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Der Swiss Alpine Marathon und der BERLIN-MARATHON pflegen schon seit dem
Beginn ihrer Veranstaltungen an eine Kooperation. Andrea Tuffli, der pfiffige
Race Director aus Chur, suchte sich sinnigerweise den BERLIN-MARATHON als
Multiplikator und Plattform heraus, um die deutschen Läufer für die
Berge zu interessieren. Schon im ersten Veranstaltungsjahr vor 18 Jahren
machten die deutschen, und insbesondere die Berliner Läufer, einen
großen und wichtigen Anteil an der Hochgebirgsveranstaltung aus. Die
Flachlandtiroler aus Berlin verbinden oftmals das Angenehme mit dem
Nützlichen und machen in der wunderschönen Region vorher Urlaub,
trainieren dort - und mutieren zu Berg- und Talläufern.
Die Familie Tuffli (Andrea, Ursula und deren drei Kinder) sind seit
Beginn das Herz der Veranstaltung. Mit ihrem technisch perfekt eingespieltem
Team zaubern sie in jedem Jahr eine neue Laufvariante über die Berge aus
dem Hut - und es werden immer mehr Teilnehmer. Die Berliner, die auch in diesem
Jahr wieder zahlreich in Davos am Start sein werden, hoffen auf ein
großes, in einer herrlichen Landschaft eingebettetes - aber auch
anstrengendes - Naturlauferlebnis.
Horst Milde
Traditionsgemäss am letzten Samstag des Monat Juli geht in Davos unter
dem Patronat des Hauptsponsors Coop der Swiss Alpine Marathon über die
Bühne. Ein sportlicher Event im Hochgebirge erster Güte mit einer
Auswahl von verschiedenen Erlebnisläufen. Neu in diesem Jahr: Ein Marathon
(C42) über 42,2 km zwischen Davos und Bergün.
Faszination pur: Das ist der Swiss Alpine Marathon Davos, ein Lauf über
78,5 km in einer herrlichen Bergwelt, rundum ein Erlebnis erster Güte.
Haupthindernisse (oder eben auch hochalpine Schönheiten) sind die Passage
bei der Keschhütte (2632 m. ü. M.) mit Blick auf den Charakterberg
Piz Kesch und die Traversierung des Scalettapasses (2606 m. ü. M.). Das
sind Fixpunkte innerhalb des schwierigsten Streckenteils auf dem rund 18 km
langen Abschnitt zwischen Chants und Dürrboden. Innerhalb den beiden
Übergängen wunderschön eingebettet im Panoramatrail.
Keschhütte als Erlebnispunkt
Wer den Puls der Läuferinnen und Läufer miterleben will, der muss
als Zuschauer auf dem Kulminationspunkt bei der neuen Keschhütte dabei
gewesen sein. Inmitten dieser prächtigen Bergwelt mit dem 3418 Meter hohen
Piz Kesch - dem eigentlichen Patriarch der Berge in Mittelbünden - kann
dieses hochalpine Läuferfest hautnah miterlebt werden.
Wiederum sind verschiedene Laufteilnehmer gleichzeitig unterwegs. So
führt der jährlich beliebter werdende Gebirgsmarathon K42 (42,2 km)
mit Start in Bergün (Start neu um 10.45 Uhr) zwischen Keschhütte und
Scalettapass erneut (und zwingend!) über die Alp Funtauna. Anders die
Regelung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des grossen Laufes, dem
K78. Hier lässt es der Organisator den Teilnehmern frei, entweder den
kürzeren (aber schwierigeren) Panoramatrail zu benützen, oder
über die Alp Funtauna zu laufen. OK-Präsident Andrea Tuffli: Die
zweite Möglichkeit wird kaum benutzt. Als Alternative wollten wir jedoch
beide Strecken offen lassen, zudem wäre die Funtauna-Passage auch unsere
Schlechtwettervariante. Es ist sogar denkbar, dass wir noch während der
Veranstaltung über die Alp Funtauna umleiten könnten, falls wir von
schlechtem Wetter überrascht würden.
Unverändert geblieben ist die maximale Laufzeit von 12 Stunden für
den K78: Mit Start in Davos um 8.00 Uhr - Kontrollschluss ist demzufolge um
20.00 Uhr.
Russe Grigory Murzin als Topfavorit....
Favoriten haben es in Davos immer schwer, davon können diverse
Teilnehmer ein Geschichtlein erzählen. Oft erleben ehemalige Sieger in der
Davoser Bergwelt einen bösen Absturz . Was mehr zählt ist die
Erfahrung, doch auch das hilft nicht immer weiter, zu gross sind die Risiken in
einem solchen hochalpinen Lauf.
