Genau 6948 Männer und Frauen liefen am letzten Aprilsonntag stundenlang
auf aufgeweichtem Teutoburger Waldboden durch den Dauerregen, das waren noch
einmal knapp 2000 mehr als im Vorjahr - eine geradezu rasante Entwicklung,
gemessen an der Premiere im Jahre 1972, als die "Erfinder" des
Hermannslaufes, Klaus Blome, Peter Gehrmann und Prof. Dr. Wolfgang
Schlüter vom Bielefelder Ski-Club erstmals rund 700 Läufer und wenige
Läuferinnen auf die Piste schickten, bevor dann Mitte der 1980er Jahre die
Veranstaltung vom TSVE 1890 Bielefeld federführend übernommen wurde.
Soviel steht fest: Der Hermannslauf ist dank der in den letzten Jahren stets
gestiege-nen Teilnehmerzahlen, aber auch wegen seiner reibungslosen und
geradezu "familiären" Organisation mit "Präses"
Günter Entgelmeier und seinem vielköpfigen Team in der Bundesliga der
Laufveranstalter angekommen ... allerdings sind irgendwann jedoch
"natürliche" Grenzen gesetzt, denn die fast ausschließlich
durch den Wald führenden Laufstrecke verkraftet nicht viel mehr
Läuferinnen und Läufer. So hatte man sich in diesem Jahr
beispielsweise erstmals dazu entschlossen, den Start zeitversetzt in drei
Gruppen vorzunehmen, um Engpässe wenigstens auf den ersten Kilometer zu
vermeiden, bereits im Vorjahr wurde die Chip-Zeitmessung eingeführt.
Als Auszeichnung erhielten die Finisher in diesem Jahr erstmals eine
Medaille, in den letzten Jahren gab es T-Shirts in wechselnden Farben, und
angefangen hatte alles einmal Porzellanuntersetzen mit Bielefeld-Motiven. Und
dann gab es noch einen bemerkenswerten Rekord hinter den Kulissen. Die
Veranstalter hatten diesmal soviele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer
angeheuert, daß einige frei von Aufgaben bleiben und wieder weg geschickt
werden konnten. Der Hermannslauf gilt gerade wegen seines anspruchsvollen und
abwechslungsreichen Streckenprofils - einschließlich der
City-Durchquerung in Oerlinghausen - unter Insidern auch als der
"Rennsteig des Westens" ... Zu seinen außergewöhnlichen
Ritualen zählt auch der morgendliche Bustransfer (Fahrtzeit ca. 45 Min.)
von der Bielefelder City zum Start - für viele deswegen eine geradezu
stimmungsvolle Fahrt, weil sie zur letzten mentalen Vorbereitung genutzt werden
kann, wenn erfahrende "Hermänner" mit wildfremden Aspiranten
spontan in einen "sagenhaften" Dialog über Strategien und
Strapazen beim Hermannslauf eintreten ...
Zur Chronik der 31. Auflage des Hermannslaufes, der wegen des großes
Zuschauerandrangs auf der Zielgeraden um genau 100m verkürzt werden
mußte, gehört auch, daß der letztjährige auch der
diesjährige Sieger ist: René Witt (LG Vogtland) gewann in neuer
Rekordzeit von 1:43:09 vor seinem 45-jährigen ehemaligen Trainer Heiko
Schinkitz (SG Adelsburg) und Lokal-Matador Marcus Biehl (SV Brackwede). Einen
solchen Doppelsieg gab es erst zweimal in der Geschichte des Hermannslaufes:
durch den Gütersloher Theo Pyl (1993 und 1994) sowie gleich zu Anfang, als
jener inzwischen über 70-jährige Rentner Helmut Bode (1972 und 1973)
aus Bielefeld siegte, der heute immer noch treu die Läuferinnen und
Läufer auf der Strecke kurz vor der berüchtigten Lämershagener
Treppe applaudierend begrüßt. Bei den Frauen gewann die auch als
Triathletin erfolgreiche Ricarda Botzon vom Deutschen Lauftherapiezentrum in
Bad Lippspringe (2:06:35) vor Sonja Schade (SV Brackwede) und Katjana
Quest-Altrogge (LG Lage). Ergebnisse und weitere Informationen unter
www.hermannslauf.de.
Dr. Detlef Kuhlmann