Triumphaler hätte die Rückkehr kaum ausfallen können. Zum ersten
Mal seit dem Jahr 2000 war das Ziel der 25 km von Berlin gestern wieder im
Olympiastadion. Wegen der Umbauarbeiten der Arena hatte der Traditionslauf in
den letzten Jahren auf sein Highlight verzichten müssen. Das Ziel befand
sich in dieser Zeit in der Passenheimer Straße, wo gestern auch die
Inline-Skater ihr Rennen beendeten. Die Läufer jedoch durften zurück
in das Stadion. Und sie kamen so schnell wie nie zuvor: Der Kenianer Paul
Kosgei gewann den Traditionslauf in der neuen Weltrekordzeit von 1:12:45
Stunden vor zehn Landsleuten. Neben dem 26-jährigen Sieger blieben auch
die nächsten vier Läufer noch unter dem alten Weltrekord, den der
Kenianer Rodgers Rop vor drei Jahren ebenfalls bei den 25 km von Berlin
aufgestellt hatte (1:13:44 Stunden).
Auch die schnellste Frau kam einmal mehr aus Kenia: Christine Chepkonga lief
1:25:34 Stunden und gewann damit vor Restituta Joseph (Tansania/1:27:09) und
Irene Jerotich (Kenia/1:29:23). „Es war mein erster Lauf über die
25-km-Strecke. Und zugleich ist es auch der größte Erfolg meiner
Karriere“, erklärte die 25-jährige Christine Chepkonga im Ziel.
Als beste deutsche Läuferin kam Carmen Siewert (LG Vorpommern) in 1:34:51
Stunden auf Platz sieben, schnellste Berlinerin war Anette Wolfrom (OSC) in
1:39:04 auf Rang neun. Bei den Männern war der beste Deutsche auch der
schnellste Berliner: Lennart Sponar (BSV 92) lief 1:21:30 Stunden und war damit
auf Platz 13 sogar der beste Läufer hinter den Afrikanern. Insgesamt
beteiligten sich bei dem Run Berlin, zu dem auch Kinderläufe sowie ein
neues 10-km-Rennen ohne Wettkampfcharakter zählte, gut 8.000 Athleten.
Genau 6.017 von ihnen starteten bei der 24. Auflage der 25 km von Berlin.
Darunter waren auch die Inline-Skater, die zuerst über die Strecke gingen.
Markus Pape (Zepto Skate Team) und Tina Strüver (SV Turbine Halle) waren
hier in 48:02 beziehungsweise 55:05 Minuten die schnellsten.
Doch es war das Männerrennen, das im Blickpunkt stand. Noch im letzten
Jahr hatte die Spitzengruppe ausgerechnet auf dem abfallenden und daher
besonders schnellen ersten Abschnitt des Rennens das Tempo verbummelt und damit
eine Chance auf eine schnelle Endzeit vergeben. In 1:15:07 Stunden hatte Jason
Mbote schließlich im Schlussspurt gewonnen. Dieses Mal war der Kenianer
wieder dabei, doch es entwickelte sich ein ganz anderes Rennen mit hohem Tempo
von Beginn an. Nach sehr schnellen 29:13 Minuten passierte die Spitzengruppe
Kilometer 10 Unter den Linden. Zum Vergleich: der beste deutsche
Langstreckenläufer, Carsten Eich (LG Braunschweig), gewann im vergangenen
Jahr die 10-km-City-Nacht auf dem Kurfürstendamm in 29:20 Minuten. In der
Folge des Rennens formierte sich an der Spitze eine fünfköpfige
Führungsgruppe. Kurz vor Kilometer 20, als es in der Neuen
Kantstraße bergauf ging, forcierte Paul Kosgei das Tempo und löste
sich von seinen Konkurrenten.
Kosgei war als Erster im Ziel, obwohl er als letzter der Topläufer
gemeldet hatte. Der Halbmarathon-Weltmeister von 2002 hatte sich erst im Laufe
der letzten Woche zu einem Start entschlossen. „Ich war sehr gut im
Training, deswegen wollte ich es versuchen“, erklärte Kosgei,
für den der 25-km-Lauf ebenfalls ein Debüt über diese Strecke
war. „Im Herbst möchte ich nun meinen ersten Marathon laufen –
dieser Sieg heute hat mir Mut gemacht für die klassische Distanz. Bisher
war ich etwas skeptisch bezüglich des Marathons, aber heute habe ich
gemerkt, dass ich am Ende noch Kraft hatte. Ich hoffe, eines Tages auch einmal
im Marathon einen Weltrekord laufen zu können.“ Ein Preisgeld von
4000 Euro verdiente sich der 26-Jährige, der zur Trainingsgruppe des
italienischen Coaches Renato Canova gehört. „Da seit diesem Jahr
auch bei Straßenläufen Weltrekorde offiziell vom internationalen
Leichtathletik-Verband anerkannt werden, hat es Paul gereizt, als Rekordhalter
geführt zu werden. Es war vorher klar, dass er eine sehr gute Chance haben
würde, denn verglichen zu den anderen Rekorden war die 25-km-Zeit am
einfachsten zu brechen“, erklärte der Italiener Canova, der unter
anderen auch den Hindernis-Weltmeister Said Saeed Shaheen (Katar) trainiert.
Shaheen sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, weil der Kenianer die
Staatsbürgerschaft Katars annahm und auch seinen Namen wechselte.
„Wir sind sehr zufrieden mit unserer Veranstaltung. An der Spitze hat
es echtes Teamwork gegeben, denn mehrere Läufer wollten den Weltrekord
brechen. Dieser Rekord hat jetzt ein vergleichbares Niveau wie die Bestzeit im
Halbmarathon“, erklärte Christoph Kopp, der Elite-Race-Director.
Resultate, Männer: 1. Paul Kosgei KEN 1:12:45 2. Luke Kibet KEN 1:12:52
3. Benson Cherono KEN 1:13:01 4. Titus Munji KEN 1:13:32 5. Joseph Riri KEN
1:13:35 6. Jason Mbote KEN 1:14:44 7. Fred Mogaka KEN 1:15:55 8. Jacob Losian
KEN 1:16:17 9. Yator Miningwo KEN 1:16:22 10. Sammy Kigen KEN 1:16:28 11.
Richard Mutai KEN 1:16:54
Frauen: 1. Christine Chepkonga KEN 1:25:34 2. Restituta Joseph TAN 1:27:09
3. Irene Jerotich KEN 1:29:23 4. Natalia Belova RUS 1:32:31 5. Ludmilla
Afoniouchkina RUS 1:33:32 6. Georgia Ampatzidou GRE 1:34:30 7. Carmen Siewert
GER 1:34:51