Am Vortag ist das Wetter im Rheinland unerträglich.
Hohe Temperaturen, kaum Sonne, kein Wind - empfindliche Gemüter nehmen
sich jetzt ihre Migräne oder Ferien an der See. Natürlich ist es in
der Nordeifel ein paar Grad kühler, klar ist die Luft in den
Mittelgebirgswäldern frischer als im Rheintal, aber reicht das als
Motivationshilfe, um am nächsten Tag um acht Uhr früh in Konzen an
den Start zu gehen und auf den folgenden 42,195 Kilometern 767 Höhenmeter
zu fuß zu bewältigen ?
Marathon statt Freibad
1.090 Läuferinnen und Läufer stehen dann am Sonntag pünktlich um
acht Uhr hinter der Startlinie und werden durch einen überraschenden
Startschuss aus ihren Gesprächen und Gedanken gerissen. Dann eben Marathon
statt Freibad, Elektrolyte satt Frühstückskaffee, Bananen statt
Eiscreme. Warum läuft der Mensch? Und warum läuft er
Rennen?
Treibhausklima
Völlig Eifel untypisch ist das Wetter zum Start, Treibhausklima, von wegen
„kühler und klarer,“ Nebel in den Tälern. Und nach dem
Start führt die Strecke zunächst bergab in den warmen Dunst und in
Monschaus schöne Altstadt. Ein schattiges Tal dann, Wiesen, die Sonne
vertreibt den Nebel langsam. Bei Kilometer 12 gibt es den ersten kräftigen
Anstieg. Bis Kilometer 17 geht es bergauf und bergab über schattige
Waldwege. Dann hat es sich auch mit dem Schatten für diesen Sonntag, die
Sonne scheint, die Temperaturen sind hoch, die Strecke führt über
Eifelhöhen und durch die pralle Sonne. Bei Halbmarathon sind weniger
Zuschauer als sonst an der Strecke, schade.
Das landschaftlich überaus reizvolle Perlebachtal steht dann auf dem
Streckenplan, hier geht es für einige Kilometer bergab, die letzte
Verschnaufpause vor dem Anstieg nach Kalterherberg.
Kombination Tunnel und Aufzug
Kalterherberg zieht sich, vor nahezu jedem Haus stehen freundliche Menschen mit
nassen Schwämmen und Getränken in Plastikbechern. Die sonnige
Straße will kein Ende nehmen, Kalterherberg ist heute mindestens zwei
Kilometer zu lang. Dann endlich kurz bergab, auf dem Rosenweg hat ein Anwohner
wie immer eine Dusche installiert. Ein letztes Tal und dann, wer es kennt
wünscht sich hier die Kombination Tunnel und Aufzug, Leyloch, Kilometer
35, der letzte lange böse Anstieg. Der Rest ist wieder Vergnügen,
Wiesen, Hecken, Eifellandschaft, noch ein steiles Tal bei Kilometer 41, der
Kirchturm von Konzen, das Ziel, geschafft.
Die Sieger
Schnell unterwegs war als Sieger Olivier Pierron aus Lüttich in 2:40:23
Stunden vor Guido Hermes aus Roetgen in 2:42:30 Stunden und Helmut Peters aus
Rohren in 2:48:12. Ines Jacquemart aus Antwerpen war mit 3:19:27 die schnellste
Dame auf der Strecke vor Ulrike Ewald aus Brohltal in 3:20:57 und Claudia
Schwan aus Eicherscheid in 3:26:04 Stunden.
Wie die Bundesgesundheitsministerin
Dass der Autor an diesem Sonntag das anschließende Bad im Ruhrsee,
Strandbad Einruhr, mehr genossen hat, als den Marathon über die Berge,
sollte sie nicht davon abhalten, den schönen Landschaftsmarathon in
ruhiger Atmosphäre einmal selber zu laufen. Abschrecken sollte sie auch
nicht der Dialekt der Einheimischen. Sie hören richtig, hier spricht man
wie die Bundesgesundheitsministerin. Lassen sie den Zehner trotzdem stecken,
die große Pommes mit Currywurst gibt es im Ziel für faire drei
Euro.
Frank Bielefeld
Kurz hier?
Die Auflösung der Titelunterzeile steht noch aus.
Kürzer als andere Marathonstrecken ist Monschau wohl nicht. Nur das
Gefühl der Läuferinnen und Läufer, die acht Tage zuvor den K 78
in Davos gelaufen sind, sagt:
Kurz hier!
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