Als Topfavorit geht dieses Jahr im K78 der Vorjahressieger und Rekordhalter
(5:42:34) Grigory Murzin ins Rennen. Der Russe gewann in Davos schon im Jahr
2000 und belegte im 2001 den Ehrenplatz. Ein brillantes Davos-Palmares also,
das der 33- Jährige vorzuzeigen hat. Ebenfalls wieder dabei ist der
letztjährige Zweite Thomas Miksch. Der Doktor aus dem Allgäu
rangierte in den letzten Jahren stets in den Spitzenplätzen. Erneut
schnuppern marokkanische Wüstenläufer Bündner Bergwelt. Vom
Ahansal-Clan ist diesmal der jüngere Mohamad dabei, der letztes Jahr (wie
zuvor schon im Jahr 2000 bei seinem ersten Trip im Landwassertal) den K42
gewonnen hat. Er wagt sich nun also wieder an die Herausforderung K78, von
welcher er aus dem Jahr 2001 einen dritten Platz vorweisen kann.
... und ein schneller Pfarrherr
Vom schnellen Doktor mit der grossen Ausdauer, Thomas Miksch, haben wir
schon gesprochen. Dann ist aber noch der Kirchenmann Markus Kellenberger
(Triesen) in Lauerstellung. Der 35-Jährige Pfarrer aus Liechtenstein hat
letztes Jahr den brillanten vierten Platz erreicht. Spitzenplatzierungen
jüngster Zeit zeigen, dass er auch dieses Jahr wieder in Form ist. Und
schliesslich hat man im Ländle um den rennenden katholischen Geistlichen,
der als treuer Gefolgsmann von Erzbischof Wolfgang Haas gilt, auch noch ein
anderes Ziel: Das Nationale Olympische Komitee Liechtensteins will ihn als
Marathonläufer an die nächsten Kleinstaaten-Spiele schicken. Zur
Limite von 2:30 sagte der Pfarrer: Das sollte zu schaffen sein . Weiter zum
Favoritenkreis zählt der Schweizer Duathlet Daniel Keller, der letztes
Jahr in Frankreich den Weltcup gewonnen hat.
Schlägt Karin Stump auch in Davos zu?
Nachdem die Dominanz der zehnfachen Siegerin Birgit Lennartz letztes Jahr
beendet wurde, ist das Frauenrennen offen. Wiederum dabei ist die
letztjährige Überrschungssiegerin Karin Herry; die Französin
dürfte erneut zu beachten sein. Weiter in Lauerstellung sind die Deutsche
Elke Hiebl, welche nun dreimal hintereinander den Ehrenplatz belegte hat.
Wieder am Start die erst 26-Jährige Winterthurerin Sonja Knöpfli, die
letztes Jahr überraschend aufs Podest stieg (3. Rang). Sehr gespannt ist
man auf das 27-Jährige Lauf-Phänomen Karin Stump (Busslingen/AG). Sie
hat erst als 22-jährige mit Jogging begonnen und nahm ein Jahr später
an den ersten Wettkämpfen teil. Der grosse Durchbruch gelang ihr vor zwei
Jahren in Biel, als die kaufmännische Angestellte beim Hunderter mit 31
Minuten Vorsprung zu einem vielbeachteten Start-Ziel-Sieg kam. Eigentlich
wollte sie schon letztes Jahr in Davos an den Start gehen, musste dann aber
wegen einer Verletzung passen
Offene Ausgangslage beim K42
Dieser klassische Berg-Marathon K42, der in Bergün gestartet wird und
über Keschhütte, Alp Funtauna, Scalettapass und Dürrboden nach
Davos führt, erfreut sich seit einigen Jahren ganz grosser Beliebtheit.
Der erste Teil auf leicht ansteigendem Gelände bis Chants (10 km) kann als
Einlaufstrecke bezeichnet werden. Hohe Anforderungen stellt dann der hochalpine
Bereich zwischen Chants, Keschhütte, Alp Funtauna, Scalettapass bis
hinunter nach Dürrboden (ca. 18 km). Das 14 km messende Schlussstück
ist leicht abfallend, crossartig und abwechslungsreich. Klar, dass sich hier
nur komplette Läuferinnen und Läufer durchsetzen können. Nachdem
die letztjährigen Podestläufer diesmal nicht dabei sind, oder im Fall
von Sieger Mohamad Ahansal sich der K78-Herausforderung stellen, ist der Weg
für einen neuen Sieger frei. Favorit ist der Berner Ueli Horisberger
(Schwarzenbach), der in den Jahren 2000 und 2001 je den zweiten Rang belegt
hat. Bei den Frauen sind die Einheimischen Eroica Spiess (Davos) sowie die
Bündnerin Carolina Reiber (Zürich) zu favorisieren; beide standen
letztes Jahr auf dem Podest (2. und 3. Platz).
