.
Landschaftslauf ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Asphaltierte
Streckenabschnitte gibt es hier nur an Start und Ziel im kleinen Ort
Aegidienberg und einige hundert Meter zur Halbzeit. Ansonsten geht es über
Waldwege.
Breite Weg, schmale Pfade. Durch Laubwald, vorbei an Wiesen, in dunklen
Nadelwäldern.
Wald, Wald. Wald.
Hoch und runter geht es natürlich auch, allerdings meinen es die
Veranstalter gut mit den Sportlern und haben sich eine Strecke ausgedacht, die
schlimme Steigungen vermeidet.
Gemütlich bergab
Zu Beginn des Rennens geht es sieben Kilometer lang gemütlich bergab,
richtig bergauf führt die Strecke zwischen Kilometer sieben und
zwölf, dann wechseln sanfte Anstiege, flache Stücke und
Bergabstrecken. Auf den letzten vier Kilometern geht es nur noch bergab. Die
Läuferinnen und Läufer müssen auf dem Rundkurs auch nur einmal
eine Landstraße überqueren. Soviel Landschaft ist hier im
dichtbesiedelten Westen der Republik, ein echter Landschaftslauf.
Weihnachtsmänner und Gnome
Bäume und Wiesen sind an diesem Tag mit weißem Reif überzogen,
schön anzuschauen. Die Kälte sorgt allerdings dafür, dass sich
die sonst um diese Jahreszeit im Siebengebirge allgegenwärtigen
Weihnachtsmänner und Gnome nur kurz am Start sehen lassen. Ein
uneingeschränktes und großes Lob verdienen die vielen freundlichen
und guten Menschen, die irgendwo im Wald für die Verpflegung auf der
Strecke sorgen. Bei diesem Wetter stundenlang in der Landschaft stehen, Wasser
und Tee in Plastikbecher füllen, Bananen schälen und dann noch mit
den Läufern scherzen ist in jedem Fall eine größere Leistung,
als mal eben einen Marathon nur zu laufen.
Tölt?
Auf den Wiesen Rund um den Ort Aegidienberg blicken immer wieder die hier
allgegenwärtigen Pferde verwundert auf die Läuferinnen und
Läufer. Aegidienberger heißt die hier gezüchtete Pferderasse
denn auch. Diese Tiere sind so etwas wie die Walker unter den Pferden, sie
gehen ein hohes Tempo in einer dafür eigentlich nicht vorgesehen Gangart.
Tölt wird das genannt und es soll gesund sein für Pferd und Reiter.
Jeder eben nach seinem Geschmack.
Bürgerhaus
Das Ziel ist wie in jedem Jahr im Aegidienberger Bürgerhaus. So
müssen zumindest die Zuschauer an diesem Tag nicht frieren und die
Läuferinnen und Läufer können sich gleich hinter der Ziellinie
zu Kaffee und Kuchen begeben und in gemütlicher Runde noch lange über
die vergangene Saison und über ihre Pläne für das kommende Jahr
reden.
Um an diesem ungemütlichen Sonntag nicht allzu lange in der Kälte
zu bleiben, war es nicht unklug schnell über die Berge zu laufen. Sehr
vernünftig waren in diesem Sinne David Symons von Thames Hare and Hounds
in 2:39:00 vor den Einheimischen Hermann Ulrich, SSG Königswinter, in
2:40:56 und Rudolf Paulus vom LT Ennert Bonn in 2:46:57.
Bei den Damen durfte sich Marie-Luise Maschmeier nach 3:17:59 zum
wohlverdienten Adventskaffee begeben.
Nicht sehr viel früher als Thurid Fassbender vom Alfterer SC in 3:21:34
und Bettina Peter von der LG Kreis Ahrweiler in 3:24:28.
Frank Bielefeld
www.siebengebirgsmarathon.de/veranstaltungen/siebengebirgsmarathon.htm