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16. Halb-Marathon Buenos Aires, der schnellste Südamerikas

Langstrecken laufen in Südamerika ist noch immer etwas Besonderes. Selten

findet man ein Klima wie in Nordamerika oder Europa vor, und wenn dann in

Höhenlagen.

Deshalb gibt es nur wenige MARATHON- und Halbmarathonveranstaltungen bei

denen gute Resultate erzielt werden können. Eigentlich nur der

traditionelle MARATHON in Blumenau, im brasilianischen Bundesstaat Santa

Catarina, der MARATHON in Porto Alegre in Rio Grande do Sul und eben der

HALBMARATHON in Buenos Aires/Argentinien.

Läufe in der Winterzeit

Natürlich finden diese Läufe in der Winterzeit statt. Das ist hier

zwischen Mai und September. Während Blumenau und Porto Alegre zwar

schöne Städte sind, kann man sie jedoch nicht mit einer Hauptstadt

wie Buenos Aires vergleichen, eher vielleicht noch mit Rio de Janeiro, aber die

dortige Wintertemperatur fällt schwerlich unter 25 Grad. Aus diesem Grund

treibt es immer mehr Brasilianer - die ihre Laufergebnisse verbessern wollen,

nach Buenos Aires in die Hauptstadt Argentiniens.

"Gute Luft"

Temperatur, Meereshöhe und wie der Name der Stadt schon sagt - gute Luft -

, sind die positiven äusseren Voraussetzungen um sein Ziel zu

erreichen.

Wer Buenos Aires zum ersten Mal besucht, könnte auch glauben dass er

sich in Mailand, Madrid oder einem Stadtteil von Paris befände.

Europäisch sind die breiten Avenidas mit ihren mehrstockigen Wohn und

Geschäftshäusern im französischen Stil.

Die Parks erinnern an den Bois de Bologne und Rigoletta und Boca könnten

genauso Stadtteile in Mailand sein. Man besucht also Buenos Aires nicht nur des

Laufens, sondern auch der guten Restaurants, der Museen und der Flora wegen.

Nirgendwo auf dem amerikanischen Kontinent kauft man Lederwaren besser und

billiger als hier ein.

Plaza de Mayo

Doch wir waren ja aus Brasilien zum Laufen gekommen. In den letzten Jahren

wurde die Laufstrecke mehrmals geändert. Die Veranstalter haben noch nicht

das Gewicht innerhalb der Stadtverwaltung wie beispielsweise die Berliner

Veranstalter.

Start und Ziel war an der durch triste Ereignisse bekannte „Plaza de

Mayo“. Hier versammelten sich die Mütter und Angehörigen der

Vermissten und Gefangenen des Militärregimes so lange in stummer Trauer,

bis Argentinien wieder zur Demokratie zurückkehrte.

Evita

Gleich nach dem Start passiert man links den Palacio Rosado, den rosarot

getünchten Präsidentenpalast und unwillkürlich denkt man an den

legendären Präsidenten Juan Perón und Evita, die

Sagenumwobene. Es bleibt nicht viel Zeit denn rasch muss man die Avenida

Libertador überqueren, das Hupkonzert der Autofahrer wirkt ungeduldig,

denn Argentinier haben keine guten Nerven und warten können sie schon gar

nicht (aber die Polizei und Ordner haben die Straßen trotzdem autofrei

gehalten).

Die nächsten 12 Kilometer legt man im wiedererstandenen Puerto Madera

zurück. Das war einmal der Hafen von Buenos Aires, der heute zu einem

modernen Wohn-, Geschäfts- und Vergnügungszentrum umgebaut wurde.

Entlang den alten Kais erinnert man sich warum der Bewohner dieser Stadt

„Porteño“ genannt wird. Bei Km 15 ist dann die ruhige, etwas

neblige Landschaft zu Ende, wieder muss sich der Läufer vor unruhigen und

ungeduldigen Autofahrern in acht nehmen.

20-spurig

Es geht leicht hinauf zur Avenida de Julio, der angeblich breitesten Avenida

der Welt (20-spurig). Einmal hin und einmal zurück und schon biegt man

wieder in Richtung „Plaza del Mayo“ ein und wundert sich wie leicht

man wieder einmal Bestzeit gelaufen ist. Buenos Aires hat eben ein

Läuferklima (der Wind von der Mündung des Rio de la Plata sorgt

für ständige Frischluft und Austausch).

