Zum Sommeranfang wird in Brühl nun bereits in der 16. Ausgabe zwölf
Stunden lang gelaufen. Drei Wettbewerbe stehen an diesem langen Sonntag auf dem
Programm. Die zwölf Stunden können sich Staffeln mit maximal
fünf Läuferinnen und Läufern nach Belieben aufteilen.
Sportlerinnen und Sportler, die an diesem Sonntag nichts anderes vorhaben,
dürfen die zwölf Stunden alleine laufen. Für Menschen mit
anderen Terminen, hat der Veranstalter einen 25 Kilometer Lauf ins Programm
integriert.
Bereits morgens um sechs pilgern sportlich gekleidete Menschen mit
Liegestühlen, Wasserkisten und Sonnenschirmen ins kleine - mächtig in
die Jahre gekommene - Brühler Schlossparkstadion und schlagen ihr
“Mannschaftslager“ für den Rest des Tages am Rand der
Tribüne auf. Die Stimmung ist locker und sehr entspannt, die Staffeln
kommen größtenteils aus der Region, die Langläufer kennen sich.
86 Staffeln, neun Frauenstaffeln und 32 Mix-Teams treten gegen 45 reine
Herren-Mannschaften an, 59 Einzelstarterinnen und Einzelstarter machen das Feld
komplett.
Um sieben fällt der Startschuss. Die Strecke ist ein 2.500 Meter langer
Rundkurs. Es geht vom Stadion durch den Schlosspark, vorbei am Schloss
Augustusburg - die Stadt Brühl liegt zwischen Köln und Bonn und ist
vor allem wegen ihres barocken Schloss Augustusburg bekannt, das bis 1994
Repräsentationssitz des Bundespräsidenten war - durch die kurze
Brühler Fußgängerzone und wieder zurück ins Stadion. Hier
ist die Wechselzone für die Staffeln und die Verpflegungsstation für
die Einzelläufer. Der Wetterbericht hat schwüles Wetter mit 30 Grad
im Schatten für heute angekündigt. Die Temperatur ist früh
erreicht und Schatten gibt es so viel nicht auf der Strecke.
So nimmt das Rennen seinen Lauf, die ersten Runden ziehen vorbei, die
kurvige und schattige Streckenstück im Park, die Fußgängerzone,
noch ausgestorben, bald lässt sich die Tageszeit an den draußen
servierten Speisen ablesen, Frühstück, Mittag, Kaffee & Kuchen
... dann wieder das heiße staubige Stadion, die Verpflegungsstation mit
den unermüdlichen freundlichen Helferinnen und Helfern. Das 25 Kilometer
Rennen als eine kurze und vorübergehende Episode, die ersten schweren
Runden um die Mittagszeit, die gute Stimmung im heißen staubigen Stadion,
hin und wieder ziehen Staffelläufer im Tempo von Mittelstrecklern
vorüber, ein frisches Hemd als Motivationshilfe, mal Schuhe wechseln kann
auch nicht schaden. Gespräche mit den Mitläuferinnen und
Mitläufern über die letzten Rennen, neu entdeckte
Landschaftsläufe, die weitere Saisonplanung, und warum man beim
Kölnmarathon immer eine Stunde im Regen steht, bevor es endlich losgeht.
Und dann kommt schon wieder das Ziel und der Gedanke, dass es der Welt nicht
weiter schaden wird, wenn ich jetzt hier und auf der Stelle und dann eben um
fünf statt um sieben das Rennen beende. Keine Chance, ein freundliches
Lächeln, zwei Aufmunterungen, das Angebot eine Runde mit zu gehen statt zu
laufen und schon zeigt die Uhr 18.53, letzter Zieldurchlauf, noch eine flotte
letzte halbe Runde und um Punkt 19.00 Uhr wird das Rennen mit einem
Böllerschuss beendet, noch bevor der Kampfrichter unsere letzten Meter
vermessen hat erreicht uns der Helfer mit Kölsch – so heißt
das Bier hier – und Mineralwasser und ich wundere mich, wie schnell der
Tag vergangen ist.
Die schnellste Damen-Staffel kam vom TuS Deuz und hat 160,1 Kilometer
zurück gelegt, die Männer vom Brühler TV haben mit 196,2
Kilometern den Herren Wettbewerb gewonnen, das beste Mixed-Team war THC
Runaways Brühl mit 180,6 Kilometern.
Bei den Einzelläuferinnen schaffte Anke Drescher 125,7 Kilometer, die
zweitplazierte Marion Braun 116,2. Bei den Männern gewann Michael Brenner
mit 130,9 Kilometern vor Ralf Weis, der 125 Kilometer zurück legte. Schade
ist, dass der Veranstalter keine Altersklassenwertung bei den
Einzelläufern vornimmt. Die sehr engagierten Damen und Herren der
höheren Altersklassen hätten eine besondere Würdigung ihrer
großartigen Leistungen verdient gehabt. Das Schloss hat am Wochenende
leider nur von 10 bis 18.00 Uhr geöffnet. Wer Balthasar Neumanns
berühmtes Treppenhaus trotzdem besichtigen will, sollte einfach einen Tag
länger bleiben, 12-Stunden Sport - allein oder in einer Staffel -
müssen es in Brühl schon sein.
Frank Bielefeld