Bei der Jubiläumsausgabe des Berliner Cross-Country-Laufes gab es einen
deutlichen Teilnehmerzuwachs. 1576 Läufer starteten in den verschiedenen
Wettbewerben des 40. Berliner Querfeldeinlaufes, was allerdings auch daran lag,
dass der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) die Meisterschaften der
Schüler und Jugendlichen in das Rennen integriert hatte. Doch trotzdem
bedeutete die Gesamtzahl ein Plus von rund 50 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Und es ist über zehn Jahre her, dass zuletzt so viele Läufer
bei dieser Veranstaltung am Start waren. “Wir sind natürlich sehr
zufrieden mit diesem Rennen und mit der Entwicklung“, erklärte
Race-Director Horst Milde. Erst im vergangenen Jahr kam der Cross vom Miafeld
zurück in den Grunewald. Und dieser Wechsel zurück zu den Wurzeln hat
den Lauf neu belebt, der 2001 deutlich weniger als 1000 Teilnehmer am Start
hatte.
Auf der Wiese im Stadion Eichkamp standen zwei Wildschweine. Es waren
allerdings keine lebenden Tiere, sondern präparierte. Sie gehören
seit Jahrzehnten dazu, wenn der SCC im Grunewald seinen Crosslauf startet. Die
Wildschweine sind eine Art Maskottchen für die Organisatoren. Und sie
haben den Veranstaltern durchaus Glück gebracht. Denn seit das Team um
Horst Milde 1964 den ersten Crosslauf im Grunewald startete, der zugleich der
erste Volkslauf in Berlin war, wurden in bald 350 Veranstaltungen insgesamt
rund 1,25 Millionen Starter gezählt.
“Der Cross hat seine eigene Atmosphäre. Es ist irgendwie immer
noch so wie vor 40 Jahren, als alles begann“, erklärte Horst Milde
und fügte hinzu: “Allerdings ist es schade, dass zu wenige
leistungssportlich orientierte Läufer den Cross in der Wintersaison als
Trainingsmittel nutzen. Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass die
deutschen Läufer international weit hinterher rennen.“
Eine, die lange Zeit international ganz vorne war, ist Uta Pippig. Die
38-jährige Berlinerin hatte extra ihren Abflug zurück in ihre zweite
Heimat, die USA, verschoben, um beim Cross-Jubiläum dabei zu sein. In den
Siegerlisten dieses Rennens finden sich große Namen des internationalen
Laufsports: Bodo Tümmler, der gestern den Startschuss gab, war der erste
Gewinner 1964 und vier Jahre später Olympiadritter über 1500 Meter,
Dieter Baumann war 5000-m-Olympiasieger 1992 und gewann den Cross 1996,
Charlotte Teske, Cross-Siegerin von 1974, war bundesdeutsche
Marathon-Rekordhalterin und die Norwegerin Grete Waitz gewann neunmal den
New-York-Marathon, nachdem sie 1978 auch im Grunewald Erste gewesen war.
Der Name Uta Pippig wird auch nach dem gestrigen Rennen nicht in den
Siegerlisten auftauchen. Mangels Konkurrenz führte sie zwar nach der
Hälfte der 8,8 km langen Distanz deutlich, doch am Ende
überließ die dreifache Gewinnerin des Boston- und des
Berlin-Marathons einer anderen den Sieg: Die Berlinerin Astrid Carl gewann in
38:18 Minuten mit 22 Sekunden Vorsprung vor Uta Pippig. Schnellster Mann
über diese Strecke war der frühere Mittelstreckenläufer Michael
Gottschalk (SCC) in 30:35 Minuten. “Mir ging es hier nur um den
Spaß. Ich wollte beim Jubiläum locker mitjoggen und zolle damit auch
dem Organisationsteam um Horst Milde meine Anerkennung für das, was in 40
Jahren aufgebaut wurde“, erklärte die deutsche
Marathon-Rekordhalterin.
Als das letzte Rennen gelaufen war, gab es noch eine besondere Ehrung. Horst
Milde wurde zu seinem 40. Jubiläum als Organisator gratuliert. Der
Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) hatte sich dabei etwas besonderes
ausgedacht. BLV-Präsident Christoph Kopp überreichte einen Gutschein
für die Theaterkasse. Das war irgendwie passend für den Mann, der den
Berlin-Marathon zu einem der spektakulärsten Straßenrennen weltweit
entwickelte. Denn als Organisator hatte er in den vergangenen Jahrzehnten auch
immer wieder Theater.