Newsarchiv

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4. Königswinterer Drachenlauf am 24. Oktober 2004

Wie bei einem großen Stadtmarathon sind die 500 Startplätze für

dieses kleinen Rennen im Siebengebirge bereits Wochen vor dem Start restlos

vergeben und das trotz der Herbstferien im Land und einer atemberaubenden

Streckenführung.

Der Drachenlauf ist bereits in der vierten Auflage zu einer echten

Kultveranstaltung geworden und mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

wären auch eindeutig zuviel für die schöne Strecke auf den meist

schmalen Waldwegen im Siebengebirge.

Echtes Erlebnis

Die Berge im Osten der ehemalige Hauptstadt der früheren Bundesrepublik

Deutschland zeigen sich an diesem Oktobersonntag von ihrer schönsten

Seite. Herbstlich bunte Wälder und echte Sommertemperaturen machen den

Drachenlauf für Zuschauer und Läufer zu einem echten

Erlebnis.

Sieben Berge

Das Rennen startet in Thomasberg, einem kleinen Ort im Osten der sieben Berge.

Nach einer kleinen Runde durch den Ort beginnt der Aufstieg zum Ölberg,

mit 460 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Gipfel des

Siebengebirges. Der Aufstieg ist fast drei Kilometer lang, die Steigung

beträgt bis zu 20 Prozent. Ein schmaler Waldwege, buntes Laub, Sonne

scheint.

Viele Läuferinnen und Läufer genehmigen sich bereits hier eine

Gehpause. Der Veranstalter behauptet auf seiner lesenswerten Homepage, der

Anstieg zum Ölberg sei das steilste Stück der Strecke. Mag er auch

recht haben, die „gefühlte Steigung“ ist an den nächsten

Bergen in jedem Fall größer.

Ölberg - und wieder bergab

Kurz vor dem Ölberggipfel, das letzte Stück Aufstieg hat uns der hier

einmal gnädige Veranstalter erspart, geht es dann vier Kilometer weit

genauso steil bergab.

Altersklassenläufer fürchten auf diesen Streckenabschnitt um ihren

Meniskus, ein flaches Stück wäre hier eine gute Abwechslung.

Beinahe auf Rheinniveau angekommen, etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel,

geht die Strecke dann für die nächsten fünf Kilometer bergauf

zur Löwenburg, dem zweithöchsten Berg mit 455 Höhenmetern. Der

letzte Teil des Anstiegs führt sehr steil und über einen schmalen,

mit Felsbrocken übersäten Weg zur Ruine der Löwenburg. Diesmal

ist der Berggipfel das Ziel, ein Wendepunkt befindet sich im alten Gemäuer

der Burg – eigentlich sollte man sich hier richtig Zeit nehmen und die

Aussicht über Eifel, Rheintal bis hin nach Köln ausführlich

geniessen - und dann geht die Strecke natürlich sofort wieder

bergab.

Mit Eseln auf den Drachenfels

Der Anstieg zum Drachenfels, dem vorletzten Berg des Rennens ist fast harmlos.

Vorbei an der Bahn, mit der Touristen in aller Regel auf den Berg gelangen und

neben Eseln, die Kinder auf den Berg tragen, erreichen die Läuferinnen und

Läufer den dritten Berggipfel. Die Ausflügler auf „Hollands

höchstem Berg,“ so wird der Drachenfalls von den Einheimischen wegen

der vielen Touristen aus den Niederlanden genannt, betrachten interessiert das

Feld der schwitzenden Sportler.

Kurz anhalten und einen Augenblick auf das Rheintal schauen, soviel Zeit sollte

schon sein, zumal die meisten Läuferinnen und Läufer für die

extrem hügelige 26 Kilometer lange Strecke soviel Zeit benötigen

werden, wie ein guter Marathonläufer für die 42,2 Kilometer im

Flachland.

"Mööt ich zefoß nach Kölle

jon"

Bergab geht es zunächst über eine Wiese, dann durchs Nachtigallental,

ein sehr schmales Tal mit steil aufragenden Wänden, vorbei am

Ostermanndenkmal: „Mööt ich zefoß nach Kölle

jon,“ und dann natürlich wieder hinauf. Diesmal zum Petersberg, dem

letzten Berg der heutigen Reise. Der Weg ist schmal und führt in engen

schattigen Serpentinen auf den Gipfel. Kilometer 22, endlich oben.

Auch Sekt

Die Verpflegungsstation hat neben Wasser, Tee und Cola auch Sekt im Angebot und

so geht es denn locker und bergab auf die Heimreise. Die letzten Kilometer

ziehen sich trotz der freundlichen Zuschauer und obwohl es fast nur bergab

geht. Oder ist die Strecke tatsächlich länger als 26,3 Kilometer ?

Mag der Veranstalter den ein oder anderen Kilometer vergessen haben, auch der

Autor hat einen Berg verschwiegen, Lohrberg, 432 Höhenmeter, irgendwo bei

Kilometer 10.

Die "gefühlte Streckenlänge"

Nach dem Rennen blieben die Sportlerinnen und Sportler noch gerne und lange bei

leckerem Nudeleintopf und frischen Äpfeln in der warmen Herbstsonne

sitzen. „Der Siebengebirgsmarathon am 12. Dezember,“ sagt dann ein

Läufer und erntet nur Kopfnicken und Zustimmung, „wird jedenfalls

einfacher und kürzer.“

Die „gefühlte Streckenlänge“ war heute Marathon,

mindestens.

Frank Bielefeld

Weitere Informationen unter:

www.Drachenlauf.de