Beuel, Gronau, Plittersdorf, Rüngsdorf, Mehlem, Lannesdorf, Friesdorf,
Dottendorf, Poppelsdorf sind die Stationen des Marathons über die
Dörfer. Vor mehr als zehn Jahren hat sich Bonn schon einmal für
einige Jahre an der Ausrichtung eines Marathons versucht. Damals führte
die Strecke auf einem wenig ansprechenden Kurs zweimal durch die Stadt. Seit
der Neuauflage des Bonn Marathons im Jahr 2001 wird nun über die
Dörfer und durch Bad Godesberg gelaufen. Start und Ziel ist auf dem engen
Bonner Marktplatz, das sorgt für gute Stimmung und funktioniert auch, ganz
anders als in Köln, aber das wäre ein anderes Thema, ohne Chaos beim
Start.
Gleich nach dem Start geht es über den Rhein nach Beuel. Ein echter
Bonner betritt diese unbeliebte “Schääl Sick“ nicht
gerne, aber einmal im Jahr ist seine sprichwörtliche Toleranz
größer und er kann auch einmal für 6 Kilometer seine
linksrheinische Heimart verlassen. Die Strecke ist hier eng und kurvenreich.
Für Läuferinnen und Läufer besteht also kaum die Gefahr, das
Rennen zu schnell anzugehen. Skater und Rollifahrer müssen hier trotz der
frühen Startzeit schon hellwach sein und aufmerksam um enge Kurven
lenken.
Zurück auf der richtigen Rheinseite geht es dann mit wunderbarem Blick
aufs Siebengebirge den Rhein entlang, vorbei am früheren Sitz der
Bundesregierung, denn Bonn war, auch das soll hier nicht unerwähnt
bleiben, vor vielen, vielen Jahren einmal Sitz des Deutschen Bundestages, auf
die Runde über die Dörfer. Zugegeben, die Orte sind zusammengewachsen
und alles hat einen kleinstädtischen Charakter. Dafür stehen in jedem
Dorfzentrum vielen Menschen und erleichtern den Sportlerinnen und Sportler
ihren weiten Weg mit freundlichen Zurufen und reichlich Applaus.
Bis Kilometer 36 bleibt die Strecke flach, dann hat der Veranstalter dann
noch drei giftige kleine Steigungen eingebaut. Der Autor hat auch diese
Herausforderung bestanden, gestärkt durch einen, das sollte an dieser
Stelle vielleicht nicht erwähnt werden, kräftigen Schluck Sekt, den
ihm freundliche Zuschauer in Kessenich aufgedrängt haben. Am Ende waren
dann fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit sich und der Strecke
zufrieden, haben in einem schönen Innenhof der Universität übers
Rennen diskutiert und dabei allenfalls über den kalten Tee auf der Strecke
genörgelt.
250.000 ! Zuschauer haben für eine gute Stimmung beim Rennen gesorgt.
Das Wetter war zwar völlig untypisch für Bonn, nämlich
kühl, klar und sonnig, aber ausgesprochen angenehm für Zuschauer und
Sportler. Mit 3.330 Läuferinnen und Läufern zu Fuß und 1.237
auf Rollen, war die Teilnehmerzahl geringer als im letzten Jahr und blieb auch
um gut 1000 hinter der Zahl der Anmeldungen zurück. Da hat sich der eine
Läufer oder die andere Sportlerin wohl von schlechten Wettervorhersagen
beeindrucken lassen. Wenn sich auch der Veranstalter einen besseren Zuspruch
erhofft hat, so steht dem sicher die hohe Marathondichte in der Region
entgegen. Mit Köln, jetzt auch Düsseldorf, Duisburg, Monschau, Essen,
Siebengebirge und noch vielen anderen Läufen haben, Sportlerinnen und
Sportler hier eine große Auswahl an Marathonstrecken in ihrer
unmittelbaren Nachbarschaft.
Wenn es auch ein eher langsames Rennen mit regionalem Charakter ist, schnell
gelaufen wurde auch. Bei den Männern gewann Mikhail Minukhin (Rus) in
2:14:43 vor Andrey Toptun (Ukr) in 2:16:53, Samuel Okemwa (Ken) 2:17:07 und dem
Bonner Maximilian Bahn in 2:17:12. Schnellste Frau war Joanna Gront aus Polen
in 2:42:02 vor Ivana Matrincova (Rus) in 2:49:27 und Olena Rozhko (Ukr) in
2:51:05. Bei den Rollstuhlfahrern gewann Josef Michelberger in 1:26:03.
Frank Bielefeld