Wie bei einem großen Stadtmarathon sind die 500 Startplätze für
dieses kleinen Rennen im Siebengebirge bereits Wochen vor dem Start restlos
vergeben und das trotz der Herbstferien im Land und einer atemberaubenden
Streckenführung.
Der Drachenlauf ist bereits in der vierten Auflage zu einer echten
Kultveranstaltung geworden und mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
wären auch eindeutig zuviel für die schöne Strecke auf den meist
schmalen Waldwegen im Siebengebirge.
Echtes Erlebnis
Die Berge im Osten der ehemalige Hauptstadt der früheren Bundesrepublik
Deutschland zeigen sich an diesem Oktobersonntag von ihrer schönsten
Seite. Herbstlich bunte Wälder und echte Sommertemperaturen machen den
Drachenlauf für Zuschauer und Läufer zu einem echten
Erlebnis.
Sieben Berge
Das Rennen startet in Thomasberg, einem kleinen Ort im Osten der sieben Berge.
Nach einer kleinen Runde durch den Ort beginnt der Aufstieg zum Ölberg,
mit 460 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Gipfel des
Siebengebirges. Der Aufstieg ist fast drei Kilometer lang, die Steigung
beträgt bis zu 20 Prozent. Ein schmaler Waldwege, buntes Laub, Sonne
scheint.
Viele Läuferinnen und Läufer genehmigen sich bereits hier eine
Gehpause. Der Veranstalter behauptet auf seiner lesenswerten Homepage, der
Anstieg zum Ölberg sei das steilste Stück der Strecke. Mag er auch
recht haben, die „gefühlte Steigung“ ist an den nächsten
Bergen in jedem Fall größer.
Ölberg - und wieder bergab
Kurz vor dem Ölberggipfel, das letzte Stück Aufstieg hat uns der hier
einmal gnädige Veranstalter erspart, geht es dann vier Kilometer weit
genauso steil bergab.
Altersklassenläufer fürchten auf diesen Streckenabschnitt um ihren
Meniskus, ein flaches Stück wäre hier eine gute Abwechslung.
Beinahe auf Rheinniveau angekommen, etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel,
geht die Strecke dann für die nächsten fünf Kilometer bergauf
zur Löwenburg, dem zweithöchsten Berg mit 455 Höhenmetern. Der
letzte Teil des Anstiegs führt sehr steil und über einen schmalen,
mit Felsbrocken übersäten Weg zur Ruine der Löwenburg. Diesmal
ist der Berggipfel das Ziel, ein Wendepunkt befindet sich im alten Gemäuer
der Burg – eigentlich sollte man sich hier richtig Zeit nehmen und die
Aussicht über Eifel, Rheintal bis hin nach Köln ausführlich
geniessen - und dann geht die Strecke natürlich sofort wieder
bergab.
Mit Eseln auf den Drachenfels
Der Anstieg zum Drachenfels, dem vorletzten Berg des Rennens ist fast harmlos.
Vorbei an der Bahn, mit der Touristen in aller Regel auf den Berg gelangen und
neben Eseln, die Kinder auf den Berg tragen, erreichen die Läuferinnen und
Läufer den dritten Berggipfel. Die Ausflügler auf „Hollands
höchstem Berg,“ so wird der Drachenfalls von den Einheimischen wegen
der vielen Touristen aus den Niederlanden genannt, betrachten interessiert das
Feld der schwitzenden Sportler.
Kurz anhalten und einen Augenblick auf das Rheintal schauen, soviel Zeit sollte
schon sein, zumal die meisten Läuferinnen und Läufer für die
extrem hügelige 26 Kilometer lange Strecke soviel Zeit benötigen
werden, wie ein guter Marathonläufer für die 42,2 Kilometer im
Flachland.
"Mööt ich zefoß nach Kölle
jon"
Bergab geht es zunächst über eine Wiese, dann durchs Nachtigallental,
ein sehr schmales Tal mit steil aufragenden Wänden, vorbei am
Ostermanndenkmal: „Mööt ich zefoß nach Kölle
jon,“ und dann natürlich wieder hinauf. Diesmal zum Petersberg, dem
letzten Berg der heutigen Reise. Der Weg ist schmal und führt in engen
schattigen Serpentinen auf den Gipfel. Kilometer 22, endlich oben.
Auch Sekt
Die Verpflegungsstation hat neben Wasser, Tee und Cola auch Sekt im Angebot und
so geht es denn locker und bergab auf die Heimreise. Die letzten Kilometer
ziehen sich trotz der freundlichen Zuschauer und obwohl es fast nur bergab
geht. Oder ist die Strecke tatsächlich länger als 26,3 Kilometer ?
Mag der Veranstalter den ein oder anderen Kilometer vergessen haben, auch der
Autor hat einen Berg verschwiegen, Lohrberg, 432 Höhenmeter, irgendwo bei
Kilometer 10.
Die "gefühlte Streckenlänge"
Nach dem Rennen blieben die Sportlerinnen und Sportler noch gerne und lange bei
leckerem Nudeleintopf und frischen Äpfeln in der warmen Herbstsonne
sitzen. „Der Siebengebirgsmarathon am 12. Dezember,“ sagt dann ein
Läufer und erntet nur Kopfnicken und Zustimmung, „wird jedenfalls
einfacher und kürzer.“
Die „gefühlte Streckenlänge“ war heute Marathon,
mindestens.
Frank Bielefeld
Weitere Informationen unter:
www.Drachenlauf.de