Newsarchiv

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24 Stunden - Lauf DM in Hamburg-Neugraben 22./23. Mai 2004

Nach intensiver Vorbereitung auf die 100 km deutsche Straßenmeisterschaft

in Kienbaum am 27. März 2004 wollten 4 SCCer den guten Trainingsstand

nutzen, um 8 Wochen später in Hamburg die 24 Stunden Meisterschaft in

Hamburg zu bestreiten.

Mit dem in Kienbaum hervorragend bewährten Betreuer/Coaching - Team

Franz Feddema und Hans-Jürgen Seydler ging es also gut vorbereitet nach

Hamburg.

Eine erste Streckenbegehung zeigte uns eine schwierige (da holperige und

eckige) Strecke. Nun gut, es ist heute in Deutschland eine undankbare Aufgabe

eine solche Veranstaltung auszurichten. Zusätzlich erschwerte das Laufen

die teilweise ungenügende Ausleuchtung der Strecke nachts. Grabkerzen

erlöschen nun mal bei starken Wolkenbrüchen gern. Genug geklagt, die

Bedingungen waren für alle gleich und sonst war die Veranstaltung gut

vorbereitet und wurde bis auf kleinere Schwächen professionell

durchgezogen.

Hier ein Dankeschön für die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die

eine solche Großveranstaltung nicht funktionieren würde.

Es waren 115 Einzelläufer und 57 Mannschaften am Start!

Beim Start um 13:00 Uhr am Samstag waren die Temperaturen angenehm.

Allerdings schlug das Wetter fortwährend Kapriolen. Kaum warmgelaufen zog

sich der Himmel zu, die Temperaturen fielen und ein starker Wind tat sein

übriges, schnell auf lange Laufklamotten umzusteigen. Erste Regenschauer

kamen dazu.

Sehr schnell bekamen wir von unseren Betreuern eine erste Laufreihenfolge in

meiner AK (M55) mitgeteilt. (1. Claus Wilutzky Vereinskamerad, 2. Hans-Peter

Heise LG Nord Berlin, dann ich selbst). Ebenso wurde bei den beiden anderen vom

SCC verfahren (Simone Weiske, W35 und Ryan Shakal M40). Natürlich waren

diese Daten nach 4 bzw. 6 und 8 Stunden ohne große Aussagekraft, aber

interessant für jeden war es dennoch.

Meine Taktik war, die ersten 100 Kilometer in ca. 11 Stunden zu bestreiten.

Kein Gehen, außer kurz bei der Verpflegung und umziehen nur, wenn es

notwendig sein sollte. Dies war dann aufgrund der häufig wechselnden

Wetterlage doch öfter notwendig.

Durchweichte Socken mussten ausgezogen, die Füße neu mit

Hirschtalg eingeschmiert werden. Durchregnete und durch den kalten Wind

untragbare Sachen mussten durch trockene Kleidung ersetzt werden. Im Gegensatz

zu manchen anderen Teilnehmern hatte ich mehr als genug Wechselkleidung dabei.

Die Strecke im Stadion wurde durch die starken Regenfälle schmierig (lief

sich wie auf Schmierseife ;-). Graupel und leichter Hagelschauer fehlten auch

nicht. Dies alles bei ca. 3 Grad am frühen Morgen. Hatten wir

tatsächlich Ende Mai? Trotz allem war die Stimmung im Läuferfeld

locker. Es war interessant die Spitze zu beobachten (Frauen und Männer

– schön wenn man die meisten kennt). Interessant und wichtig war

aber auch das führende Trio bei der M55, gehörte ich doch noch dazu.

Wohl wissend, dass die Entscheidung sicher erst am nächsten Morgen

stattfindet. Der Abend nahte, Teatime an der Verpflegungsstelle mit Kuchen

(hmm, lecker; hab noch einige Runden zugegriffen ( ). Trotz des verhangenen

Himmels blieb es bis nach 22:00 Uhr "hell".

Gegen Mitternacht öffnete der Himmel alle Flutventile und versuchte die

Läufer zu ersäufen. Da ich aber im Soll lag, sprich die ersten 100

Kilometer erreicht hatte, flüchtete ich nicht wie viele andere ins

Verpflegungszelt. Die nachfolgenden Kilometer wurden langsam eintöniger,

da zwischen 2:00 Uhr und 4:00 Uhr nachts doch wesentlich weniger Läufer

auf der Strecke waren als zuvor. Außerdem bin ich nach 100 Kilometern eh

langsam müde, wissend, dass es noch unendlich weiter geht.

