Am Ende, nachdem sie die 42,195 Kilometern des Siebengebirgsmarathons
bewältigt haben - in der Lokalpresse ist nach dem Rennen von “einer
anstrengenden Schlammschlacht in einer atemberaubend schönen
Landschaft“ zu lesen - ist es auch für die Läuferinnen und
Läufer ein ganz normaler dritter Advent. Bei Kaffee und Kuchen sitzen sie
im warmen Aegidienberger Bürgerhaus, erwarten gespannt die letzten
Bekannten, die das Ziel noch nicht erreicht haben, berichten von ihren
Erlebnissen der letzten Stunden, von Rehen, Weihnachtsmännern, Riesen und
anderen Begebenheiten in den Wäldern des Siebengebirges und diskutieren
ihre Pläne für die nächste Lauf-Saison.
Zum fünften Mal hat der TriPower Aegidienberg in diesem Jahr seinen
Marathon im südlichen Siebengebirge veranstaltet. Die Zahl der Teilnehmer
steigt auch bei diesem Rennen kontinuierlich. Diesmal waren rund 800
Läuferinnen und Läufer auf der Strecke. Damit ist das Teilnehmerlimit
erreicht, das sich die Veranstalter selber gesetzt haben. Der schönen und
ruhigen Atmosphäre im Rennen und um das Rennen herum schaden die
steigenden Teilnehmerzahlen bisher jedenfalls nicht.
Die 40 Berge des Siebengebirges
Das Siebengebirge liegt auf der rechten Rheinseite im Osten von Bonn. Die
höchsten der insgesamt mehr als 40 Berge erheben sich gut 400 Meter
über das Rheintal. Siebengebirge und 40 Berge? Es gibt eine kluge
sprachwissenschaftliche Lösung und eine einfache Erklärung für
diesen scheinbaren Widerspruch. Das Siebengebirge hat seinen Namen, so die
einfache Erklärung, weil irgendwann einmal sieben freundlicher Riesen dem
Rhein ein neues Flussbett gegraben haben. Die sieben fleißigen Riesen
haben nach der Arbeit ihre Schaufeln gereinigt und dabei sind dann die 40 Berge
entstanden ...
Neben vielen Läuferinnen und Läufern aus der Region und den
notorischen immer und überall Läufern - Horst Preisler absolvierte
seinen 1221. Marathon, Sigrid Eichner kommt seit Sonntag auf 874 Rennen
über die 42 Kilometer Distanz - treffen sich hier vor allem die Freunde
des gepflegten Berglaufs. Denn flache Wege gibt es im Siebengebirge nicht,
immer geht es hoch oder runter.
An diesem 3. Advent ist echtes Aprilwetter im Rheinland. Viel Wind, ein paar
Schauern und, wenn man es nur ruhig genug angegangen ist, am Ende sogar ein
paar Sonnenstrahlen, sorgen für ein abwechslungsreiches Klima auf der
Strecke.
Der Start ist auf der kleinen Pferderennbahn in Aegidienberg. Nach einer
kleinen Runde durch das Dorf, geht es dann für die nächsten 40
Kilometer auf die Berg- und Talrunde im Siebengebirgswald. Das Streckenprofil
gönnt den Läuferinnen und Läufern zunächst eine fünf
Kilometer lange Bergabstrecke. Rehe im Tal sind durch die vielen bunten
Gestalten am frühen Sonntag irritiert und trauen sich zunächst nicht,
den Weg der Läufer zu kreuzen. Die Strecke führt dann fast sechs
Kilometer stetig und nicht allzu steil bergauf. Vorbei an der Löwenburg
bis Ittenbach, dem nördlichsten Punkt der Strecke. Bis zur Halbzeit geht
es dann - mit immer wieder schönen Ausblicken aufs Rheintal - mehr
abwärts als aufwärts, einfach nur flach ist die Strecke wie gesagt
nie. Kurz hinter der Halbmarathonmarke überrascht der Weihnachtsmann
persönlich die Läufer. Mit rotem Mantel und Mütze bekleidet
lenkt er seine Kutsche über die Laufstrecke, hat aber leider keine
Präsente für die fleißigen Sportler dabei. Schade. So
müssen die Läuferinnen und Läufer unbeschenkt die letzten langen
Steigungen bei Kilometer 27 und 34 auf sich nehmen. Zur Belohnung geht es ab
Kilometer 37 fast nur noch bergab bis zum Ziel im Bürgerhaus von
Aegidienberg.
Zieleinlauf im Bürgerhaus
Beim Siebengebirgsmarathon müssen die Zuschauer am Ziel nicht im kalten
Dezemberregen auf die Ankunft ihrer Lieben warten. Die Veranstalter haben den
Zieleinlauf ganz einfach in das Bürgerhaus verlegt. Das sorgt für
eine gute Atmosphäre bis weit in den Nachmittag hinein und sichert auch
den später ankommenden Sportlerinnen und Sportler den Applaus einer gut
gefüllten Halle.
Schnell über die Berge kamen Natalia Markun aus Minsk in 3:04:34,
Birgit Lennartz in 3:15:45 und Elena Wagner aus Koblenz in 3:16:17. Bei den
Herren gewann Christian Schmidt aus Sankt Augustin in 2:43:50 vor Helmut Dehaut
aus Zweibrücken in 2:47:09 und Christoph Kranz aus Bitburg in 2:52:06.
Frank Bielefeld