Neuer Marathon für Einsteiger und Geniesser
Kein Jahr vergeht, ohne dass OK-Präsident Andrea Tuffli die
Läufergilde mit neuen Ideen überrascht. Und dieses Jahr ist die
Neuheit besonders markant: Ein Marathon (42,2 km) zwischen Davos und
Bergün. Bei der neuen Prüfung handelt es sich um den ersten Marathon
in Europa auf dieser Meereshöhe. Zwischen Davos und Bergün laufen die
Teilnehmer auf voralpinem Gelände von durchschnittlich 1500
Höhenmetern durch einen reizvollen Landschafts- und Naturpark, durch die
wildromantische Zügenschlucht und über das tollkühne
Wiesner-Viadukt. Die Höhendifferenz dieser einzigartigen Laufstrecke
beträgt +830m/-990m. Vor Bergün führt dieser Lauf ab Bellaluna
bis zum Crap (Bergünerstein), wo über einen alten und für diesen
Lauf wieder neu hergerichtet Säumerweg, die Veia Crap (C steht für
Crap), gelaufen wird. Dieser Säumerweg hat eine über 400-jährige
Geschichte, wurde 1698 mit dem Crap- Durchbruch erbaut, das Bau-Konsortium
bestehend aus den beiden Steinhauern Peter Zur und Peter Tescher erhielt
dafür den Betrag von 3300 Gulden. Bergün wird nach 39 Kilometern
erreicht, die restlichen gut 3 km bis zur Marathondistanz von 42,2 km wird
über eine Zusatzschlaufe erreicht. Tuffli: Das soll nicht einfach ein
zusätzliches Abspulen sein. Auch diese Schleife ist attraktiv, führt
teilweise entlang einem Naturlehrpfad und am Schluchteingang vorbei. Bringen
wir es auf den Nenner - ein Marathon für Einsteiger und Geniesser!
Ein Fall für Peter Gschwend?
Gestartet wird dieser neue Marathon in Davos zusammen mit dem K78 und K30 um
8.00 Uhr. Die Limite bis zum Zielschluss um 15.00 h beträgt sieben
Stunden, womit die Teilnehmer bei idealen Temperaturen, speziell von 8 bis 13
Uhr, laufen können. Von den Neuerungen ab Bellaluna bis zum Crap
profitieren auch die Teilnehmer des K78. Und im Kampf um den Premierensieg an
diesem C42 gibt es auch einen bekannten Namen: Peter Gschwend! Der bald 52
Jahre alt werdende Dauerläufer aus Kloten hat in Davos schon über
alle Strecken gewonnen. Könnte er sich auch noch in die C42- Siegerliste
eintragen, so käme er dem Davoser Ehrenbürgerrecht wohl ein
schönes Stück näher... . Zum Favoritenkreis zählt auch
Marathonspezialist Urs Christen.
WALK auf neuer Strecke
Weniger stressig soll künftig der WALK sein. Führte er bisher von
Bergün nach Davos über Keschhütte/Scalettapass (42 km), so
führt er neu von Davos nach Filisur über 27,8 km und ist über
viele Strecken identisch mit dem K30. Dies bei einer Höhendifferenz von
+390 m/-920 m. Damit wird er zwar einfacher, aber nicht weniger
abwechslungsreich und ist nach wie vor der längste Nordic Walking in der
Schweiz. Mit dieser Änderung wollen die Organisatoren der stark boomenden
Entwicklung einen Beitrag leisten. Der Start erfolgt in Davos um 07.50 Uhr,
Zielschluss in Filisur ist um 14.30 Uhr.
Unveränderte Teamprüfung
Beliebt ist weiterhin die TEAM-Prüfung, bei welcher sich jetzt schon
ein neuer Teilnehmerrekord abzeichnet. Den Start machen die Biker. Nach 30,2 km
erfolgt in Alvaneu Bad die Übergabe an die Skater, welche die 11,8 km
lange Strecke zum Nervenzentrum nach Bergün zu bewältigen haben. Dann
sind die Läufer an der Reihe: Mit den Abschnitten Bergün -
Keschhütte (13,9 km), Keschhütte - Dürrboden (über Alp
Funtauna, 11,9 km) und Dürrboden - Davos (14,5 km). Da der TEAM-Start
bereits um 7.55 Uhr erfolgt, werden diese stets die Spitze des Lauf-Festivals
bilden und etwa ab 12.10 Uhr im Sportzentrum Davos einlaufen. Favorit ist das
Nationalteam Swiss Ski nordic.
Sensationelles Meldeergebnis zeichnet sich ab
Wieviele Läuferinnen und Läufer am 18. Alpine-Davos total dabei
sind, steht erst am Lauftag selbst fest. Eines ist aber schon jetzt sicher: Auf
dem Weg zur angestrebten Marke von 5000 Teilnehmern könnte dieses Jahr -
falls auch das Wetter mitmacht - ein weiterer grosser Schritt gemacht werden.
OK-Chef Andrea Tuffli: Am 1. Juli lag der Anmeldestand rund 30 Prozent (!)
höher als im Vorjahr zur gleichen Zeit.