Erstaunlicherweise macht der Körper das auch noch ohne großes Murren

mit. Das Wetter besserte sich auch: nach Graupel- und Hagelschauern klarte es

ab ca. 3:00 Uhr auf und es waren Sterne und eine schmale Mondsichel zu

sehen.

4:00 Uhr: endlich wird es am Horizont leicht hell. Wir laufen in einen

sonnigen Vormittag. Der Morgen graut, mir graut etwas vor den immer noch 9 zu

laufenden Stunden. Woher nimmt der Körper die Reserven. Wird wohl doch das

gute Training sein.

Unsere Betreuer haben kein Auge zu getan, immer wieder verlangen sie

unerbittlich: lauf. So sehr ich sie in diesen Momenten verfluche; am Ende bin

ich dankbar, fehlten mir doch sonst notwendige Kilometer um meinen 3. Platz zu

halten. Danke Franz und Hans-Jürgen. Ohne euch wäre ich nie und

nimmer 3. in der AK 55 geworden. Ab 6:00 Uhr früh kann ich keine feste

Nahrung mehr zu mir nehmen. Aber meine Pfefferminztee/Cola Mischung (erweckt

immer wieder Erstaunen bei der Verpflegungscrew) rettet mich über die

Zeit.

Bis auf kleinere Schwächephasen habe ich den Lauf bisher gut

überstanden. Da ich aber um die Problematik weiß, überrascht es

mich nicht sehr, gegen 8:00 Uhr Wadenkrämpfe rechts zu spüren. Da ich

im Vorfeld genug Magnesium zugeführt hatte, tippe ich auf Kochsalzmangel.

Also im Verpflegungszelt selbiges zu mir genommen, eine halbe Stunde immer

wieder etwas gegangen und schon lief es wieder ( Natürlich schrumpfte in

dieser Zeit der Vorsprung auf meinen Verfolger etwas. Umso schlimmer, dass sich

2,5 Stunden vor Ende der Veranstaltung die Malaise wiederholte, dieses mal

Kochsalz aber nicht half. Scheinbar war die Muskulatur nun doch

überreizt.

Auch Claus hatte inzwischen Probleme, sie aber über eine gute Massage

im Zelt gelöst. Hans-Jürgen riet mir nach ca. 1 Stunde engagiertem

Gehen (falls man das einbeinige Hasengehoppel so nennen möchte) zur

Massage. Meine Hochrechnung sagte mir auch, der dritte Platz ist mit dem

Gehoppel nicht zu halten. Also ab ins Zelt und eine sehr schmerzhafte aber

hilfreiche Massage bei sehr engagierten Masseuren absolviert.

Anschließend gelang es mir - in einem meditativ aufgebauten Tunnel

laufend – die restlichen 1,5 Stunden zu absolvieren. Ich lief, laut

Aussage unseres Coachs, ohne irgendwelche äußeren Bedingungen

wahrzunehmen bis zur letzten Runde immer schneller durch. Dieser mentalen

Stärke verdanke ich eine neue Bestleistung von 184 Kilometern.

Die Siegerehrung wurde dann sehr ansprechend vom Ausrichter gestaltet. Alle

4 SCCer waren mit ihren Plätzen sehr zufrieden:

Simone Weiske 3. Platz W 35

Claus Wilutzky 1. Platz M 55

Ryan Shakal 3. Platz M 40

Jürgen Köllner 3. Platz M 55

Anschließend fuhren wir in unser Hotel und holten den versäumten

Schlaf nach. Nachdem nun der Lauf mit meinen Sportkameraden besprochen ist und

die meisten Eindrücke mental geordnet sind, hoffe ich, die neuen

Erkenntnisse beim nächsten Ultralauf positiv umsetzen zu können.

Jürgen Köllner im Mai 2004

Frauen:

1. Ilona Schlegel Melpomene Bonn

2. Dr. Anke Drescher SSC Hanau-Rodenbach

3. Marion Braun SV Germania Eicherscheid

4. Marianne Dahl TSG Großburgwedel

Weltrekord in W 60 195,975 km

Männer:

1. Jens Lukas LG Nord Berlin

2. Sigurd Dutz Ultra Sport Club Marburg

3. Ralf Steißinger TSV Kusterdingen

4. Claus Wilutzky SCC Berlin

Mannschaftswertung:

1. Platz

LG Nord Berlin

Lukas, Jens; Heise, Hans-Peter; Brandt, Michael

2. Platz

SCC Berlin

Wilutzky, Claus; Köllner, Jürgen; Ryan, Shakal

3. Platz

Ultra Sport Club Marburg

Dutz, Sigurd; Bajohr, Harald; Dautert, Alexander

Ergebnisse unter: http://www.mika.de/f.04_ergebnisse.htm