Dass Fabián Roncero sein Potenzial ausschöpfen konnte, war ein
Zufall. Der spanische Weltklasseläufer, der beim 21. BERLINER HALBMARATHON
als zehnter Läufer weltweit die Stundenbarriere durchbrach und in 59:52
Minuten gewann, verlor als 24-Jähriger seinen Job in einem Unternehmen
für Filmentwicklungen. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich morgens
vor und nachmittags nach der Arbeit trainiert. Das war nicht einfach, denn ich
war ziemlich müde“, erzählt der inzwischen 30-jährige
Spanier aus Madrid. So hatte die Arbeitslosigkeit etwas Gutes für
Fabián Roncero. Er hatte mehr Zeit zum Training, und schon drei Monate
später war er Spanischer Meister im Halbmarathon. „Dann bot mir die
Firma wieder eine Stelle an, aber ich lehnte ab.“
Stattdessen konzentrierte sich Fabián Roncero vollkommen auf das
Laufen. Den Sprung in die Weltelite der Langstreckenläufer schaffte er
1998, als er den Rotterdam-Marathon in 2:07:26 Stunden gewann. Damals hatte er
trotz des Sieges Pech, denn wenige Kilometer vor dem Ziel lag er noch auf Kurs
für eine Weltbestzeit. Doch Krämpfe stoppten den Spanier und zwangen
ihn sogar zu Gehpausen. So tickten die Sekunden an der damaligen
Marathon-Bestmarke von 2:06:50 Stunden vorbei. Ein Jahr später wurde er
Zweiter in Rotterdam und verbesserte dabei seinen heute noch gültigen
spanischen Rekord um drei Sekunden. Die Weltmeisterschaften von Sevilla 1999
sollten ein Höhepunkt in seiner Karriere werden. Doch während dieses
Marathons stellte sich ein Rückenproblem ein, das Fabián Roncero
bei brütender Hitze mit Temperaturen von über 40 Grad zur Aufgabe
zwang. Erst ein Jahr später konnte er wieder bei einem Rennen über
die klassische Distanz an den Start gehen. Aufgrund der starken nationalen
Konkurrenz war Roncero nicht für den olympischen Marathon nominiert
worden. „Das war ein Schock für mich, als ich das erfuhr.“ In
Berlin wollte er deswegen zeigen, dass sein Verband mit dieser Entscheidung
einen Fehler gemacht hatte. Doch der Spanier kam wieder nicht ins Ziel.
Aussichtsreich im Rennen liegend, stoppten ihn Muskelprobleme kurz vor
Kilometer 30.
Der Ausstieg beim real,- BERLIN-MARATHON war ein Grund für
Fabián Roncero, nun beim BERLINER HALBMARATHON zu starten. Zeitgleich
fand auch in Lissabon ein Lauf über die genau 21,0975 km lange Strecke
statt, der einerseits räumlich andererseits aber auch finanziell
attraktiver gewesen wäre. Doch der Spanier möchte in Berlin etwas
gutmachen. Das ist ihm bei seiner Berliner Generalprobe für den
Rotterdam-Marathon, der in drei Wochen stattfindet, gelungen.
Zur Leichtathletik war Fabián Roncero einst auf Umwegen gekommen.
Denn als Kind war sein Lieblingssport Karate, gefolgt von Fußball und
Handball. Als 14-Jähriger begann er dann mit dem Laufen und wurde
während der ersten Jahre von seinem Vater trainiert. Mit 20 kam er zu der
Film-Firma, und nach der Kündigung entwickelte sich seine Karriere.