Schöner Pokal

Die diesjährige Veranstaltung (XVI. Media Maraton Ciudad de Buenos Aires)

litt etwas unter der Wirtschaftskrise des Landes, obwohl gut organisiert fand

sich kein Werbeträger bereit als ordentlicher Sponsor aufzutreten. So

mussten sich die Sieger mit einem schönen Pokal begnügen, für

die Plazierten gab es wie üblich Medaillen und ein T-Shirt. In Anbetracht

dieser nicht so einladenden Situation sind die Leistungen der Gewinner umso

bemerkenswerter:

Den Lauf der Männer gewann der Argentinier Oscar Cortinez

in der Zeit von 1:05:09 vor Cristian Fernandez 1:05:31 und Lises Sanguinetti in

1:05:49.

Den Lauf der Frauen gewann die Brasilianerin Elizabete Cruz,

in der Zeit von 1:19:17 vor Lorena Lazaro in 1:21:12 und Ana Gracas in

1:22:33.

Elizabete kommt aus Belem im Staate Pará, an der Amazonasmündung

und ist gewohnt bei Temperaturen um und über 30 Grad zu trainieren.

Nachdem sie im Norden des Landes alle Titel zwischen 10 Kilometer und dem

MARATHON gewonnen hatte, kam sie vor einem Jahr nach São Paulo, wo sie

unter der erfahrenen Anleitung des Erfolgstrainers Wanderlei Oliveira sich

systematisch verbessert. Sie träumt davon einmal einen MARATHON in Europa

bestreiten zu können.

"Das Tier"

Als Dritte kam eine weitere Brasilianerin ins Ziel „o animal“,

„das Tier“ wird sie genannt. Ana Luiza das Graças hat eine

bemerkenswerte Vergangenheit.

Sie verbrachte die ersten 18 Jahre ihres Lebens in einem staatlichen Waisenhaus

und lebte danach weitere 15 Jahre auf der Strasse. In den letzten Jahren als

Anführerin einer Strassengang. Drogen, Diebstahl, Prostitution sind ihr

nicht fremd.

Noch heute sagt sie, wenige meiner Kumpels überlebten. Sie hatte das

Glück, dass ihr irgendwann einmal jemand alte Laufschuhe gab und sie

einfach bei einem 10 Kilometer-Lauf mitlief. Sie fand soviel Freude daran, dass

sie weiterlief. Dies fiel dem Gouverneur des Staates São Paulo auf, man

bot ihre eine Unterkunft im Stadion an, gab ihr ärztliche Betreuung und

unterstützt sie mit dem notwendigsten.

Heute mit 44 Jahren ist Ana Luiza nicht mehr „das Tier“, sondern

die schnellste Läuferin Brasiliens in ihrer Altersklasse, in Buenos Aires

erreichte sie das Ziel mit 1:22,33.

Übrigens - Buenos Aires führt dieses Jahr am 10. Oktober einen

kompletten MARATHON durch.

Wir wünschen den Veranstaltern und Teilnehmern, dass es ein grosser Erfolg

wird. Dann könnte Buenos Aires zu einem der bevorzugten Läufe auf dem

gesamten amerikanischen Kontinent werden.

Eckhard E. Kupfer

Sao Paulo

www.amaisonproducciones.com.ar

www.maratondebuenosaires.com

Anmerkung der Internetredaktion:

In Buenos Aires fand zeitgleich zum Halbmarathon eine Sitzung des Board of

Directors von AIMS (Association of International Marathon and Road Races)

statt. Buenos Aires war nach Sao Paulo (BRA) die zweite Station in

Südamerika für AIMS die internationale und weltweite Verbundenheit

der großen internationalen Veranstalter (u.a. New York City, London,

Berlin) in diesem Erdteil zu präsentieren. Es gab zusätzlich ein

Seminar für nationale Veranstalter, um sich auszutauschen und kennen zu

lernen.

Am Buenos Aires Halbmarathon beteiligten sich über 3.000

Läuferinnen und Läufer aus 21 Nationen. Gleichzeitig wurde ein 5 km

Familienlauf („MEGATLON“) durchgeführt.

Der Autor des Beitrags Eckard E. Kupfer ist Deutscher, der seit

Jahrzehnten in Südamerika beruflich tätig ist. Mit einer großen

Gruppe Läufer aus Brasilien nahm er am Lauf in Buenos teil und traf Horst

Milde zufällig im Hotel und beim Laufen. Eckard Kupfer nahm schon zweimal

erfolgreich in den letzten Jahren auch am BERLIN-MARATHON teil.

Ronaldo das Costa, der Marathon Weltrekordler aus Brasilien, der 1998

seinen gefeierten Weltrekord von 2:06:05 in Berlin lief und auch die

Bronzemedaille von Vanderlei da Lima bei den Olympischen Spielen von Athen

waren die beherrschende Themen unter den Laufenthusiasten aus

Brasilien.

Sicherlich werden nach dem Treffen in Buenos Aires 2005 beim 32.

real,- BERLIN-MARATHON mehr als die diesjährigen 67 brasilianischen

Teilnehmer in Berlin am Start sein!